Debatte: Das CWI und die Frauenfrage

Verteidigung unserer Ideen, Methoden und Kampagnen im Kampf gegen Frauenunterdrückung

Am 18. August erschien überraschend ein Artikel auf der Website der irischen Sektion der International Socialist Alternative (ISA), der Organisation, die sich 2019 vom Komitee für eine Arbeiter*inneninternationale (CWI) abspaltete. Dieser Artikel mit dem Titel “The CWI and Socialist Feminism – Redressing a Checkered History” (Das CWI und sozialistischer Feminismus – Neuordnung einer wechselvollen Geschichte) wurde von Laura Fitzgerald verfasst und gibt vor, eine Analyse der historischen und aktuellen Herangehensweise des CWI an die Frage der Unterdrückung der Frau und der Frage von sozialistischem Feminismus zu sein, wobei der Schwerpunkt auf der Socialist Party in England und Wales liegt.

Von Christine Thomas, Socialist Party England und Wales

Diese Frage stand im Mittelpunkt der Debatte, die dazu führte, dass sich die ISA vom CWI abspaltete. Warum also hat die ISA drei Jahre später, nach einer intensiven und ausführlichen Debatte, beschlossen, diesen Artikel jetzt zu veröffentlichen? Könnte es sein, dass die Mitglieder der ISA in diesen drei Jahren in der Praxis festgestellt haben, dass die Kritik der ISA-Führung am Ansatz des CWI völlig unbegründet war? Dass sie deutlich gesehen haben, wie die Mitglieder der Socialist Party in England und Wales auf die Proteste gegen geschlechtsspezifische Gewalt nach dem schrecklichen Mord an Sarah Everard reagiert haben; die Herangehensweise des CWI an die Proteste gegen die Aufhebung des Urteils Roe vs. Wade in den USA und die internationalen Solidaritätsbewegungen; unsere Strategie an den Universitäten für Kampagnen gegen geschlechtsspezifische Gewalt und Belästigung und unser Kampfprogramm für Arbeiterinnen? Dass wir die internationalen Frauenbewegungen zu Themen wie Gewalt gegen Frauen, sexuelle Belästigung, reproduktive Rechte und Sexismus im Allgemeinen keineswegs “unterschätzt” oder “abgetan” haben, wie die ISA behauptete, sondern dass wir uns aktiv an Kampagnen zu diesen Fragen beteiligt und ein Programm und eine Strategie zur Verteidigung und Ausweitung bestehender Errungenschaften und zur Beendigung der Unterdrückung von Frauen vorgelegt haben?

Oder könnte es sein, dass ISA-Basis-Mitglieder gesehen haben, wie sich die Organisation, die behauptet, einen “Null-Toleranz-Ansatz” gegen Sexismus, Belästigung und Missbrauch zu unterstützen, tatsächlich verhält, wenn sie mit einer konkreten Situation konfrontiert wird, wie es bei der ISA in England und Wales in Unison, der Gewerkschaft des öffentlichen Dienstes, der Fall war? Im Jahr 2019 wurde Paul Holmes, ein linkes Mitglied des Bundesvorstands (NEC) von Unison, von einfachen Mitgliedern in seinem Bezirk Kirklees, darunter vierzehn Frauen, des Mobbings und des Missbrauchs beschuldigt und von seinem Arbeitgeber und der Gewerkschaft suspendiert. Mitglieder der Socialist Party im NEC argumentierten, dass diese schwerwiegenden Anschuldigungen von der Gewerkschaft gründlich untersucht werden sollten und dass Paul Holmes in der Zwischenzeit nicht der Kandidat der Linken für die damals anstehende Wahl zum Generalsekretär sein sollte (1). Im Gegensatz dazu unterstützte die ISA weiterhin seine Kandidatur für das Amt des Unison-Generalsekretärs im Jahr 2020 und dann seine Wahl zum Präsidenten der Gewerkschaft im Jahr 2021. Die beiden ISA-Mitglieder im Exekutivausschuss widersetzten sich auch nicht der Entscheidung des nun mehrheitlich linken Bundesvorstands, den Fall im März 2022 ohne Anhörung, Erklärung oder Begründung fallen zu lassen, obwohl der Untersuchungsbeauftragte von Unison sagte, dass “der Fall zu klären” sei.

Fülle an Material

Doch was auch immer die Gründe für die Veröffentlichung dieses Artikels sein mögen, Laura Fitzgerald hat das Unmögliche geschafft. Sie hat es geschafft, eine Analyse der Geschichte des CWI zur Frage des Kampfes gegen die Unterdrückung der Frauen zu schreiben, ohne die Fülle des Materials, das wir in den letzten mehr als vierzig Jahren zu diesem Thema produziert haben und von dem wir im Folgenden die wichtigsten auflisten, scheinbar wirklich gelesen zu haben. Das ist keine geringe Leistung. Während sie auf die angeblichen theoretischen Schwächen und “angeborenen Mängel” des CWI und das “Fehlen eines systematischen, integrierten und ernsthaften Ansatzes für unsere sozialistische feministische Arbeit über Jahrzehnte hinweg” abzielt, gibt sie nicht ein einziges konkretes Beispiel dafür, worin diese angeblichen theoretischen Mängel bestehen.

Was sind die entscheidenden “Korrekturen” der Ideen von Marx und Engels, mit denen wir uns offenbar nicht “auseinandergesetzt” haben? Wenn sie so wichtig sind, warum sagt sie dann nicht, was sie sind? Und was sind die praktischen Schlussfolgerungen, die aus diesen überarbeiteten Ideen gezogen werden sollten? Auch hier: nichts. In Wirklichkeit haben wir über Jahrzehnte hinweg die Wurzeln der Frauenunterdrückung analysiert und die Analyse von Marx und Engels auf der Grundlage anthropologischer und historischer Erkenntnisse aktualisiert, die zu der Zeit, als sie schrieben, noch nicht verfügbar waren. Diese Analyse wurde in dem Buch “Es muss nicht bleiben, wie es ist: Frauen und der Kampf für Sozialismus” zusammengefasst, das 2010 von der Socialist Party veröffentlicht, in zahlreiche Sprachen übersetzt und im gesamten CWI weithin gelesen wurde (2). Die Neuauflage von 2016 enthält auch einen Anhang, der auf einem Artikel basiert, der erstmals im September 2014 in der theoretischen Zeitschrift der Socialist Party, Socialism Today, anlässlich des 130-jährigen Jubiläums der Veröffentlichung von Engels’ bahnbrechendem Werk Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staates erschienen ist und der diese Aspekte noch weiter ausführt (3).

Wenn unsere Analyse so unvollständig ist, warum wirbt die ISA in den USA dann immer noch auf ihrer Website für die Broschüre “Sozialistischer Feminismus und die neue Frauenbewegung”, wenn, wie sie in der Einleitung sagen, die Teile eins und zwei auf “Es muss nicht bleiben, wie es ist” basieren? Gibt es theoretische Differenzen zwischen der irischen und der amerikanischen Sektion der ISA über die Unterdrückung der Frau? Oder hat Laura “theoretische Schwächen” im Material des CWI erfunden, um zu versuchen, die Spaltung der ISA gegenüber ihren Mitgliedern zu rechtfertigen?

Laura behauptet, dass es dem Internationalen Sekretariat (IS) des CWI über Jahrzehnte hinweg an “politischem Material” zum Thema Frauenunterdrückung mangelte. Als Beispiel für einen “Tiefpunkt” führt sie den Entwurf eines Dokuments zu den Weltperspektiven für eine Sitzung des Internationalen Exekutivkomitees (IEK) des CWI im Dezember 2017 an, in dem zunächst kein spezifischer Hinweis auf die Frauenunterdrückung enthalten war. Dabei lässt sie völlig außer Acht, dass es auf dem CWI-Weltkongress 2016, dem höchsten Gremium des CWI, ein separates Diskussions- und IS-Dokument zur Frauenunterdrückung gab, das einstimmig angenommen wurde und zu dem Laura und die anderen Delegierten der irischen Sektion keine Änderungsvorschläge machten.

Unglaublicherweise kritisiert Laura F., dass wir Clara Zetkin, den Zhenotdel (die sowjetische Abteilung für arbeitende und bäuerliche Frauen) und die stalinistische Konterrevolution in der Sowjetunion nicht “ausreichend beleuchten”. Selbst wenn Laura anfangs nichts von unserem Material zu diesen Themen wusste, hätte sie, wenn sie sich die Mühe gemacht hätte, unsere Websites zu durchsuchen – was jeder getan hätte, der sich ernsthaft mit der Geschichte des CWI und der Frauenunterdrückung befassen wollte -, einen 7.500 Wörter umfassenden Artikel über Alexandra Kollontai gefunden, der das Leben und die Schriften dieser Revolutionärin sowie die Arbeit der Bolschewiki unter den Frauen, einschließlich der Arbeit des Zhenotdel, behandelt (4). Oder der Artikel “Der Kampf für Frauenrechte und Sozialismus – Frauen nach der Wende”, der erstmals in Socialism Today im November 1999 erschien. Darüber hinaus gibt es das Kapitel “Was geschah in Russland?” in “Es muss nicht bleiben, wie es ist”. Noch weiter zurückgehend wurde in der Militant International Review (MIR) in dem Zeitraum, in dem Laura den Mangel an Material über Frauen kritisiert, ein wichtiger Artikel mit dem Titel „Frauen und die Sowjetunion“ veröffentlicht (5). Wir sollten auch hinzufügen, dass die deutsche Sektion ein Buch von Alexandra Kollontai sowie Broschüren und Bücher über/von Clara Zetkin veröffentlichte (6).

Im gleichen Zeitraum, als MIR nur ein-, zwei- oder gelegentlich dreimal im Jahr und nicht monatlich wie Socialism Today erschien, veröffentlichten wir neben Artikeln über Frauen, die Laura nicht erwähnt (7), auch eine wegweisende Broschüre über die Frage der positiven Diskriminierung (8), die Laura bequemerweise ignoriert, so wie sie auch keinen Hinweis auf “Wessen Wahl: Frauen der Arbeiter*innenklasse und Geburtenkontrolle”, ein wichtiges Buch über reproduktive Rechte (9). Vielleicht ist sie der Meinung, dass diese Veröffentlichungen nicht ausreichend theoretisch sind, da sie nicht unkritisch “marxistische Akademiker*innen” zitieren, wie Laura es tut? Allein die Verwendung des Begriffs auf diese Weise ist unserer Tradition fremd. Was sind “marxistische Akademiker*innen”, wenn nicht jemand, der die Theorie von der Praxis trennt? Und welchen Nutzen hat das für die Bewegung? Natürlich erwähnt Laura nicht die vielen theoretischen Artikel über die Frauenfrage, die in der Zeitung Militant erschienen sind.

Noch unglaublicher ist die völlig unbegründete Kritik, wir hätten nicht ausreichend analysiert, wie die Unterdrückung der Frau “im Laufe der kapitalistischen Geschichte auf unterschiedliche Weise reproduziert und verankert wurde”. In den Kapiteln zwei, drei und vier von “Es muss nicht bleiben, wie es ist” wird genau das getan, indem detailliert erläutert wird, wie der Kapitalismus als System die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern und die Familie als wirtschaftliche und soziale Institution von früheren Klassengesellschaften übernommen hat, die er dann für seine eigenen wirtschaftlichen und sozialen Interessen ausgenutzt hat. In diesen Kapiteln und in zahlreichen Artikeln haben wir im Laufe der Jahre immer wieder die Entwicklung des Kapitalismus und seine Auswirkungen auf alle Aspekte des Lebens von Frauen analysiert – natürlich auch die Auswirkungen des Neoliberalismus. Wir haben insbesondere analysiert, wie die historische geschlechtsspezifische Arbeitsteilung in der Familie dem Kapitalismus sowohl wirtschaftlich als auch gesellschaftlich zugute gekommen ist. Und doch ist unsere Analyse, so Laura, ohne erneut konkrete Beispiele zu nennen, unzureichend im Vergleich zu der “präziseren” Analyse der “sozialen Reproduktionstheorie”, auf die sie sich in ihrem Artikel völlig unkritisch bezieht.

Welche praktischen Schlussfolgerungen?

Selbst unter der Annahme, dass dies richtig wäre, was sich bei einer echten Untersuchung unseres Materials als völliger Unsinn herausstellen würde, welche praktischen Lehren können aus der angeblich überlegenen “Theorie” gezogen werden? Laura verweist auf die Broschüre “Feminismus der 99%: Ein Manifest”, die sich auf die Theorie der sozialen Reproduktion stützt und die wir in Socialism Today (10) besprochen haben. Will sie damit sagen, dass wir zu einem “reproduktiven Streik” aufrufen sollten, d.h. dass Frauen Sex und Hausarbeit verweigern sollten, wie es die Anhänger*innen der sozialen Reproduktionstheorie in “Feminismus der 99 Prozent” tun, als Teil einer ernsthaften Strategie zur Beendigung der Unterdrückung der Frauen? Glaubt die ISA, dass Streiks von Frauen in den Sektoren der “sozialen Reproduktion”, d.h. im Pflegesektor, eine besondere Art von radikaleren feministischen Streiks sind, wie es die Verfasserinnen des Manifests offensichtlich tun, und nicht Teil des allgemeinen Klassenkampfes? Die Tatsache, dass ISA-Mitglieder den Streik der Pflegekräfte in Glasgow für gleichen Lohn 2018 als “feministischen Streik” und nicht als Klassenkampf von überwiegend weiblichen Beschäftigten gegen die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern bezeichnet haben und uns dafür kritisiert haben, dass wir auf die solidarische Unterstützung der Streikenden durch überwiegend männliche Müllwerker hingewiesen haben, die sich weigerten, ihre Streikposten zu überqueren, deutet darauf hin, dass sie dies tun.

Vor allem aber sieht “Feminismus der 99 Prozent” eindeutig die “globale feministische Bewegung” als führend bei der Umgestaltung der Gesellschaft, mit der organisierten Arbeiter*innenklasse als “Verbündeten”. Will ISA damit sagen, dass diese Schlussfolgerung aus der Theorie der sozialen Reproduktion “präziser” ist als unsere Schlussfolgerung aus dem Marxismus, dass es die organisierte Arbeiter*innenklasse ist, die im Mittelpunkt des Kampfes zum Sturz des Kapitalismus und zur Beendigung der Unterdrückung der Frauen steht? Ist das der Grund, warum Laura ein Zitat aus der Debatte über die Namensänderung innerhalb der englischen und walisischen Sektion im Jahr 1996 kritisiert, in dem die Schlüsselrolle der industriellen Arbeiter*innenklasse hervorgehoben wird, was ihrer Meinung nach Kämpfe gegen Fragen der Unterdrückung “verunglimpft”? Es ist absurd, wenn sie schreibt, dass dies die Ansicht “impliziert”, dass die mächtigsten Arbeiter*innen weiße Männer sind! Dies ist die gleiche Kritik, die die Anhänger der sozialen Reproduktionstheorie vorbringen, um gegen den “veralteten Marxismus” zu argumentieren!

In unserer Rezension von “Feminismus der 99 Prozent” schreiben wir ganz klar, dass “für Marxist*innen die zentrale Hauptfkraft im Kampf die Arbeiter*innenklasse aller Geschlechter sein muss”. Immer wieder haben wir in den letzten vierzig Jahren in veröffentlichten Artikeln die wachsende Bedeutung von Arbeiterinnen hervorgehoben und darauf hingewiesen, dass sie die Hälfte und in einigen entwickelten kapitalistischen Ländern sogar die Mehrheit der Arbeiter*innen ausmachen (11). Wie wir in dem Leitartikel von Socialism Today, “Covid, Kapitalismus und die doppelte Unterdrückung der Frau” (12), schrieben, “machten Frauen schon vor Covid mehr als die Hälfte der Gewerkschaftsmitglieder aus… Wenn man sich die Sektoren ansieht, in denen die größten Zuwächse zu verzeichnen sind, wie z. B. im Bildungswesen und in der Sozialfürsorge, wird klar, dass Frauen eine entscheidende Rolle bei der lebenswichtigen Aufgabe zukommt, die Gewerkschaften in Organisationen umzuwandeln, die in der Lage sind, für ihre Interessen und die Interessen aller Arbeiter*innen zu kämpfen”.

Laura räumt zähneknirschend ein, dass das CWI “in den 1990er Jahren eine notwendige Haltung eingenommen hat, indem es den so genannten ‘Postfeminismus’ ablehnte – ein neoliberales Konzept, das behauptete, dass die Gleichberechtigung für Frauen zum Greifen nah sei, wenn sie sich als Individuen darum bemühen würden”. Aber wenn das der Fall ist – und wenn man die große Menge an Material liest, das wir in den 90er Jahren und zu Beginn dieses Jahrhunderts produziert haben – wird klar, dass dem so ist (13), warum sollten wir dann in der Debatte plötzlich unsere zentrale Analyse, dass die Unterdrückung der Frauen im Kapitalismus nicht beendet werden kann, aufgegeben haben, wie Laura phantasievoll behauptet? Als wir während der Debatte vor drei Jahren schrieben, dass in den Ideen des Postfeminismus “ein Körnchen Wahrheit” stecke, bezog sich dies eindeutig auf die materielle Grundlage für das Wachstum postfeministischer Ideen: dass in den 1990er Jahren mehr Frauen als je zuvor ins Berufsleben eintraten; dass einige in Bereiche vordrangen, die zuvor Männern vorbehalten waren, wie Medizin, Jura usw.; dass Mädchen in der Schule im Allgemeinen besser abschnitten als Jungen.

Prozesse wie diese stützten die falsche Vorstellung, dass “die Gleichheit vor der Tür stünde”, wenn die Frauen nur aufhören würden, sich wie Opfer zu verhalten und an ihre eigenen Fähigkeiten als Individuen glauben würden – eine Vorstellung, die vom Postfeminismus propagiert wurde, vor allem in der Populärkultur. Unser gesamtes Material hat diese falsche Analyse widerlegt. Wir haben klar dargelegt, dass trotz einiger Verbesserungen der Situation der Frauen im Laufe der Jahrzehnte aufgrund der organischen Krise des Kapitalismus eine wirkliche Gleichstellung und Befreiung der Geschlechter unmöglich ist, da der Kapitalismus weiterhin Frauen aus der Arbeiter*innenklasse als billige “flexible” Arbeitskräfte ausbeutet und sich auf die unbezahlte Arbeit von Frauen im Haushalt verlässt, während Sparmaßnahmen und Privatisierung die öffentlichen Dienste dezimieren. All dies verstärkt die rückständigen Vorstellungen von der Ungleichheit der Geschlechter, die die Ursache für Gewalt gegen Frauen, sexuelle Belästigung und Sexismus sind.

Ähnlich absurd ist die Behauptung, dass wir einen Ansatz des “kruden Ökonomismus” vertreten, der “Fragen der Arbeiter*innenklasse” von “Fragen der Unterdrückung” trennt und infolgedessen Kämpfe gegen Unterdrückung außerhalb der Arbeiter*innenbewegung “abtut”. Diese Behauptung stützt sich auf Lauras verzerrte Interpretation einzelner Zitate. Jeder, der sich die Zeit genommen hat, die unten aufgelisteten Artikel und Bücher zu lesen, was Laura natürlich nicht getan hat – oder sie hat sie gelesen, sich aber entschieden, sie zu ignorieren -, würde keinen Zweifel daran haben, dass wir sowohl die ökonomische als auch die kulturelle Unterdrückung von Frauen ernst nehmen, dass wir analysieren, wie beides die Produkte der Klassengesellschaft sind und untrennbar miteinander verbunden sind, wie der Kapitalismus beides verstärkt und aufrechterhält und wie und warum eine sozialistische Gesellschaft die Grundlage für die Beseitigung aller Unterdrückung schaffen würde (14).

Natürlich enthalten die Veröffentlichungen von Organisationen, die 40 Jahre oder länger zurückliegen, zwangsläufig einige Formulierungen, die man heute nicht mehr unbedingt verwenden würde. Es gab zum Beispiel eine Zeit, als der Anteil der Frauen an der Erwerbsbevölkerung viel geringer war als heute und als die Arbeiter*innenklasse mit einer galoppierenden Inflation konfrontiert war, sodass wir über “Ausschüsse von Gewerkschaften, Hausfrauen und anderen” sprachen, um die Preise als Schritt in Richtung einer sozialistischen Wirtschaftsplanung zu kontrollieren. Natürlich würde diese Forderung heute nicht mehr so formuliert werden. Die Sprache entwickelt sich, wenn sich die Umstände ändern.

Fehlgeleitete Ideen kritisieren

In der Vergangenheit haben wir auch die Ideen und Strategien der kleinbürgerlichen Führung von Bewegungen gegen Unterdrückung kritisiert und werden dies auch weiterhin tun, wo diese existieren. Die von Laura vorgebrachte Behauptung, dies sei gleichbedeutend mit dem Verwerfen von Unterdrückungsfragen als “kleinbürgerlich”, ist völliger Blödsinn. Wir haben Artikel verfasst, in denen wir die Lehren aus früheren Frauenbewegungen ziehen und untersuchen, wie Frauen aus verschiedenen Klassen Unterdrückung erlebten und welche Methoden und Strategien sie im Kampf dagegen einsetzten (15). Im Kapitel Klasse und Identität in “Es muss nicht bleiben, wie es ist” nehmen wir das Entstehen der jüngsten weltweiten Bewegungen gegen die Unterdrückung der Frau vorweg. Es ist klar, dass wir in diese Bewegungen eingreifen sollten, wenn wir die Kräfte dazu haben. Die entscheidende Frage ist nicht, ob wir intervenieren, sondern wie wir intervenieren: “Wo sich heute Bewegungen entwickeln, an denen Frauen aus verschiedenen Klassen und mit unterschiedlichem Hintergrund beteiligt sind, würden wir versuchen, diese auf die Organisationen der Arbeiter*innenklasse auszurichten und die Rolle zu erläutern, die diese Organisationen spielen können, um individuelle Kämpfe kollektiv voranzubringen, die Gesellschaft zu verändern und Frauenunterdrückung generell zu beenden” (16).

Deshalb haben wir in der Debatte vor drei Jahren das Beispiel der Kampagne gegen häusliche Gewalt (“Campaign against Domestic Violence”, CADV) angeführt, einer sehr erfolgreichen, breit angelegten Kampagne, die von Militant Labour (dem Vorläufer der Socialist Party) in den frühen 1990er Jahren initiiert wurde. Unabhängig davon, wie lange die Kampagne zurückliegt, sind die Methoden, die unsere Partei in dieser Kampagne anwandte, auch heute noch gültig; Methoden, die, wie wir in der Debatte erklärten, die ISA in Irland auf dem Höhepunkt der Kampagne zum Abtreibungsreferendum im Jahr 2018 aufgegeben hatte. Während wir uns bei CADV in erster Linie darauf hätten konzentrieren können, rechtliche Änderungen für Frauen zu erreichen, die häusliche Gewalt erleben – eine dringende Notwendigkeit angesichts der Tatsache, dass eine von vier Frauen unter Missbrauch leidet und jede Woche zwei Frauen von einem aktuellen oder ehemaligen Partner getötet werden -, haben wir im Gegensatz zu anderen Organisationen, die Kampagnen zu diesem Thema durchführen, immer betont, wie wichtig es ist, Forderungen nach einer Rechtsreform mit Forderungen nach mehr Mitteln für Zufluchtsorte und dauerhafte öffentliche Wohnungen, einem angemessenen Mindestlohn, einer qualitativ hochwertigen, erschwinglichen Kinderbetreuung usw. zu verknüpfen; materielle Änderungen, die es Frauen ermöglichen würden, rechtliche Verbesserungen in der Praxis zu nutzen und eine gewalttätige Beziehung zu verlassen.

Wie wir im Norden Irlands gesehen haben, wo Frauen 2019 das gesetzliche Recht auf Abtreibung erhielten, ohne dass die Einrichtungen für den tatsächlichen Zugang zu Abtreibungen geschaffen wurden, waren 161 Frauen immer noch gezwungen, nach England und Wales zu reisen, um ihre Schwangerschaften 2021 zu beenden. Das ist einer der Gründe, warum das CWI während der Debatte die falsche Trennung kritisierte, die die irischen Genoss*innen im Süden in dem von ihnen während der Kampagne zum Abtreibungsreferendum erstellten Hauptmaterial vornahmen, und zwar zwischen der Erlangung des gesetzlichen Rechts auf Abtreibung und den umfassenderen wirtschaftlichen Forderungen, die notwendig sind, um sicherzustellen, dass ein solches Recht ausgeübt werden kann – wie etwa eine kostenlose allgemeine Gesundheitsversorgung, die es in Irland nicht gibt. Diese Forderungen müssten organisch mit der Notwendigkeit einer sozialistischen Gesellschaftsveränderung zur Beendigung der Unterdrückung der Frau verknüpft werden.

Ebenso wichtig war die klare und konsequente Ausrichtung der CADV auf die Gewerkschaften und die Arbeitsplätze, was dazu führte, dass jede größere Gewerkschaft eine Position und einen Leitfaden zu häuslicher Gewalt verabschiedete. Wir waren uns darüber im Klaren, dass die Kampagne enorm gestärkt werden würde, wenn es gelänge, die potenzielle Macht der Millionen Mitglieder zählenden Gewerkschaften zu nutzen, um das Bewusstsein für das Problem zu schärfen, rechtliche Änderungen zu erreichen und die wirtschaftlichen Reformen durchzusetzen, die erforderlich sind, damit Frauen der Gewalt entkommen können. Darüber hinaus würden die Frauen und Männer, die sich an der Kampagne beteiligen, ein Verständnis für die zentrale Rolle entwickeln, die die Arbeiter*innenklasse bei der Überwindung des Kapitalismus, im Kampf für Sozialismus und bei der Schaffung der Grundlage für die Beseitigung von Frauenunterdrückung spielen muss.

Während der Kampagne zum Abtreibungsreferendum in Irland gab es keine derartige Ausrichtung auf die Gewerkschaften oder die Betriebe, eine ernste verpasste Gelegenheit und ein falsches Beispiel für die Mitglieder der Socialist Party in Irland und die Tausenden von Menschen, die sich für das gesetzliche Recht auf Abtreibung einsetzten. Dies steht jedoch im Einklang mit ihrem unkritischen Lob für die Verfechter*innen der Theorie der sozialen Reproduktion, die die Rolle der klassenübergreifenden Bewegungen gegen die Unterdrückung der Geschlechter überhöhen und die Rolle der organisierten Arbeiter*innenklasse im Kampf gegen Frauenunterdrückung herunterspielen. Warum findet Laura es “interessant”, dass die Kampagne in Schweden “Nenn mich nicht Hure”, die in Schulen durchgeführt wurde, eine andere Ausrichtung hatte? In Wirklichkeit sollte sich jede ernsthafte Kampagne, die in Schulen und Hochschulen gegen Sexismus geführt wird, nicht nur an die Schülerinnen und Schüler richten, sondern auch an die Lehrer*innengewerkschaften, deren Solidarität und Unterstützung eine solche Kampagne eindeutig verstärken würde, sowie an die breitere Gewerkschaftsbewegung, um die kapitalistische Kontrolle des Bildungssystems in Frage zu stellen.

Laura kritisiert die CADV, weil “diese Initiative nicht vom Internationalen Sekretariat oder der britischen Bundesleitung ausging, sondern von Frauen, die meist außerhalb der zentralen Führung standen”. Zusammen mit Bemerkungen wie “im gesamten CWI gab es nie eine einheitliche Position zu sozialistischem Feminismus” offenbart dies ein Konzept zum Aufbau einer revolutionären Partei, das dem CWI völlig fremd ist. Laura wiederholt in der Tat ähnliche Hinweise aus den Dokumenten, die von der heutigen ISA während der Debatte vor drei Jahren erstellt wurden (17). In Wirklichkeit vertreten sie die Idee einer von oben nach unten gesteuerten Partei, in der eine “allsehende”, “allwissende” Führung den Mitgliedern einheitliche “Kampagnen” und Vorgehensweisen vorschreibt, ohne Rücksicht auf die konkreten objektiven Bedingungen vor Ort.

Wie denkt Laura ist die Anti-Poll-Tax-Kampagne der späten 1980er Jahre zustande gekommen – eine der erfolgreichsten Kampagnen, die das CWI je geführt hat, mit 18 Millionen Nichtzahlenden und dem Sturz der angeblich unbesiegbaren Premierministerin Margaret Thatcher? Denkt sie, dass die nationale Führung von Militant die ausgereifte Idee einer Zahlungsboykottkampagne hatte, die dann wie eine Steintafel an die Genoss*innen in Schottland, wo die Kopfsteuer zuerst eingeführt wurde, und anschließend an England und Wales weitergegeben wurde? Was tatsächlich geschah, war folgendes: Die Genoss*innen vor Ort in Schottland spürten die Wut gegen diese ungerechte Steuer, und dass viele Arbeiter*innen sie nicht bezahlen würden können, und brachten die Möglichkeit einer Zahlungsboykottkampagne ins Spiel. Die Forderung nach Nichtbezahlung wurde dann in der Praxis erprobt, und als sie ein Echo fand, entwickelte die nationale Führung Taktik und Strategie, um eine erfolgreiche Zahlungsboykottkampagne in Schottland und ganz Großbritannien zu führen.

Dieser dialektische Ansatz wurde auch in Bezug auf das CADV verfolgt. Als Sara Thornton für die Tötung ihres gewalttätigen Partners zu lebenslanger Haft verurteilt wurde – in einem Gericht, in dem nur wenige Wochen zuvor Joseph McGrail des Mordes an seiner Frau aufgrund ihrer “Nörgelei” für nicht schuldig befunden worden war -, löste diese Ungerechtigkeit und Doppelmoral Empörung aus. Eine Ortsgruppe von Militant Labour in Bristol organisierte eine öffentliche Versammlung zu diesem Thema, die bis auf den letzten Platz besetzt war. Ähnliche gut besuchte Versammlungen wurden in ganz Großbritannien abgehalten. Da eine klare Stimmung für eine Kampagne zum Thema geschlechtsspezifische Gewalt herrschte, wurde die CADV auf nationaler Ebene als breit angelegte Kampagne ins Leben gerufen, bei der wir sowohl in Bezug auf das Programm als auch auf die Taktik, die von der nationalen Führung unserer Partei in Absprache mit dem nationalen Frauenbüro entwickelt wurde, einen führenden Einfluss hatten.

Unsere Arbeit zu LGBTQ+ Rechten

Lauras falsche, von oben nach unten gerichtete Vorstellung davon, wie eine revolutionäre Partei aufgebaut wird, zeigt sich auch in ihrem Versuch, die Bilanz der CWI-Sektion in England & Wales zu LGBTQ+-Rechten anzugreifen. Sie stützt ihre Kritik auf ein Zitat von Helen Redwood, “einem Gründungsmitglied der LGBT-Kommission in Großbritannien”, die “später zur LGBT-Verantwortliche wurde”. Sie zitiert Helen jedoch mit den Worten, dass “sobald die LGBT-Genoss*innen ‘den Stier bei den Hörnern packten’, es im Allgemeinen kein Hindernis für die Kommission gab, diesen Aspekt der Arbeit zu entwickeln”. Was ist daran falsch? Die volle Unterstützung für die Entwicklung der Arbeit der Kommission durch die Parteiführung spiegelte sich in zahlreichen Artikeln in der Zeitung Militant wider, einschließlich der Rückseite der Ausgabe vom 29. Juni 1990 mit der Schlagzeile “Die Rechte von Lesben und Schwulen: Stoppt die Angriffe”. Dazu gehörte auch die Veröffentlichung unserer Parteibroschüre “Out, Proud und Militant” im Jahr 1992. Laura behauptet, das CWI vertrete die “unausgesprochene Haltung”, dass “Kämpfe gegen Unterdrückung innerhalb der Arbeiter*innenklasse spaltend wären”. Doch in dem Zeitraum, den Helen beschreibt, kämpften wir für LGBTQ+-Rechte, als Umfragen zur sozialen Einstellung in Großbritannien noch immer zeigten, dass fast siebzig Prozent der Menschen glaubten, gleichgeschlechtliche Beziehungen seien “immer” oder “meistens” falsch.

Es stimmt jedoch, dass im Gegensatz zu Material über Frauenunterdrückung, das bei Militant seit seiner Gründung im Jahr 1964 zu finden ist, regelmäßige Artikel über LGBTQ+-Rechte erst ab den späten 1980er Jahren erschienen. Wie Laura einräumen muss, haben Peter Taaffe und andere Genossinnen und Genossen unsere Schwächen in diesem Bereich in den Anfangsjahren der Organisation offen eingeräumt. Im Gegensatz zu dem Eindruck, den Laura vermittelt, haben wir uns jedoch schon in den ersten Tagen von Militant für LGBT-Rechte eingesetzt. Keith Dickinson, einer der ersten hauptamtlichen Parteimitglieder, verkaufte Militant zusammen mit anderen Mitgliedern auf den Märschen für Schwulen- und Lesbenrechte in den 1960er Jahren und auf dem ersten Pride-Marsch im Jahr 1972. Anfang der 1960er Jahre unterstützte er auf einer Versammlung der Labour Party im Wahlkreis North Paddington einen Antrag für die Rechte von Schwulen und Lesben, der von Alf Dubbs, einem heutigen Labour-Mitglied des Oberhauses, eingebracht wurde. Der Antrag wurde abgelehnt, was die weit verbreiteten Vorurteile zu jener Zeit zeigte, gegen die unsere Organisation jedoch ankämpfte.

Laura benutzt eine Breitseite gegen Ted Grant, um zu versuchen, die Bilanz des CWI in dieser Frage zu untergraben. Ted war einer der Mitbegründer unserer politischen Strömung. Da er jedoch nicht in der Lage war, sich in einer veränderten Weltlage zurechtzufinden, gehörte Ted zu denjenigen, die sich 1992 von Militant abspalteten. Nichtsdestotrotz hat er in einer früheren Periode einen wichtigen theoretischen und politischen Beitrag zu einer Reihe von Themen geleistet. Das einzige Zitat, das Laura von Ted finden kann, stammt aus einem internen Bulletin aus dem Jahr 1985. Der Artikel greift die Fehler anderer Kräfte auf, die sich als trotzkistisch bezeichneten, aber keine Basis in der Arbeiter*innenklasse aufgebaut hatten, und zwar im Rahmen einer Debatte mit einem damaligen Genossen aus Sri Lanka. Der Abschnitt, den sie zitiert, ist schlecht formuliert, aber Laura nutzt ihn als billigen Angriff, anstatt sich mit dem eigentlichen politischen Standpunkt auseinanderzusetzen.

Sie zitiert Teds Artikel in einem Abschnitt über die US-amerikanische SWP, in dem kritisiert wird, dass sie “so liberale politische Themen wie die ‘Befreiung der Frau’ und die ‘Befreiung der Homosexuellen’ in den Vordergrund stellt. Es ist natürlich richtig, gegen jede Verfolgung von Homosexuellen zu kämpfen und für die Gleichberechtigung der Frauen zu arbeiten. Aber es ist notwendig, für Kämpfe von Frauen aus der Arbeiter*innenklasse zu kämpfen und sich auf Fragen die die Arbeiter*innenklasse betreffen als Hauptaufgabe des Marxismus bei der Bildung von Kadern zu konzentrieren”.

Laura zitiert nicht den folgenden Absatz, der weitergeht: “In gleicher Weise steht die amerikanische SWP für die ‘Befreiung der Schwarzen’ und stellt sich damit auf den rechten Flügel der amerikanischen Black Rights-Bewegung  und fordert die Gründung einer ‘unabhängigen schwarzen Partei’. Die entsprechende Forderung in Sri Lanka wäre, die tamilischen Arbeiter*innen aufzufordern, nicht einer marxistischen Partei beizutreten, sondern eine tamilische Partei mit einem radikalen Programm zu gründen”.

Dies macht deutlich, dass die Fehler, die Ted Grant der US-amerikanischen SWP vorwarf, nicht darin bestanden, dass sie sich gegen die Unterdrückung von Frauen, LGBTQ+-Personen, People of Colour oder unterdrückten nationalen Minderheiten wie den Tamil*innen in Sri Lanka einsetzte, sondern darin, dass sie dazu neigte, sich an die überwiegend kleinbürgerliche Führung der “Befreiungs”-Bewegungen anzuhängen und die unterschiedlichen Klasseninteressen zu leugnen. Sie verknüpfte die Kämpfe in diesen wichtigen Fragen nicht mit dem Klassencharakter des Kapitalismus und der zentralen Rolle der Arbeiter*innenklasse bei der Verwirklichung von Sozialismus.

Während es unserer Ansicht nach Umstände geben könnte, unter denen beispielsweise die Bildung einer radikalen “schwarzen Partei” ein Schritt nach vorn sein könnte, ist es niemals die Aufgabe von Marxist*innen, eine solche Entwicklung zu bejubeln, ohne ein Programm zur Weiterentwicklung des Kampfes vorzulegen, einschließlich eines klaren sozialistischen Programms und der Notwendigkeit eines vereinten Kampfes mit anderen Teilen der Arbeiter*innenklasse, um dieses Programm zu erreichen. Im Gegensatz zu diesem Ansatz kritisierte die US-amerikanische SWP sogar die Black Panther, weil sie in ihren Debatten mit den Kulturnationalist*innen argumentierten, dass Klassenfrage und nicht der Rassismus Rasse im Vordergrund stehe.

Stimmt Laura mit Ted Grants Kritik an der US-amerikanischen SWP überein, oder hält sie deren Ansatz für richtig? Anstatt sich auf eine ernsthafte Diskussion über diese Fragen einzulassen, beschränkt sie ihre Kommentare auf ungerechtfertigte moralische Entrüstung. Sie greift das Zitat von Grant an, weil es “gefühllos ist, wenn man den historischen Kontext betrachtet, nämlich die herzzerreißende Diskriminierung und das Leiden, dem die schwule Gemeinschaft während der Aids-Epidemie ausgesetzt war”. Tatsächlich wurde der Artikel, aus dem sie zitiert, im Jahr 1981 geschrieben, dem Jahr des ersten Aids-Todes im Vereinigten Königreich, als die Krankheit der großen Mehrheit der Bevölkerung noch unbekannt war. In Wirklichkeit setzte sich Militant konsequent für alle Fragen im Zusammenhang mit Aids ein und legte ein Programm vor, das Folgendes umfasste: ein Ende der Belästigung und Diskriminierung von LGBT-Personen, die Abschaffung aller diskriminierenden Gesetze, eine Aufklärungskampagne über HIV und Aids zur Bekämpfung der Propaganda von der “schwulen Pest”, die zur Verfolgung von Aids-Opfern aufruft, eine enorme Aufstockung der Ressourcen für das nationale Gesundheitswesen (NHS), für die Forschung und Behandlung von Aids-Kranken und HIV-Träger*innen sowie die Verstaatlichung der Pharmaindustrie.

Lauras Artikel ist jedoch keine ernsthafte Analyse, die zu einer echten Debatte beiträgt. Ihre lächerliche Behauptung, dass wir uns mit George Galloway “verbünden”, dient beispielsweise nicht der Erhellung, sondern der Verschleierung der Realität, die unsere unnachgiebige politische Kritik an Galloway in einer Vielzahl von Fragen ignoriert (18). Stattdessen wird mit einer Mischung aus selektiven “Fakten” und unausgegorenen Gedanken versucht, den Rückzug der ISA und von ihr selbst von den Ideen des CWI zu rechtfertigen, die Basis unserer stolze Bilanz des Kampfes gegen Unterdrückung in all ihren Formen und unseres Kampfes für eine neue sozialistische Gesellschaft bilden.

Fußnoten

(1) See https://www.socialistparty.org.uk/articles/33705/03-02-2022/socialist-party-statement-on-unison-president-paul-holmes/ and UNISON: A Reply To Attacks On Our Record Of Fighting The Right-Wing Bureaucracy at https://www.socialistparty.org.uk/txt/615.pdf

(2) It Doesn’t Have To Be Like This: Women and the Struggle for Socialism, Socialist Party 2010, reprinted 2016.

(3) Engels and Women’s Liberation, Socialism Today No.181, September 2014.

(4) Alexandra Kollontai: For Socialism and Liberation, Socialism Today, No.73, March 2003.

(5) Women in the Soviet Union, Militant International Review (MIR) No.38, Autumn 1988.

(6) Manifest-bueccher.de/Marke/zetkin

Manifest-buecher.de/product/clara-zetkin

Solidaritaet.info/2018/08/die-befreiung-der-arbeiterfrauen-kann-nur-sdas-werk-derer-selbst-sein

(7) Women in Revolt, MIR No.28, Winter 1985; For Labour and Women: A History of the League of Women 1906-18, MIR No.40, Summer 1989; Whose Choice? Readers Respond, MIR No.46, Summer 1991; The Child Support Act, MIR No.59, October-November 1994.

(8) The Way Forward for Women: Positive Discrimination or Class Action?, Published by Militant 1984.

(9) Whose Choice: Working-Class Women and the Control of Fertility, published by Fortress Books, 1990.

(10) A Manifesto to Change the World?, Socialism Today, No.228, May 2019.

(11) See in particular Chapter Four, The Family and Women’s Oppression Today, in It Doesn’t Have To Be Like This op cit.

(12) Back To The 1950s? Covid, Capitalism and Women’s Double Burden, Socialism Today No.241, September 2020.

(13) See in particular Genderquake: Is the Future Female?, MIR No.60, February-March 1995, and Chapter One, Liberal Feminism, in It Doesn’t Have To Be Like This op cit.

(14) See In Defence of Socialist Feminism, Socialism Today No.224, December-January 2018/19.

(15) See in particular Women and Rebellion: the Suffrage Movement Revisited, Socialism Today No.32, October 1998, and A Tale of Two Feminisms: the Fight Against Women’s Oppression Today, Socialism Today No.256, March 2022.

(16) Chapter Six, Moving Into Struggle, in It Doesn’t Have To Be Like This op cit.

(17) See In Defence of Trotskyism, Socialist Books, 2019, for some of the documents we wrote during the debate.

(18) https://www.socialistparty.org.uk/articles/92577/07-03-2022/the-message-from-erdington/

Weitere Literatur: 

It is impossible to reference every article and publication on women’s oppression we have produced over the past few decades, so we have just included the most important ones.

Marxism and the liberation of women, Militant Education, Booklet No.5

Fighting for women, rights and socialism, Socialist Women pack

World’s apart: Women and the global economy, Socialism Today No.9, 1996

What should socialists say about prostitution? Socialism Today No.11 1996

Abortion rights 30 years after decriminalisation, Socialism Today No.23, 1997

New Labour’s family values, Socialism Today No.34, 1998

Women in the ex-Stalinist countries, Socialism Today No.43, 1999

The trouble with men: gender relations today, Socialism Today No.51, 2000

The new sexism, Socialism Today No.77, 2003

USA: how far can the moral backlash go? Socialism Today No.89, 2005

Violence against women unabated, Socialism Today No.99, 2006

The reality of raunch culture, Socialism Today No.89, 2005

Women’s right to choose, Socialism Today No.103, 2006

Global struggle for abortion rights, Socialism Today No.113, 2007

The fight for universal suffrage, Socialism Today No.120, 2008

Women in the recession, Socialism Today No.127, 2009

Still fighting for equality, Socialism Today No.136, 2010

The return of sexism, Socialism Today No.138, 2010

A global struggle, Socialism Today No.146, 2011

Women in the age of austerity, Socialism Today No.152, 2011

Refusing to accept sexism, Socialism Today No.153, 2011

Women and struggle, Socialism Today No.156, 2012

Women and the plough: the roots of women’s oppression, Socialism Today No.160, 2012

Fighting back against street harassment, Socialism Today No.161, 2012

Rape is no joke, Socialism Today No.164, 2012/13

Women on the front line, Socialism Today No.166, 2013

Making the labour movement a safer place for women, Socialism Today No.168, 2013

Identity politics and fighting oppression, Socialism Today No.192, 2015

Women and the early Labour Party, Socialism Today No.192, 2015

Eleanor Marx, Socialism Today No.186, 2017

Women and the Russian revolution, Socialism Today No.207, 2017

Women of the revolution, Socialism Today No.212, 2017

Women’s struggle for the vote, Socialism Today No.216, 2018

Sex and socialism, Socialism Today No.226, 2019

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