Öffentliches Eigentum und demokratische Kontrolle nötig
Die letzten Sommer waren warm. Zu warm. In einigen Teilen Deutschlands hat es in den Sommermonaten kaum geregnet. Pegelstände von wichtigen Flüssen fielen auf Rekordtiefs, Bäche trockneten aus. In einigen Teilen des Landes war der Boden metertief ausgetrocknet.
von Maria Valitov, Kiel
Noch ist laut Expert*innen genug Wasser vorhanden, um die Wasserversorgung in Deutschland aufrechtzuerhalten, trotzdem wurde letzten Sommer immer wieder zum Wassersparen aufgerufen. Es gab sogar Strafen, wenn Gärten zur falschen Uhrzeit bewässert wurden. Es entfallen jedoch 72 Prozent des Wasserverbrauchs auf die Industrie und nicht auf Privathaushalte. Wurde die Industrie zum Sparen aufgerufen? Kein einziges Mal.
Am meisten verbrauchen Kraftwerke und Energiekonzerne Kühlwasser. Die Berliner Fraktion der Grünen äußerte sich folgendermaßen dazu: „Wir müssen in Notsituationen Dinge wie das Rasensprengen, Autowäsche oder das Befüllen eines Pools verbieten können“. Kein Wort von dem Verbrauch von Konzernen. So gehört der Energiekonzern RWE mit dem Verbrauch von 500 Millionen Kubikmetern pro Jahr zu den Spitzenreitern. Alle Bürger*innen Berlins verbrauchen pro Jahr circa 160 Millionen Kubikmeter Wasser. Anders als die Bevölkerung zahlen die großen Konzerne jedoch nicht oder, je nach Bundesland, kaum etwas für das Wasser. Das Wasser aus Flüssen und das Grundwasser werden von Energie- und Chemiekonzernen vorwiegend für die Kühlung verwendet. Im Sommer steigt der Bedarf nach Kühlwasser noch mal zusätzlich und damit auch der Verbrauch. Letzten Sommer bot der Rhein einen sehr traurigen Anblick. Trotzdem plant RWE dort mehr Wasser zu entnehmen, und zum Tagebau nach Hambach zu leiten.
Mineralwasser
Nicht nur Energie- und Chemiekonzerne zapfen das lebenswichtige Grundwasser ab.
Man findet es in jedem Supermarkt: Mineralwasser in Flaschen zu verschiedensten Preisen. Die Marke Volvic kommt aus dem gleichnamigen Ort in Frankreich. Durch das Abpumpen des guten Grundwassers ist dort der Grundwasserpegel um einige Meter gesunken, so dass das dortige Leitungswasser durch Wasser aus einem anderen Ort ergänzt werden muss. Nun haben auch Aldi, RedBull und der Safthersteller Rauch sich Rechte für Grundwasserquellen in Bayern, Hessen und Brandenburg gesichert. Während Aldi in Treuchtlingen weitere Bohrungen durchführt, um mehr Wasser abpumpen zu können, muss die Bevölkerung per Fernwassernetz versorgt werden. Das durch Aldi abgepumpte Wasser landet in Flaschen abgefüllt in den Supermarktregalen.
Mineralwasser gibt es als Lifestyleprodukt auch noch deutlich teurer. So verkauft das Start-Up Unternehmen „Liquid Death“ österreichisches Wasser in Aludosen für rund 15 Euro pro 12er Pack in den USA. Auch die angebliche Luxusmarke „Voss“ aus Skandinavien kostet vier Euro pro Liter und wird, wie auch Wasser von den Fiji- Inseln, eingeflogen – allen ökologischen und sozialen Folgen.
Konzerne enteignen
Diese dekadenten Beispiele zeigen Widersprüche des Systems Kapitalismus auf. Während Lebensmittel- und Energiekonzerne das Allgemeingut Wasser für ihren Profit nutzen, steigt die Gefahr eines Wassermangels stetig. Es lässt sich vermuten, dass diese Konzerne darauf spekulieren, dass das Wasser in Folge des Klimawandels immer knapper und somit eine noch gewinnbringender zu verkaufende Ware wird.
Es muss verhindert werden, dass das Allgemeingut Wasser irgendwann privatisiert wird, wie es schon in anderen Ländern der Fall ist. Wir brauchen eine demokratische Kontrolle Und Verwaltung über Ressourcen und die Betriebe, die sie verbrauchen. Wir brauchen einen schnellstmöglichen Ausstieg aus der Kohleenergie. Die riesigen Mengen an eingesparten Grundwasser kämen den Menschen und der Umwelt zugute. Ein vernünftiger Umgang mit unseren Ressourcen wird in diesem System niemals möglich sein. Nur in einem wirklich demokratischen System, in dem die großen Betriebe in öffentlichem Eigentum und durch die Arbeiter*innenklasse kontrolliert und verwaltet werden, können wichtige Ressourcen wie Wasser vernünftig verwendet und der Klimawandel gestoppt werden.