Internationales Notprogramm des Komitees für eine Arbeiter*inneninternationale (CWI)
Erklärung des Internationalen Sekretariats des Komitees für eine Arbeiter*inneninternationale vom 18. April 2020
In dieser beispiellosen Zeit der Covid-19-Pandemie und des raschen wirtschaftlichen Zusammenbruchs ist das Komitee für eine Arbeiter*inneninternationale (engl. Committee for a Worker’s International, CWI) der Ansicht, dass man sich nicht darauf verlassen kann, dass der Kapitalismus und die herrschenden Klassen die große Mehrheit der Bevölkerung auf dem Planeten schützen versorgen können.
Welche Maßnahmen kapitalistische Regierungen jetzt auch immer ergreifen, ihr letztendliches Ziel wird es sein, den Fortbestand ihres Systems zu sichern. Und früher oder später werden sie versuchen, die Arbeiter*innenklasse, die Armen und viele aus der Mittelschicht die Last dieser Krise tragen zu lassen. Das CWI erklärt, dass es unbedingt einer sozialistischen Antwort bedarf. Wir legen hiermit ein Programm zur Bekämpfung dieser Pandemie und zur Verteidigung des Lebensstandards zur Diskussion und zum Handeln vor. Es handelt sich um ein internationales Programm, das auf breit gefassten Forderungen basiert, die die Arbeiter*innenbewegung, kommunale Organisationen sowie Gesundheits- und medizinische Organisationen in verschiedenen Ländern diskutieren und ergänzen können, um den Erfordernissen der örtlichen Bedingungen gerecht zu werden.
Verteidigt die arbeitenden Menschen – nicht das kapitalistische Profitsystem!
Covid-19 hat eine weltweite medizinische, wirtschaftliche und soziale Krise ausgelöst. Hunderte von Millionen Menschen sind sowohl von der Pandemie als auch von einer sich rasch entwickelnden Wirtschaftskrise bedroht.
Die ecuadorianische Provinz Guayas – in der Guayaquil liegt, die größten Stadt des Landes – vermittelt ein schreckliches Bild von dem, was passieren könnte. In den ersten beiden Aprilwochen starben in Guayas 6.700 Menschen, sechsmal mehr als die üblichen 1.000 Todesfälle, die im gleichen Zeitraum dort erwartet wurden. So viele sterben, dass die Menschen gezwungen sind, die Leichen bis zu fünf Tage lang in ihren Häusern in Guayaquil aufzubewahren, während einige Leichen auf den Straßen liegen geblieben sind.
Es besteht dringender Handlungsbedarf, um die Covid-19-Pandemie und den drohenden Absturz in die Armut zu stoppen. Aber was kann konkret getan werden?
In den meisten Ländern wurden die Auswirkungen der Pandemie durch eine Kombination aus dem Nichtvorhandensein eines gut finanzierten nationalen Gesundheitssystems, das allen zur Verfügung steht, und in Europa und anderswo durch die Auswirkungen jahrelanger staatlicher Ausgabenkürzungen in Krankenhäusern und im allgemeinen Gesundheitssystem verschlimmert. Die Situation im reichsten Land der Welt, den USA, zeugt von der Unfähigkeit des so genannten “freien Marktes”, Gesundheitsversorgung für die gesamte Bevölkerung bereitzustellen.
In den meisten Teilen der Welt sind es die Armen, die Alten und die Menschen mit Langzeiterkrankungen, die am meisten leiden. Während in Afrika, Asien, im Nahen Osten und in Lateinamerika diese Pandemie eine neue Katastrophe zu verursachen droht, führt sie in einigen Ländern zu einer barbarischen Situation, in der bereits viele unter erbärmlichen Bedingungen leben, die durch Armut und Krankheiten wie Malaria, Tuberkulose und Typhus entstanden sind.
Aufgrund der bisherigen Ergebnisse der weltweit herrschenden Klassen und der kapitalistischen Regierungen, die jetzt vor allem das kapitalistische Profitsystem verteidigen, können die arbeitenden Menschen weder auf deren Fähigkeit noch Bereitschaft vertrauen, diese medizinische und zunehmend wirtschaftliche Krise im Interesse der Arbeiter*innenklasse, der Armen und sogar der größten Teile der Mittelklasse zu bewältigen.
In dieser Krise kämpft das CWI für den Aufbau unabhängiger Aktionen der Arbeiter*innenklasse zur Unterstützung eines sozialistischen Programms , um die von Covid -19 ausgelöste Krise zu bewältigen. Das bedeutet, sich den Behauptungen kapitalistischer Regierungen zu widersetzen, dass “wir alle im selben Boot sitzen” und “alle Opfer bringen müssen”. Das CWI ist der Ansicht, dass die herrschenden Klassen, also diejenigen, die die Geschicke der Gesellschaft bestimmen, nicht auf Pandemien vorbereitet haben und besonders von den letzten Jahren der zunehmenden Ausbeutung profitiert haben, dafür zahlen sollten.
Das CWI unterstützt jede Maßnahme, die dazu dient, Kranke zu behandeln und zur ernsthaften Bewältigung der vielseitigen Auswirkungen der Covid-19-Pandemie beizutragen. Aber da kapitalistische Regierungen für die arbeitenden Menschen nicht vertrauenswürdig sein können, fordern wir die Kontrolle der Beschäftigten über die ergriffenen Maßnahmen unter Einbeziehung von Gesundheitsexpert*innen und tatsächlichen Vertreter*innen der arbeitenden Menschen.
Das CWI ist der Ansicht, dass es ein prinzipieller Unterschied ist, ob Gewerkschaften oder “linke” politische Parteien mit Regierungen und Unternehmern über spezifische Forderungen verhandeln oder ob sie sich mit ihnen zu verbünden bei dem Versuch, ihr System zu retten.
In dieser dringlichen Situation sind es die Organisationen der Lohnabhängigen, insbesondere die Gewerkschaften, und – dort, wo es solche gibt – die linken Parteien, die den Kampf für kostenlose medizinische Behandlung, eine abgestimmte Suche nach Behandlungsmöglichkeiten und einem Impfstoff gegen Covid-19, sowie eine notfallmäßige Verteidigung des Lebensstandards aufnehmen müssen.
Bei Ausgangssperren und Kontaktbeschränkungen fordert das CWI Maßnahmen zur sofortigen Sicherung des Lebensstandards der Arbeitsunfähigen, zur Aufrechterhaltung der notwendigen Versorgung mit Nahrungsmitteln und Medizin sowie zum Schutz der Ärmsten der Gesellschaft. Während nationale Gewerkschaftsführungen aufgefordert sind, unabhängige Handlungen zur Mobilisierung und Erkämpfung der notwendigen Maßnahmen durchzuführen, werden sich Sozialist*innen auch darum bemühen, Bewegungen von unten aufzubauen – von den Arbeitsplätzen und lokalen Gemeinschaften -, die umfassendere Aktionen initiieren und damit beginnen können, demokratische Aufsicht und Kontrolle über all das zu schaffen, was vor sich geht. Dies wäre eine Grundlage für die Wiederbelebung der Arbeiter*innenbewegung als dynamische Kraft, die weltweit für die arbeitenden Menschen und den Sozialismus kämpft.
Das CWI ist der Ansicht, dass die Hauptpunkte eines sozialistischen Programms zur Bekämpfung dieser Pandemie und der sich entfaltenden Wirtschaftskrise auf den folgenden allgemeinen Forderungen basieren:
Behandlung und medizinische Versorgung
- Kostenlose und schnelle Behandlung für alle, die sie benötigen. Kostenlose für alle zugängliche Tests. Regelmäßige kostenlose Tests für Pflegepersonal und Rettungskräfte. Kostenlose Bereitstellung von Schutzausrüstungen, wie Gesichtsmasken, wo sie benötigt werden oder ihre Verwendung angeordnet wird.
- Sofortige Erhöhung der Geldmittel für Gesundheitsdienste und Sozialfürsorge nach Bedarf. Übernahme privater medizinischer Einrichtungen und Planung eines schnellen Ausbaus öffentlich betriebener Gesundheitseinrichtungen, einschließlich Pflegeheimen und des Personals.
- Angemessener Schutz für alle Beschäftigten an vorderster Front im medizinischen Bereich, in der Pflege und im Hilfsdienst sowie für Notfallhelfer*innen.
- Verstaatlichung der großen Pharmakonzerne und anderer damit verbundener Unternehmen, um einen Notfallplan für Forschung, Produktion und schnelle Lieferung von Medikamenten, Impfstoffen, Behandlungen, medizinischem Equipment sowie Schutzausrüstungen zu gewährleisten, um den Bedürfnissen der Menschen gerecht zu werden.
- Auf den Ausbruch von Pandemien muss wie in Kriegszeiten mit der dringenden Notfall-Produktionsumstellung und der Beschlagnahmung von Produktionsanlagen reagiert werden – allerdings unter Kontrolle und Verwaltung der arbeitenden Bevölkerung – sowohl national und international – um die notwendigen Medikamente, medizinische Ausrüstung und Schutzkleidung für den Bedarf und nicht für den Profit zu produzieren.
- Sobald entwickelt, müssen Anti-Covid-19-Medikamente und Impfstoffe weltweit frei verfügbar sein.
Schutz der Beschäftigten
- Volle Sicherheitsmaßnahmen und Beschäftigungsrechte für alle Arbeiter*innen, unabhängig davon, ob sie arbeiten oder nicht.
- Kein*e Beschäftigte*r hat den Preis dafür zu zahlen, dass er oder sie dabei hilft, die Ausbreitung des Virus einzudämmen. Jede*r Arbeiter*in, der oder die von Ausgangssperren oder Kontaktbeschränkungen betroffen ist, sich selbst isolieren muss, sich um gefährdete Angehörige kümmern muss oder wegen Kinderbetreuung oder Verkehrssperren arbeitsunfähig ist, sollte vom ersten Tag an und so lange wie nötig vollen Lohn erhalten und nicht gezwungen werden, Jahresurlaub oder unbezahlten Urlaub zu nehmen.
- (Solo-)Selbständige, Leiharbeiter*innen, Beschäftigte auf Abruf und Arbeiter*innen in der “Gig-Economy”, die sich selbst isolieren müssen oder von Ausgangssperren bzw. Kontaktbeschränkungen betroffen sind, sollten Notstandsbeihilfen erhalten, von denen sie leben können.
- Wenn reguläre Leistungen nicht sofort ausgezahlt werden können, müssen schnell Sonderbeihilfen an private Haushalte ausgezahlt werden, um sicherzustellen, dass Beschäftigte, Arbeitslose und Arme sich eindecken können, um Ausgangssperren bzw. Kontaktbeschränkungen zu überstehen.
- Keine Entlassungen, betriebsbedingte Kündigungen mit Lohnausfall oder krisenbedingte Änderungen der Arbeitsbedingungen in der Produktion, in der Logistik, im öffentlichen oder privaten Dienstleistungssektor. Öffnung der Geschäftsbücher aller Unternehmen, denen Entlassungen oder Schließung drohen, zur Überprüfung durch gewählte Personal- und Gewerkschaftsvertretungen.
- Um die Arbeitsplätze und Einkommen der Arbeiter*innen zu verteidigen, sollten Unternehmen, die von Arbeitsplatzverlust oder Schließung bedroht sind, unter demokratischer Kontrolle und Leitung der Beschäftigten verstaatlicht werden, wobei die Eigentümer nur auf Grundlage der nachgewiesenen Bedürftigkeit entschädigt werden sollten. Diesen Unternehmen sollten Finanzmittel zur Verfügung gestellt werden, damit sie ihre Beschäftigten voll bezahlen können, solange ein längerfristiger Plan noch diskutiert und umgesetzt wird.
- Staatliche Finanzmittel, möglicherweise über lokale Behörden, zur Unterstützung kleiner lokaler Betriebe und Gemeinschaftsunternehmen, die sich in Schwierigkeiten befinden – solche Härtefonds müssen demokratisch von Ausschüssen kontrolliert werden, an denen Beschäftigte und lokale Gruppen beteiligt sind.
- Verstaatlichung der großen Logistikkonzerne wie Amazon, UPS, DHL usw., um einen einheitlichen Vertriebsdienst bereitzustellen, der im Interesse der Mehrheit der Bevölkerung handelt, mit einer unbefristeten und festangestellten Belegschaft, mit guter Bezahlung und Arbeitsbedingungen und dabei einen Dienst anbietet, der mit Postdiensten und kleinen Unternehmen kooperiert.
- Keine Aushöhlung des Koalitionsrechts der Arbeiter*innen, einschließlich der demokratischen Tätigkeit von Gewerkschaften und politischen Parteien.
- Die Gewerkschaften sollen sicherstellen, dass in jedem Betrieb ein gewerkschaftsübergreifender Gesundheits- und Sicherheitsausschuss besteht, der gemeinsame Maßnahmen zur Gewährleistung der Sicherheit vereinbart.
Schutz der Gemeinschaft
- Wo es notwendig ist, sollten die Gewerkschaften die Führung bei der Förderung demokratischer Selbstorganisation zur Beschaffung von Versorgungsgütern und ihrer fairen Verteilung und Preisfestlegung übernehmen – einschließlich Maßnahmen gegen Profitmacherei und Schwarzmarkthandel.
- Bei Bedarf Einrichtung öffentlicher Küchen und Hilfszentren auf lokaler Ebene zur Verteilung von Nahrungsmitteln, Medikamenten und anderen lebensnotwendigen Gütern. Notfallmaßnahmen zur Bereitstellung einer angemessenen Versorgung mit billigem Trinkwasser und sicheren Sanitäranlagen. Die Kontrolle und Verteilung solcher Versorgungsgüter soll in den Händen demokratischer Ausschüsse liegen, die auf lokaler Ebene eingerichtet werden und sich aus gewählten Vertretungen von Gewerkschaften, Kommunal-/Nachbarschaftsverbänden, Basisgruppen usw. zusammensetzen, um Betrug, Preismissbrauch und andere raffgierige Methoden zu unterbinden.
- Wo Schulen geschlossen werden, muss eine qualitativ hochwertige Kinderbetreuung für besonders schutzbedürftige Familien und den Kindern der sogenannten “systemrelevanten Beschäftigten” unter der demokratischen Kontrolle von Beschäftigten der Bildungs- und Sozialberufe mit angemessenem Schutz für alle organisiert werden. Notfallmäßige Fortsetzung der Bereitstellung von Mahlzeiten für Kinder, die normalerweise in der Schule ernährt werden, durch die Kommunalbehörden unter Kontrolle lokaler Verwaltung und der Gewerkschaften.
- Angesichts der Tatsache, dass Ausgangssperren bzw. Kontaktbeschränkungen den Pendelverkehr beeinträchtigen, müssen Transportmöglichkeiten geschaffen werden, um sogenannte “systemrelevante Beschäftigte” von Zuhause zur Arbeit und zurück zu befördern, wobei die soziale Distanzierung bei den Transportmitteln sowie die umfassende Virustestung und der Schutz der Transportbeschäftigten zu gewährleisten sind.
Wohnen
- Niemand sollte sein Zuhause wegen des Coronavirus verlieren; keine Zwangsräumungen oder Zwangsvollstreckungen während dieser Krise.
- Für diejenigen, die mit Entlassungen oder Einkommenseinbußen konfrontiert sind, sollten Hypotheken-, Miet- und Nebenkostenzahlungen entweder für die Dauer der Covid-19-Krise erlassen oder ausgesetzt und später von demokratisch kontrollierten lokalen Gremien überprüft werden, um sicherzustellen, dass sie wirklich bezahlbar sind.
- Die Regierungen müssen dafür sorgen, dass Sozialleistungen für Wohnraum leicht verfügbar sind und Einkommensverluste sowie alle Mietkosten vollständig abgedeckt werden.
- Staatliche Finanzierung von Härtefonds für demokratisch kontrollierte lokale Behörden, um allen privaten Kleineigentümer*innen zu helfen, die sich in echter Not befinden.
- Lokale Behörden sollten leerstehende Häuser übernehmen, um obdachlose Menschen und jene in inadäquaten Wohnverhältnissen unterzubringen. Hotels sollten für Notunterbringungen genutzt werden.
- Seit Jahren haben private Vermieter, Bauunternehmer und viele räuberische “Sozialvermieter” enorme Vermögen auf Kosten der Arbeiter*innenklasse angesammelt. Um die Überbelegung von Wohnungen sowie die ungeheuerlichen Lebensbedingungen und unbezahlbaren Mieten zu beenden, brauchen wir massenhafte staatliche Wohnungsbauprogramme, tatsächlich bezahlbare Mieten und die Sicherung der Mietverhältnisse.
Demokratische Rechte
- Nein zu polizeilicher und staatlicher Repression unter dem Deckmantel der Bekämpfung von Covid-19. Keine Angriffe auf demokratische Rechte und keine Herrschaft per Dekret.
- Für die Presse- und Medienfreiheit und das Recht auf freie Meinungsäußerung und Koalitionsfreiheit. Für die Verteidigung aller demokratischen Grundrechte bei der Bekämpfung des Virus.
- Demokratische Gewerkschaftsaufsicht über alle Notfallmaßnahmen der Regierung oder des privaten Sektors, die zur Eindämmung des Virus und seiner Auswirkungen ergriffen wurden, wie z.B. Beschränkungen von öffentlichen Versammlungen oder Streiks und Rationierung der Supermarktversorgung.
Der Kapitalismus basiert auf Profit, nicht auf den Bedürfnissen der Menschen
Es sollte kein Vertrauen darauf gesetzt werden, dass prokapitalistische Politiker*innen, die für die Krise im Gesundheitswesen und anderen öffentlichen Diensten verantwortlich sind, mit der Coronavirus-Krise zurechtkommen. Sie unterstützen und verteidigen das System, das dazu geführt hat, dass viele Millionen von Menschen auf der ganzen Welt keine angemessene Gesundheitsversorgung haben. In den meisten Ländern, einschließlich der entwickelten kapitalistischen Staaten, gibt es wiederholte Sparmaßnahmen und Versuche, den Kapitalisten durch Privatisierung die Möglichkeit zu geben, von der Gesundheitsversorgung zu profitieren.
Sogar während der Abriegelungen durften in einigen Ländern nicht lebensnotwendige Industrien weiterlaufen, selbst wenn die “soziale Distanzierung” nicht aufrechterhalten werden konnte.
- Neben dem Kampf für vollen Lohn für alle Entlassenen müssen die Gewerkschaften bundesweit koordinierte Proteste und Streiks zum Schutz der Menschen anführen, falls die erforderlichen Gesundheits- und Sicherheitsmaßnahmen an den Arbeitsplätzen und/oder in den Kommunen nicht ergriffen werden.
- Es müssen Notfallpläne aufgestellt werden, um die stillgelegten Volkswirtschaften wieder hochzufahren und den drohenden wirtschaftlichen Zusammenbruch zu meistern, aber dies muss geschehen, um die Bedürfnisse der Menschen und nicht die Profite der Kapitalisten zu sichern. Das Streben von Präsident Trump und anderen führenden Politiker*innen der Welt nach einem schnellen Wirtschaftsneustart wird von Profit- und politischen Interessen getrieben. Trump blickt auf die US-Wahlen im November. Für jene Bosse, die nicht in Finanzwirtschaft und Spekulation involviert sind, stammen die Profite aus der Arbeitskraft der Arbeiter*innenklasse und dem Verkauf ihrer Produkte. Viele Kapitalisten wollen, dass die Wirtschaft so schnell wie möglich wieder hochgefahren wird, um wieder Gewinne zu erzielen, trotz des Risikos neuer Pandemiewellen für ihre Beschäftigten und der breiteren Bevölkerung, was besteht, solange kein Impfstoff gegen Covid-19 zur Verfügung steht.
- Sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene sind Neustartpläne erforderlich, die im Interesse der arbeitenden Menschen sind. Sie sollten auf demokratische Weise von den Gewerkschaften und der breiteren lohnabhängigen Bevölkerung ausgearbeitet werden, um sich auf Prioritäten zu einigen, nicht nur auf die Wiederaufnahme von Produktion und Handel usw. Das Ziel würde darin bestehen, den Lebensstandard zu erhalten und zu verbessern und gleichzeitig die dringenden sozialen und ökologischen Bedürfnisse zu befriedigen, die noch heftiger als bisher aufgedeckt werden.
- Um Lehren aus dieser Pandemie zu ziehen, sind umfassende, demokratisch durchgeführte Untersuchungen unter der Leitung von Vertreter*innen des medizinischen Personals, medizinischen Expert*innen und der breiteren lohnabhängigen Bevölkerung dringend notwendig, um zu untersuchen, was passiert ist, um Vorschläge für den Umgang mit künftigen Pandemien vorzubereiten und um diejenigen zur Rechenschaft zu ziehen, die für mangelnde Vorbereitung, Sparmaßnahmen und politische Entscheidungen verantwortlich sind, die die Auswirkungen von Covid-19 verschlimmert haben.
Der Kapitalismus kann die Lohnabhängigen nicht schützen – Eine Alternative für die Arbeiter*innen aufbauen
Diese Krise zeigt erneut, dass das kapitalistische System, das den Profit in den Vordergrund stellt und auf Wettbewerb basiert, die Gesellschaft nicht schützen kann und regelmäßig von Krisen heimgesucht wird. Das ist der Grund, warum der Staat gezwungen ist, auf der ganzen Welt einzugreifen und häufig die meisten Zuschüsse, Subventionen und Steuererleichterungen an die größten Unternehmen und reichsten Einzelpersonen zu vergeben.
Aber für die Masse der Bevölkerung muss diese Intervention im Interesse der Arbeiter*innen sein und nicht im Interesse der Profite der großen Unternehmen. Der einzige Weg, dies zu erreichen, ist jedoch die Umsetzung eines demokratischen sozialistischen Produktions- und Verteilungsplans, der den Bedürfnissen der Mehrheit der Gesellschaft entspricht.
Das CWI ist der Auffassung, dass dies die Antwort auf die Frage ist, wer für den Ausweg aus dieser Krise zahlen soll, welche die kapitalistische Regierungen bereits jetzt aufwerfen, während sie versuchen, den Weg für die Senkung des Lebensstandards vorzubereiten. Die Arbeiter*innenbewegung muss ganz klar zum Ausdruck bringen, dass nicht die Arbeiter*innenklasse, die Armen, die Rentner*innen usw. zahlen sollten, sondern die Kapitalisten, die sowohl individuell als auch in Unternehmen Vermögen gemacht und oft versteckt haben. Darüber hinaus offenbart die gestiegene Rolle des Staates die Unfähigkeit des Kapitalismus, mit der Krise fertig zu werden. Was wir brauchen, sind Arbeiter*innenregierungen, die mit Unterstützung breiterer Schichten der Gesellschaft die Banken, Finanzinstitutionen und die großen Unternehmen, die die Volkswirtschaften dominieren, in Staatsbesitz nehmen und sie unter der demokratischen Kontrolle und Verwaltung der Arbeiter*innenklasse führen, damit wir die Entscheidungen darüber treffen können, was nötig ist. Entschädigungen sollten nur auf der Grundlage des nachgewiesenen Bedarfs gezahlt werden.
Um das zu erreichen ist es notwendig, Arbeiter*innenmassenparteien aufzubauen, die Arbeiter*innen, junge Menschen, Sozialist*innen und Aktivist*innen aus Betrieben und lokalen Gemeinschaften, sowie aus Umwelt- Antirassismus und Antikürzungsbewegungen zusammenbringnen, um eine kämpferische politische Alternative zu den unternehmerfreundlichen Parteien zu schaffen.
Diese Krise ist auch eine Bewährungsprobe für die Regierungen, denn sie werden daran gemessen werden, was sie tun, welche Ergebnisse sie erzielen und in wessen Interesse sie handeln. Die unvermeidlichen Fragen, warum die Krise entstanden ist und wie Regierungen darauf reagiert haben, müssen von Sozialist*innen hervorgehoben und beantwortet werden; es ist eine Gelegenheit, den ausbeuterischen und brutalen Charakter des Kapitalismus zu erklären und Unterstützung für das Ziel zu gewinnen, Regierungen an die Macht zu bringen, die die arbeitenden Menschen vertreten und einbeziehen, um die sozialistische Umgestaltung der Gesellschaft durchzusetzen.
Die rasche Ausbreitung der sozialen und wirtschaftlichen Krise ist ein weltweites Problem, das die Notwendigkeit einer internationalen Lösung deutlich macht. Sie wird weit verbreitete Fragen über die Zukunft des Planeten nicht nur in wirtschaftlicher, sondern auch in sozialer und ökologischer Hinsicht aufwerfen. Sie hat erneut gezeigt, dass der Kapitalismus soziale Krisen nicht bewältigen kann, geschweige denn der großen Mehrheit ein sicheres Leben bieten kann. Die Idee einer internationalen Alternative für Arbeiter*innen, einer sozialistischen Welt, in der die Ressourcen des Planeten für die große Mehrheit genutzt und nicht im Interesse der Bosse und Superreichen ausgebeutet und ruiniert werden, ist heute noch relevanter und lebenswichtiger als zuvor. Der Aufbau dynamischer, kämpferischer Bewegungen, die in den einzelnen Ländern und international für diese sozialistische Transformation kämpfen und sie umsetzen, ist die vorrangige Aufgabe der heutigen Zeit, der sich das CWI verpflichtet hat.