Kolleg*innen fordern die Einberufung einer Konferenz von Aktiven im Gesundheitswesen.
Interview mit Ariane Müller, Krankenschwester, Betriebsrätin und Ver.di-Aktive im Krankenhaus Bremen Mitte.
Vor einem halben Jahr hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) die Pflegekräfte zu Held*innen erklärt und bessere Arbeitsbedingungen versprochen. Hat sich seither etwas getan?
Ja, die gesetzlichen Krankenkassen und die Krankenhausgesellschaft wollen Pflegekräften, die mit Covid 19 in Berührung kamen, eine Prämie von 1.000 Euro zahlen. Die anderen gehen leer aus – als hätten die Prämie nicht alle verdient! Zu dieser Spaltung der Belegschaft kommt noch, dass wir Betriebsräte über die Zahlung entscheiden sollen. Uns schiebt man den Schwarzen Peter zu. Das ist unzumutbar.
Nach wie vor haben wir viel zu wenig Personal. Die Pflegekräfte auf Station sind oft ausgelaugt. Kein Wunder, selbst die unzureichenden Personaluntergrenzen hat Spahn zu Beginn der Coronakrise ausgesetzt. Dabei bräuchten wir dringend mehr Leute und eine deutliche Arbeitszeitreduzierung.
Eurer Meinung nach, gehen die Probleme aber noch weiter. Was muss sich ändern?
Die Fallpauschalen müssten abgeschafft und das Gesundheitswesen ausreichend finanziert werden. Es muss Schluss mit Privatisierung und Schließung von Krankenhäusern sein. Eigentlich hätte man in der Tarifrunde die Möglichkeit, die Bedingungen in der Pflege deutlich zu verbessern, aber die Forderung nach nur 4,8 Prozent Entgeltsteigerung hat viele Kolleg*innen enttäuscht. Zumindest die gilt es jetzt voll durchzusetzen.
Ihr fordert von ver.di die Einberufung einer Krankenhauskonferenz. Wieso?
Wir müssen als Aktive und Beschäftigte bundesweit miteinander diskutieren können wie es jetzt weitergeht. Wenn wir die Fallpauschalen abschaffen, Rekommunalisierungen von Kliniken durchsetzen und bessere Arbeitsbedingungen erkämpfen wollen, dann müssen wir eine Kampagne planen. Dafür ist es dringend nötig, dass ver.di alle Aktiven bundesweit zusammenholt. Dafür sammeln wir – eine Gruppe von aktiven Kolleg*innen aus verschiedenen Krankenhäusern – Unterschriften.
Kontakt: kh-aktivenkonferenz@web.de