Dresden: Pflegekräfte auf der Straße

Zum sechsten Mal rief das „Bündnis für Pflege“ zu Aktionen zum Tag der Pflege auf

Hunderte Menschen demonstrierten am 12. Mai in Dresden gegen den Pflegenotstand. Das „Bündnis für Pflege“ hatte erneut anlässlich des Tags der Pflege dazu aufgerufen. Beschäftigte des Universitätsklinikums wollen für einen Tarifvertrag Entlastung kämpfen.

von Steve Hollasky

Es müsse Schluss sein mit Personalmangel, schlechter Bezahlung und Überlastung, erklärte Dorit Hollasky, Sprecherin des „Bündnis für Pflege Dresden“ und Sol-Mitglied im Pressegespräch im Gewerkschaftshaus wenige Tage vor dem Walk of Care. Wolle man diese Missstände wirklich abschaffen, dann müsse endlich Schluss sein mit Privatisierungen, mit Krankenhausschließungen und Profitstreben, so Dorit Hollasky weiter. „Wir vom Bündnis sind für ein Gesundheitswesen und eine Pflege in öffentlicher Hand, demokratisch kontrolliert durch die Beschäftigten“, stellte sie im Gewerkschaftshaus weiter dar.

Schon Wochen vor dem Walk of Care zum Tag der Pflege am 12. Mai wurde durch das „Bündnis für Pflege“ kräftig für den Tag mobilisiert. Das Interesse der Presse war enorm. Interviews bei ColoRadio, im Sachsenfernsehen, Beiträge in den „Dresdner Neuesten Nachrichten“ oder im Fahrgast TV in den Dresdner Straßenbahnen informierten schon vor dem 12. Mai über die geplante Demonstration zum „Tag der Pflege“.

Zudem warb das Bündnis mit Flyern und Plakaten und einem sehr engagierten digitalen Auftritt für den Walk of Care. Auf Instagram erklärten Bündnisaktivist*innen in einem Countdown ab sieben Tage vor der Demonstration weshalb sie persönlich hingehen werden. So erklärte Anna, sie wolle keine unzureichenden Personaluntergrenzen, sondern eine verbindliche Personalbemessung nach Bedarf. Susann stellte die Auswirkungen des Pflegenotstands auf das Personal in der Altenpflege und die Bewohner*innen von Seniorenwohneinrichtungen dar. Viel beachtet und geteilt wurde auch der Mobilisierungsclip des Bündnis.

Mobilisierungsvideo des “Bündnis für Pflege”

Special Guests: Beschäftigte des UKD

Etwa 150 der 500 an der Demonstration Teilnehmenden waren Beschäftigte des Universitätsklinikums Dresden (UKD). Die Kolleg*innen dort wollen zusammen mit der Gewerkschaft ver.di einen Tarifvertrag zur Entlastung (TVE) erkämpfen. Ziel soll es sein, mehr Personal auf die Stationen zu holen. Hierfür soll tariflich geregelt werden, welche Menge Arbeit eine Pflegekraft erledigen kann und welche Mechanismen greifen werden, wenn das Personal nicht ausreichen sollte.

Am Tag der Pflege haben die Beschäftigten insgesamt 2.587 Unterschriften an die Geschäftsführung des UKD übergeben. Mit dieser Petition fordern die Beschäftigten die Geschäftsführung auf, Verhandlungen für einen TVE mit ver.di aufzunehmen. Danach liefen sie den Walk of Care mit.

Gute Stimmung, gute Reden

Auf der Auftaktkundgebung stellte Dorit Hollasky als Sprecherin des Bündnis die Forderungen des „Bündnis für Pflege“ dar: Ein Ende des Profitstrebens, eine gesetzliche Personalbemessung nach realem Bedarf in Krankenhäusern und der (Alten-)Pflege, die Rekommunalisierung privatisierter Betriebe und eine Pflege und ein Gesundheitswesen in öffentlicher Hand .

Nach ihr redeten vier Beschäftigte des UKD und erklärten, wie enorm die Überlastung inzwischen geworden ist. Anne Pötzsch vom Bündnis sprach über die Situation von Frauen in Pflegeberufen. Benjamin Ludwig, ver.di-Sekretär und Aktivist im „Bündnis für Pflege“, stellte die Ergebnisse einer kürzlich veröffentlichten Studie der Hans-Böckler-Stiftung vor, laut der hunderttausende Pflegekräfte, die dem Beruf inzwischen den Rücken gekehrt haben, bereit wären zurückzukommen, sollten sich die Bedingungen wirklich verbessern.

Danach ging es lautstark zum Zwischenkundgebungsplatz vor einem Altenpflegeheim. Dort wurde über die Arbeit von Betriebsräten in der Altenpflege informiert. Noch immer hat der weit überwiegende Teil der privaten Betreiber von Altenpflegeheimen keinen Betriebsrat, was in der Rede bemängelt wurde. Zudem wurde in einem weiteren Beitrag verlangt, dass nicht 100 Milliarden für Rüstung ausgegeben werden sollen, sondern für die Pflege.

Von dort ging es mit ohrenbetäubenden Sprechchören in die Innenstadt, wo vor dem Kulturpalast die Abschlusskundgebung abgehalten wurde. Jonas sprach dort über den Kampf gegen Privatisierungen und Marvin erklärte, weshalb man sich keine Hoffnungen bezüglich der Amtsführung Lauterbachs machen sollte.

Zum Abschluss wurde das vom Bündnis gedichtete Lied „so viel Stress“ für wenig Geld unter großer Beteiligung gesungen.

Weitere Presseberichte

https://www.sachsen-fernsehen.de/share/1033129

https://www.dnn.de/lokales/dresden/walk-of-care-pflegekrafte-protestieren-BHOEV7E4PMLKCRHCUEHT46K6AA.html

https://www.johannstadt.de/2022/05/walk-of-care-demonstration-zum-tag-der-pflegenden/

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