Ein weiteres Jahr mit dem Manifest Verlag

Interview zur Crowdfunding-Kampagne mit Verlagsleiter René Arnsburg

Der Manifest Verlag macht wieder eine Crowdfunding-Kampagne. Was ist der Anlass?

Wir haben seit Jahren steigenden Kosten für Papier, Energie, Porto, Verpackungen, also für alle Faktoren der Buchproduktion, aber auch für den Absatz der Bücher. Nicht alle gestiegenen Kosten wollen wir direkt auf den Buchpreis schlagen, denn die Preissteigerung betrifft auch die Leute, die unsere Bücher und die anderer linker Verlage kaufen.

Die Monopolisierung am Buchmarkt schreitet immer weiter voran, während dieser nur geringfügig wächst. Medienkonzerne und Buchhandelsketten konzentrieren einen immer größeren Teil des Absatzes auf sich und bestimmen damit auch die Sichtbarkeit der Titel. Während neue Genres wie „Young Adult“ reißenden Absatz finden, freuen wir uns, wenn es ein Buch aus unserem aktuellen Programm ins Ladenregal schafft. In den sozialen Medien werden linke politische Inhalte von den Algorithmen eingeschränkt und um Sichtbarkeit zu bekommen, muss man für Reichweite bezahlen. Wie soll man das machen, wenn man quasi kein Werbebudget hat und wie stellt man sicher, dass es dann noch die richtigen Leute erreicht? Dazu gibt es mittlerweile eine Vielzahl von Plattformen, auf denen man mit unterschiedlichen Formaten vertreten sein muss und das allein ist schon ein enormer Aufwand, den Verlage mit meist nur einem Angestellten kaum stemmen können.

Wie lange soll die Kampagne laufen und wie viel Geld hofft ihr einzunehmen?

Die Kampagne ist am 12. November 2024 gestartet und hat in den ersten zwei Wochen eine unglaublich gute und für uns überraschende Resonanz bekommen. Sie soll bis zum 31. Januar 2025 laufen und wir hatten uns als Mindestziel 7500 Euro gesetzt. Da wir bereits sehr viele Spenden gesammelt haben, wollen wir jetzt 10.000 Euro anstreben, da jeder zusätzliche Euro uns mehr Spielraum gibt, um Bücher schneller und besser zu verlegen.

Auf welche Bücher freust du dich ganz besonders?

Ich freue mich auf alle Titel sehr, aber besonders auf Roman Rosdolskys “Zur Entstehungsgeschichte des Marx’schen ‘Kapital’”. Diesen Titel haben wir uns vor einigen Jahren schon einmal vorgenommen, mussten den wegen des hohen Arbeitsaufwands aber wieder auf Eis legen. Jetzt nutzen wir die Gelegenheit, das Vorhaben wieder aufzunehmen. Zusätzlich arbeiten wir weiter am Thema Kolonialismus und Sklaverei aus marxistischer Sicht und dem Kampf dagegen. Das Buch „Kapitalismus und Sklaverei“ von Eric Williams ist ein Standardwerk, das wir erstmals ins Deutsche übersetzen sowie die Biographie von Walter Rodney von Leo Zeilig, die nicht nur sein Leben und Wirken behandelt, sondern intensiv die Kämpfe der (sozialistischen) panafrikanischen Bewegung der 1960er und 1970er Jahre.

Welche weiteren Bücher sollen im kommenden Jahr erscheinen?

Wir arbeiten gerade, bzw. wollen die Arbeit an einer ganzen Reihe von Titeln aufnehmen, darunter einige Erstübersetzungen. Dazu gehören die bereits angekündigten Bücher über den The Clash Sänger Joe Strummer von Gregor Gall und das Buch “Lenin und die revolutionäre Partei” von Paul Le Blanc. Neu aufnehmen wollen wir unter anderem eine Übersetzung von Peter Taaffes Buch über den Vietnam-Krieg, “Planning for the Planet” von Pete Dickenson, das von der Klimakrise und den Möglichkeiten der ökologisch nachhaltiger Wirtschaftsplanung, handelt und Sheila Rowbothams “Frauen, Widerstand, Revolution. Eine Geschichte von Frauen und Revolution in der modernen Welt”.

Was wird außer Büchern noch an Material erstellt?

Wir haben eine Reihe von “Dankeschöns” in die Kampagne aufgenommen. Dazu gehören die Posterdrucke der Künstler Norbert Lütz und Francis Byrne, die wir seit einiger Zeit vertreiben und neue Textilien: ein Beutel, ein T-Shirt und ein Pullover mit einem neuen Motiv Rosa Luxemburgs und eine Manifest-Sweatjacke. Da die Kampagne so gut läuft, versuchen wir weitere Sachen zu erarbeiten und fügen bald ein klassisches Poloshirt mit einem gestickten Manifest-Logo hinzu. Ich denke, dass uns das Eine oder Andere noch einfallen wird.

Unterstützt das Manifest-Crowdfunding: https://www.startnext.com/manifest-verlag