thyssenkrupp: Stoppt Merz und die Profitmacher!

Aktuelles Flugblatt der Sol Bochum

Nein zum Kahlschlag bei thyssenkrupp!

Erhalt aller Werke und Arbeitsplätze!

Auch in Corona-Zeiten: IGM in die Offensive

Der Kahlschlag hat begonnen: Kolleg*innen kommen aus dem Corona-Zwangsurlaub und kriegen die Kündigung. Schon vor Corona plante der Konzernvorstand um Merz und Burkhard, 6.000 Arbeitsplätze abzubauen und Werke zu schließen. Standorte u. a. in Duisburg, Bochum, Hagen, Olpe, Varel werden geschlossen oder stehen auf der Abschussliste. Kolleg*innen kommen in Geldnot, weil sie auf Kurzarbeit sind. Weil die Investoren angesichts der Wirtschaftskrise um ihre Profite fürchten, ist auf keinen Sozialplan oder „Tarifvertrag Zukunft“ mehr Verlass. Nur wenn die IG Metall einen entschlossenen Kampf führt, kann die Zukunft tausender Kolleg*innen gesichert werden.

Stahlindustrie in öffentliches Eigentum

Betriebsrat und IGM-Führung glauben, dass Investitionen in den Stahl die Marktposition des Konzerns stärken und somit Arbeitsplätze sichern würden. Das Problem ist aber: Die Weltwirtschaft ist in der Krise und die Marktmechanismen drängen Unternehmen zu Entlassungen. Diese Krise wird durch Corona verschärft und beschleunigt, hat sich aber schon seit Monaten abgezeichnet (2019 sank das deutsche Wirtschaftswachstum von 1,5 auf 0,6 Prozent) – und im Endeffekt ist sie eine „klassische“ kapitalistische Krise, und zwar von historischem Ausmaß. Statt darauf zu hoffen, dass die Arbeit„geber“seite zu höheren Investitionen bewegt werden könnte, um thyssenkrupp im internationalen Hauen und Stechen um Marktanteile gegen die Konkurrenz zu stärken (und damit die Krisenlasten auf die Kolleg*innen aus anderen Unternehmen abzuwälzen), sagen wir als Sozialist*innen:

Die Kapitalisten haben sich lange genug als unfähig erwiesen, eine sichere Zukunft zu garantieren! Wir sind für die Überführung von thyssenkrupp und der gesamten Stahlindustrie in öffentliches Eigentum unter der demokratischen Kontrolle und Verwaltung von gewählten Vertreter*innen aus Belegschaften, Gewerkschaften und arbeitender Bevölkerung – rechenschaftspflichtig, abwählbar und zu einem durchschnittlichen Facharbeiterlohn. Das ist die Grundvoraussetzung für die Rettung von Arbeitsplätzen und die Organisation der Wirtschaft nach den Bedürfnissen von Mensch und Natur. Großaktionäre gehören enteignet, während Belegschafts- und Kleinaktionär*innen entschädigt sowie Sozialleistungen und Pensionsansprüche garantiert werden müssen.

IGM in die Offensive

Der IG Metall kommt eine wesentliche Rolle bei der Abwehr des Kahlschlags im Konzern zu. Die Kolleg*innen zeigen immer wieder ihre Bereitschaft, für ihre Zu­kunft zu kämpfen. Mit einer entschlossenen Streiktaktik könnten die Vorstands­pläne binnen Tagen vom Tisch gefegt werden. Dabei ist es wichtig, dass nicht einzelne Sparten und Werke gegeneinander ausgespielt werden, sondern Solidarität organisiert wird: Auch in den derzeit profitablen Bereichen muss der Kampf für die gemeinsame Zukunft aufgenommen werden!

Corona diente als Argument, auf Mobilisierungen zu Tarifverhandlungen oder zum 1. Mai zu verzichten. Dass aber auch in Zeiten der Pandemie Arbeitskämpfe möglich sind, zeigt der eindrucksvolle Kampf der Kolleg*innen des Maschinenbauers Voith im bayerischen Sonthofen. 98 Prozent der 500 Kolleg*innen stimmten für Streik, mit Sicherheitsabstand und Masken finden Demonstrationen und Aktionen gegen Streikbruch statt. (Bericht auf www.solidaritaet.info)

Jetzt ist die Zeit für entschlossene gewerkschaftliche Gegenwehr. Und zwar nicht nur auf der Ebene von Gesprächen mit dem Vorstand!

Die Macht der Gewerkschaft liegt nicht darin, dass sie ihre Vertreter*innen in den Aufsichtsrat entsenden „darf“ oder das Vorschlagsrecht für den Arbeitsdirektor im Konzernvorstand hat. Im Gegenteil: Leute wie der ehemalige IGM-NRW-Be­zirksleiter Burkhard, der auf seinem Vorstandsposten 4,2 Millionen Euro im Jahr (11.000 Euro am Tag) kassiert, leben in einer völlig anderen Welt als die lohnabhängig Beschäftigten und vertreten deshalb eher die Interessen der Kapitalisten als die der Belegschaft. Dass das Kapital überhaupt bereit ist, die Gewerkschaft einzubeziehen, liegt an der enormen potenziellen Macht der organisierten Kolleg*innen, im Arbeitskampf den ganzen Konzern aus den Angeln zu heben. Anfang des Jahres haben die spontanen Proteste vor dem Duisburger Grobblechwerk den Vorstand gezwungen, seine Schließungsdrohung auf 2022 zu verschieben. Dabei haben die Kolleg*innen nur mit den Muskeln gespielt.

Was wäre, wenn die IGM zu Versammlungen in allen Abteilungen und Werken aufrufen würde, um Kolleg*innen in die Diskussion über Forderungen und die Vorbereitung eines Arbeitskampfes einzubeziehen? Wenn Kündigungen mit Arbeitsniederlegungen und Kundgebungen unter Einbeziehung anderer von Entlassung bedrohter Belegschaften und der solidarischen Öffentlichkeit vor Ort beantwortet würden? Wenn die IGM einen konzernweiten Streiktag mit Großdemonstration vor der Essener Zentrale ausrufen würde?

Die Vorstandspläne könnten zurückgeschlagen und der gesellschaftliche Druck für die Überführung der Stahlindustrie in öffentliches Eigentum aufgebaut werden. Ein entschlossener Arbeitskampf bei thyssenkrupp würde Sympathien und Solidarität in weiten Teilen der Gesellschaft wecken und wäre eine Inspiration für alle von Entlassung bedrohten Beschäftigten.

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