Soldat*innen gegen Lehrkräftemangel?

Österreich plant Soldat*innen für Schulen anzuwerben 

Die im Oktober gestartete Kampagne des österreichischen Bildungsministeriums “Klasse Job” soll, wie nun bekannt wurde, ausgeweitet werden, um gezielt Soldat*innen anzusprechen. Des Weiteren soll das Thema “umfassende Landesverteidigung” im Lehrplan etabliert werden und Soldat*innen in der Schulbuchkommission sitzen.

von Caspar Loettgers, Berlin

Ähnlich wie in Deutschland, ist der Lehrer*innenmangel in Österreich gravierend. So waren noch kurz vor Schulbeginn hunderte Voll- und Teilzeitstellen unbesetzt. Das Bildungsministerium hat nun in Kooperation mit dem Verteidigungsministerium ein Konzept vorgelegt, um dem Mangel entgegenzuwirken. So sollen nicht etwa die Löhne der Lehrer*innen massiv erhöht werden, das Studium attraktiver gemacht werden und massive Investitionen ins Bildungswesen gesteckt werden, sondern Soldat*innen für den Beruf im Klassenzimmer angeworben werden. So sollen zukünftig Heeressportler*innen den Sportunterricht, Soldat*innen aus der Militärmusik den Musikunterricht und Milizsoldat*innen den Politikunterricht leiten. 

Militarisierung des Unterrichts

Damit soll aber nicht nur der Lehrkräftemangel zurückgedrängt werden. Auch das Thema Militarisierung oder in den Worten des Verteidigungsministeriums “umfassende Landesverteidigung” soll in den Schulunterricht etabliert werden. Was damit gemeint ist? Statt dass Schüler*innen kritisch über Kriege und Aufrüstung nachdenken, sollen Jugendliche früh fürs Militär begeistert werden. Schließlich lassen sich so die Lügen, unter deren Vorwand Kriege nicht selten geführt werden, besser verkaufen. Statt die wahren Ursachen zum Beispiel für den Krieg in der Ukraine in den kapitalistischen Verhältnissen zu suchen, sollen Schüler*innen früh genug die militaristische Propaganda schlucken.

Gute Bildung nur im Sozialismus

Das Beispiel in Österreich zeigt: im Kapitalismus ist weder eine kritische Bildung, noch gute Lern- und Arbeitsbedingungen langfristig möglich. Wenn wir etwas ändern wollen, müssen wir die Probleme an der Wurzel fassen. Geld wäre genug da, um mehr Lehrkräfte einzustellen und Löhne zu erhöhen. In Österreich besitzen etwa 170.000 Millionär*innen zusammen 469 Milliarden US-Dollar. In einer sozialistischen Demokratie könnte darüber hinaus die Lerninhalte gemeinsam demokratisch bestimmt werden, statt dass sie uns von Offizieren diktiert werden.