Nein zur Super League!

Top-Vereine in Europa treiben die Kommerzialisierung des Profifußballs auf eine neue Stufe

Zwölf europäische Fußball-Spitzenclubs haben sich darauf geeinigt, einen neuen europäischen Elitewettbewerb zu gründen. Es droht eine nochmalige Verschärfung der kommerziellen Entwicklung des Profifußballs.

Von Torsten Sting, Rostock

Längst ist der Profifußball ein Milliardengeschäft geworden. Eine Steigerung ist nicht mehr möglich? Denkfehler! Die Topclubs aus England, Spanien und Italien haben beschlossen, ab der nächsten Saison einen neuen Wettbewerb namens Super League aus dem Boden zu stampfen. Mit dabei sind z.B. Real Madrid, der FC Liverpool und Juventus Turin.

Dieser neue Wettbewerb steht in Konkurrenz zur Champions League des europäischen Fußballverbandes UEFA und bedroht dessen Geschäftsmodell. Fehlen namhafte Topclubs, dann droht die Champions League zu einer Veranstaltung zweiter Klasse degradiert zu werden.

Die Super League hat nur noch bedingt etwas mit sportlichem Wettbewerb zu tun. Kraft ihrer finanziellen Möglichkeiten und guten Connections zur Finanzwelt, können einige wenige Clubs mitmachen und sind fortan gesetzt. Ein paar Vereine können sich, nach aktuellem Stand der Dinge, wohl für den Wettbewerb qualifizieren. Aber 15 der insgesamt 20 Vereine die angestrebt werden, sind jedes Jahr fix in diesem Format dabei. Der finanzielle Treiber des Projektes ist die US Bank JP Morgan, die über beste Beziehungen zum Präsidenten von Real Madrid, Florentino Peréz, verfügt. Alle Gründungsmitglieder sollen zusammen schlappe 3,5 Milliarden Euro Startkapital erhalten.

Was steckt dahinter?

In den letzten 25 Jahren hat sich das kommerzielle Rad immer schneller gedreht. Der Einsatz stieg noch und nöcher, die Spielergehälter erklommen astronomische Höhen. Laut einem Bericht der spanischen Zeitung „El Mundo“ kassierte Lionel Messi bei seinem Arbeitgeber FC Barcelona zwischen 2017 und 2021 unglaubliche 555 Millionen Euro! Dieser unfassbare Vertrag und die vielen anderen Millionengehälter, sind ein wesentlicher Grund dafür, weshalb der katalanische Club mittlerweile etwa eine Milliarde Euro Schulden angehäuft hat. Durch die Einnahmeverluste im Zuge der Corona-Pandemie haben auch einige andere europäische Spitzenvereine Schwierigkeiten den verrückten Status Quo weiter finanzieren zu können. Die Idee der Super League ist nicht neu und geistert schon seit einigen Jahren durch die europäischen Stadien. Unter dem Druck der momentanen Situation, scheinen die verantwortlichen Manager nun den Schritt wagen zu wollen, obwohl die UEFA mit weitreichenden Konsequenzen droht.

Das ausgerechnet deren Boss Alexander Ceferin jetzt die Moral Keule schwingt, ist an Heuchelei kaum zu überbieten. In Richtung der Super League Gründer meinte er:“Offenbar ist ihre Gier so stark, dass ihnen alle Werte abgegangen sind.” Und weiter:“Mit dieser Idee spuckt man allen Fans und der Gesellschaft ins Gesicht.” Das gleiche kann man über die UEFA, FIFA, den DFB, die DFL und so ziemlich jeden Profi-Club (zumindest der ersten Ligen) und deren Management auch sagen!

Widerstand von unten

Natürlich ist es richtig, dass sich Fan-Gruppierungen gegen die Super League wenden. Ebenso müssen all jene Pläne bekämpft werden, die eine weitere Kommerzialisierung auf nationaler und internationaler Ebene zur Folge haben. Dafür müssen sich Fans von unten, über alle sportlichen Rivalitäten hinweg, zusammenschließen und mit Aktionen Druck aufbauen.

Der Kapitalismus degradiert alles zur Ware, auch eine der schönsten Nebensachen der Welt. Es lohnt sich um diesen schönen Sport zu kämpfen und eine weitere Motivation zu entwickeln, jenes System zu bekämpfen, dass ihn pervertiert.

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