Trotz Absage der DGB-Kundgebungen gab es in über 50 Städten Proteste
Die Gewerkschaftsspitzen hatten alle Kundgebungen zum diesjährigen Ersten Mai abgesagt und den traditionellen Kampftag der Arbeiter*innenklasse damit ad absurdum geführt. Die Verlagerung auf eine Online-Veranstaltung konnte dementsprechend mit offiziell 80.000 Teilnehmenden nur deutlich weniger Kolleginnen und Kollegen mobilisieren,als die Straßendemonstrationen und Kundgebungen der letzten Jahre.
In Zeiten, in denen die Regierenden die Axt an Arbeiter*innenrechte, wie das Arbeitszeitgesetz, anlegen und Millionen von Arbeitslosigkeit bedroht sind, übt sich die Gewerkschaftsführung in einem „konstruktiven“ Schulterschluss mit Regierung und Kapital und verzichtet freiwillig darauf, die Beschäftigten zur Gegenwehr zu mobilisieren. Der Gesundheitsschutz ist hier kein überzeugendes Argument, weil es natürlich möglich gewesen wäre, Kundgebungen und Demonstrationen, ggf. dezentral, unter Einhaltung von Abstands- und Hygieneregeln durchzuführen.
Trotzdem blieben die Straßen am 1. Mai nicht leer, denn Basisgewerkschafter*innen und linke Aktivist*innen haben in über fünfzig Städten trotzdem Aktionen und Proteste durchgeführt. Dafür hatte sich im April ein bundesweite Bündnis „Heraus zum 1. Mai“ gebildet, vielfach waren auch Gruppen der LINKEN beteiligt. Diese Aktionen reichten von Demonstrationen mit hunderten Beteiligten, wie unter anderem in München, Stuttgart und Düsseldorf bis zu, aufgrund strenger polizeilicher Auflagen, vielen Kleinaktionen mit begrenzter Teilnehmer*innenzahl, wie das zum Beispiel in Berlin der Fall war. Hier hatten Aktive der Vernetzung für kämpferische Gewerkschaften (VKG), an der Sol-Mitglieder beteiligt sind, gemeinsam mit anderen Gewerkschafter*innen eine Kundgebung auf dem Alexanderplatz durchgeführt. Ebenfalls in Berlin waren am Abend des Ersten Mai einige Tausend linke Demonstrant*innen auf die Straße gegangen.
Sol-Mitglieder waren unter anderem in Aachen, Köln, Dortmund, Bochum, Hamm, Rostock, Dresden, Berlin, Mainz und Stuttgart an solchen Protesten beteiligt und unterstützten in Wien die Sozialistische Offensive.