Schule trainiert uns Kapitalismus an!

Lehrer*innenstreik in Berlin am 7. Juni 2023

Wieso Leistungsdruck und Kapitalismus aus der Bildung raus müssen

Wer in Deutschland die Schule besucht (hat), kennt den unglaublichen Leistungsdruck, welcher dort ausgeübt wird. Sowohl an Grundschulen als auch an weiterführenden Schulen leiden Schüler*innen aufgrund des ständigen Vergleiches miteinander. Aber auch die Lehrkräfte leiden an vielen Schulen unter zu großen Klassen und enormem Stress.

von Pia Hansen, Frankfurt am Main

Das Bildungssystem in Deutschland steht besonders seit der Pandemie vor einem Kollaps. Baufällige Gebäude, schlechte Verkehrsanbindungen, fehlende Digitalisierung und enormer Lehrkräftemangel sind alles Produkte der Sparpolitik seitens der Regierungen – und das schon seit Jahrzehnten. 

Auswirkungen der Pandemie

Besonders durch die Pandemie ist die Belastung der Lehrkräfte und der Schüler*innen noch gestiegen. Laut einer Studie des Instituts für Therapie und Gesundheitsforschung führte die Pandemie bei 84 Prozent der Befragten zu Mehrarbeit, sprich sechs Überstunden pro Woche. Jede vierte im Schuldienst tätige Person wies Symptome auf, die auf ein Burnout hinweisen können. Bei vielen Schüler*innen traten infolge der Pandemie Symptome von Angst und Depression auf, so eine Studie des Robert Koch Instituts.

Frühe Einteilung in Klassen

Durch die Aufteilung von Schüler*innen auf verschiedene Schulformen wird schon von klein auf eine soziale Auslese gefördert. Der Bildungserfolg eines Kindes ist in Deutschland stark abhängig vom Vermögen und dem Bildungsniveau der Eltern. Auch wenn das mit dem Wort „Chancengleichheit“ oft versucht wird, unter den Teppich zu kehren. Trotzdem finanziert der Staat noch zusätzlich Elitenförderung und lässt die Abschottung der Kinder reicher Eltern durch Privatschulen zu. So werden Bildungseinrichtungen zu Orten der Ausgrenzung statt der Integration.

Bildung für alle!

Der Zustand des Bildungswesens ist leider typisch für das kapitalistische System, das Profit an erste Stelle setzt. Um diesen zu realisieren, sind möglichst billige Arbeitskräfte notwendig. Das Bildungswesen dient im Kapitalismus daher in erster Linie dazu, Arbeitskräfte entsprechend der Bedürfnisse der Wirtschaft auszubilden. Dementsprechend geht es in diesem Bildungssystem nicht um die Vermittlung möglichst breit gefächerter Allgemeinbildung. Dabei gibt es gegen den erhöhten Leistungsdruck auch Widerstand. Die G8 genannte Verkürzung der Schulzeit für Abiturient*innen auf zwölf Jahre musste aufgrund von extremer Überlastung in einigen Bundesländern  inzwischen wieder zurückgenommen werden.

Ein gerechtes und soziales Bildungssystem kann nur durch die Überwindung des Kapitalismus erreicht werden. Dafür braucht es demokratisch gewählte Komitees von Lernenden, Lehrenden und Eltern, welche die Lerninhalte festlegen und die Schulen verwalten. Außerdem muss Bildung von der Kita bis zur Uni kostenlos sein und darf nicht weiter privatisiert werden, denn Bildung sollte für alle gleichermaßen zugänglich und frei von jeglichem Leistungsdruck und Profitgedanken sein !