
Über den spezifischen Charakter des Faschismus und die Unterschiede zum Trump-Regime
Die Rückkehr von Donald Trump an die Macht hat Millionen Menschen in den USA und international schockiert und aufgebracht. Es ist vollkommen verständlich, dass große Besorgnis darüber herrscht, was dies für die Arbeiter*innenklasse bedeuten wird, einschließlich für Migrant*innen und Beschäftigte ohne Papiere, die mit Verboten und Abschiebungen rechnen müssen. Darüber hinaus sind Frauen weiteren Angriffen auf das Recht auf Abtreibung ausgesetzt, und LGBTQ+-Personen sehen sich im anhaltenden Kampf für Gleichberechtigung mit noch mehr Hindernissen konfrontiert.
von Philip Stott, Socialist Party Schottland
Trump hat als erste Schritte in seiner zweiten Amtszeit Zölle auf Kanada, Mexiko und China erlassen und droht, dasselbe mit der EU zu tun. Das wird, falls diese Schritte umgesetzt werden, den rezessiven Druck auf die Weltwirtschaft erhöhen, einschließlich einer steigenden Inflation sowie Auswirkungen auf die Arbeitsplätze und den Lebensstandard der US-Arbeiter*innen.
Die Realität von Trumps arbeiter*innenfeindlicher Politik wurde durch seine während des US-Präsidentschaftswahlkampfs ständig wiederholten Behauptungen verschleiert, er würde sich für die amerikanischen Arbeiter*innen einsetzen. Die Wirtschaft und die Lebenshaltungskosten waren Schlüsselfaktoren für seinen Wahlsieg. So stimmten beispielsweise von den 45 Prozent der Befragten, die angaben, dass es ihnen schlechter gehe als vor vier Jahren, 80 Prozent für Trump.
Gleichzeitig sprachen sich bei den Volksabstimmungen zur Verankerung des Abtreibungsrechts die Mehrheit, darunter auch in fünf Bundesstaaten, die Trump wählte, für die Legalisierung der Abtreibung aus.
Diese Beispiele, sowie Gewerkschaftsgründungskampagnen und Streikwellen der jüngsten Vergangenheit, deuten auf widersprüchliche Prozesse hin. 70 Prozent der US-Bevölkerung sehen Gewerkschaften positiv. Ja, es gibt einen Aufstieg rassistischer und rechtspopulistischer Kräfte in den USA und international, hauptsächlich auf Wahlebene. Aber gleichzeitig gibt es eine wachsende Militanz und Radikalisierung in Bezug auf die Lebensbedingungen im heutigen Kapitalismus. Und beides kann gleichzeitig wahr sein – und sich in den Denkprozessen derselben Person ausdrücken.
Tatsächlich ist Trumps Sieg ein verzerrtes Spiegelbild dieser Widersprüche. Und weil er nicht in der Lage sein wird, die Krise des US-Kapitalismus zu lösen, wird er Opfer ebendieser Widersprüche werden. Mit anderen Worten: Ganze Teile der US-Arbeiter*innenklasse, die für Trump gestimmt haben, werden sich gegen ihn wenden.
Die Wahlerfolge, die die rechtsextremen und rechtspopulistischen Kräfte international verzeichnen, spiegeln ähnliche Trends wider. Inmitten einer stagnierenden und krisengeschüttelten kapitalistischen Entwicklung wächst der Hass auf das politische Establishment, sowohl auf traditionelle kapitalistische Parteien wie die Tories in Großbritannien als auch auf ehemalige bürgerliche Arbeiter*innenparteien wie die Labour-Regierung unter Starmer. Dieses politische Vakuum ist beispielsweise ein entscheidender Faktor für den jüngsten Aufstieg von Reform UK in den Umfragen in Großbritannien.
Nur das Fehlen ernsthafter sozialistischer Arbeiter*innenmassenparteien ermöglicht den Aufstieg des Rechtspopulismus in diesem Ausmaß. Sobald sie an der Macht sind, neigen die Parteien der rechtspopulistischen Rechten dazu, die Schichten zu enttäuschen, die sie überhaupt erst an die Macht gewählt haben.
Dies ist in Argentinien unter Milei der Fall und war auch nach Trumps erster Amtszeit als Präsident der Fall, als er die Wahl 2020 gegen Biden verlor. Im Grunde bieten Rechtspopulist*innen keine Alternative zur fortgesetzten Herrschaft des Kapitalismus innerhalb der Grenzen des Nationalstaats. Egal, wie viele Zölle eine protektionistische Präsidentschaft unter Trump einführt, sie wird das Leben der amerikanischen Arbeiter*innenklasse nicht verbessern.
Da die rechtsextreme AfD bei den deutschen Bundestagswahlen Ende dieses Monats voraussichtlich zulegen und Reform UK 2026 voraussichtlich ins schottische Parlament einziehen wird, ist die dringende Notwendigkeit, eine politische Alternative zur reaktionären Rechten und Spaltung zu schaffen, auf internationaler Ebene offensichtlich. Aus diesem Grund setzt sich die Socialist Party Scotland, die täglich gegen alle Formen der Unterdrückung kämpft, für den Aufbau einer neuen Massenarbeiter*innenpartei ein, um eine tragfähige Alternative zu den Rassist*innen zu bieten.
Faschismus – ist eine Rückkehr möglich?
Ist die Arbeiter*innenklasse in dieser Zeit international mit dem unaufhaltsamen Aufstieg des Rassismus, der extremen Rechten und sogar der Rückkehr des Faschismus konfrontiert? Die Antwort auf diese Frage muss nein lauten – nicht, wenn die richtigen Schritte unternommen werden, beispielsweise von den Gewerkschaften und der Arbeiter*innenklasse, indem sie Massenkämpfe aufbauen und zur Schaffung einer sozialistischen politischen Alternative beitragen.
Einige junge Menschen, die über den Aufstieg von Trump und Co. entsetzt sind, haben ihre Abscheu vor dem Aufstieg der extremen/populistischen Rechten dadurch ausgedrückt, dass sie sie „faschistisch“ nennen. Das ist verständlich. Aber für Marxist*innen muss die Terminologie präzise sein und einen klaren, wissenschaftlichen Inhalt haben.
In einer kürzlich erschienenen Kolumne für die Zeitung „National“ kommentierte die ehemalige SNP-Abgeordnete Mhairi Black (SNP ist die Scottish National Party) Trumps Amtseinführung als US-Präsident: „Also, die Nazis sind wieder an der Macht. Ich sage das nicht leichtfertig, sondern weil es das ist, was mir die Beweise sagen.“ Aber ist das wirklich zutreffend?
Der russische Revolutionär Leo Trotzki, der in den 1920er- und 1930er-Jahren am internationalen Kampf gegen den Aufstieg des Faschismus beteiligt war, diagnostizierte den Faschismus als eine Form des Bürgerkriegs und ferner als eine, bei der eine Massenbewegung der „Massen des wildgewordenen Kleinbürgertums und der Banden des deklassierten und demoralisierten Lumpenproletariats – all der unzähligen Menschen, die das Finanzkapital selbst in Verzweiflung und Raserei versetzt hat“ – mobilisiert wird, „um die Arbeiter*innenklasse zu zerschlagen, ihre Organisationen zu zerstören und die politischen Freiheiten zu unterdrücken, wenn die Kapitalisten sich nicht in der Lage sehen, mithilfe der demokratischen Maschinerie zu regieren und zu herrschen“.
Genau das fehlt Trump, Farage und Co., und deshalb verwenden wir den Begriff „faschistisch“ nicht, um sie zu beschreiben. Der Faschismus stützte sich auf die physische Vernichtung der Arbeiter*innenbewegung und ihrer Organisationen – und setzte dafür meist starke paramilitärische Kräfte ein. Die Bourgeoisie – oder zumindest ein Großteil von ihr – ging zum Faschismus über, weil es ihre letzte Option war. Zu dieser Zeit war dies ihrer Meinung nach die einzige Möglichkeit, ihre Herrschaft inmitten revolutionärer Unruhen der Arbeiter*innenklasse während der Wirtschaftskrise ihres Systems aufrechtzuerhalten.
Tatsächlich wird diese Schlussfolgerung Trotzkis, die von der Socialist Party Scotland verteidigt wird, von Mhairi Black aufgegriffen – vielleicht hat sie etwas von Trotzki gelesen –, als sie schrieb: „Erst als die konservative Elite und die Unternehmerklasse frustriert über ihre mangelnde Kontrolle waren und durch den Aufstieg des Kommunismus und Sozialismus bedroht wurden, begannen sie, Hitler als nützlichen Bauern zu betrachten. Im Glauben, dass autoritäre Herrschaft der beste Weg sei, ihre Macht und ihr Geld zu schützen, fanden die wohlhabende Elite und Hitler einen gemeinsamen Feind – die politische Linke.“
Mhairi Black hat völlig recht, wenn sie die Hinwendung der Kapitalist*innenklasse zum Faschismus in den 1920er/30er Jahren mit der Angst vor dem Verlust der Kontrolle über die Gesellschaft an die Arbeiter*innenklasse durch eine sozialistische Revolution gleichsetzt. Doch der Aufstieg des Faschismus, eine Katastrophe für die Arbeiter*innenklasse in Deutschland, Italien und Spanien, war nur möglich, weil die Arbeiter*innenklasse in der revolutionären Welle nach dem Ersten Weltkrieg die Gelegenheit verpasst hatte, den Kapitalismus zu stürzen.
Wie Trotzki es beschrieb: „In allen Ländern, in denen der Faschismus siegreich wurde, hatten wir vor dem Anwachsen des Faschismus und seinem Sieg eine Welle des Radikalismus der Massen – der Arbeiter*innen, der ärmeren Bäuer*innen und kleinen Landwirte sowie der kleinbürgerlichen Mittelklassen.“
Bei der Beschreibung des Aufstiegs des Faschismus in Italien in den 1920er Jahren – dem ersten Beispiel dieser Art in Europa – fährt er fort: „In Italien gab es nach dem Krieg und vor 1922 eine revolutionäre Welle von gewaltigem Ausmaß; der Staat war gelähmt, die Polizei existierte nicht, die Gewerkschaften konnten tun, was sie wollten – aber es gab keine Partei, die in der Lage war, die Macht zu übernehmen. Als Reaktion darauf kam der Faschismus.“ Mit anderen Worten: Die Arbeiter*innenklasse und der Sozialismus hatten die erste, zweite und dritte Gelegenheit, die Macht zu übernehmen.
„In Deutschland war es dasselbe. 1918 herrschte eine revolutionäre Situation; die bürgerliche Klasse forderte nicht einmal die Beteiligung an der Macht. Die Sozialdemokraten lähmten die Revolution. Dann versuchten es die Arbeiter*innen erneut in den Jahren 1922–23–24. Dies war die Zeit des Bankrotts der Kommunistischen Partei – all das haben wir bereits besprochen. Dann, in den Jahren 1929–30–31, begannen die deutschen Arbeiter*innen erneut eine neue revolutionäre Welle. Die Kommunist*innen und die Gewerkschaften verfügten über eine enorme Macht, aber dann kam die berühmte Politik (seitens der stalinistischen Bewegung) des Sozialfaschismus, eine Politik, die erfunden wurde, um die Arbeiter*innenklasse zu lähmen. Erst nach diesen drei gewaltigen Wellen wurde der Faschismus zu einer großen Bewegung.“
Und um diesen Punkt so deutlich wie möglich zu machen, schloss Trotzki: „Es gibt keine Ausnahmen von dieser Regel – Faschismus kommt nur, wenn die Arbeiter*innenklasse völlig unfähig ist, das Schicksal der Gesellschaft in die eigenen Hände zu nehmen.“
Das Gleiche galt in den 1930er Jahren in Spanien. Zu dieser Zeit erklärte Trotzki, dass die Arbeiter*innenklasse nicht nur eine, sondern zehn Revolutionen hätte durchführen können – wenn es eine revolutionäre Partei gegeben hätte, die der Entschlossenheit der Massen entsprochen hätte. Dass eine solch weitsichtige politische Kraft nicht existierte, war der Hauptgrund dafür, dass Francos Truppen schließlich die Macht übernahmen.
Die Niederlage der revolutionären Welle nach dem Ersten Weltkrieg – mit Ausnahme Russlands, wo die Arbeiter*innenklasse und die Bolschewiki unter der Führung von Lenin und Trotzki die Beseitigung des Kapitalismus und des Großgrundbesitzes durchsetzten – erlaubte den Bourgeois, sich dem Faschismus zuzuwenden und die Kontrolle zu übernehmen.
Trotzki beschrieb anschaulich, wie weit die herrschende Klasse bereit war zu gehen, um die ungehinderte Kontrolle über die Gesellschaft zu erlangen, ohne Angst vor einer revolutionären Herausforderung haben zu müssen: „Aber es bedeutet vor allem, dass die Arbeiter*innenorganisationen größtenteils vernichtet werden, dass das Proletariat in einen amorphen Zustand versetzt und ein Verwaltungssystem geschaffen wird, das tief in die Massen eindringt und dazu dient, die unabhängige Kristallisation des Proletariats zu vereiteln. Genau darin liegt der Kern des Faschismus …”
Kapitalismus bedeutet zunehmenden Autoritarismus
Der Kapitalismus ist heute zunehmend autoritär und bereit, seine Kontrolle über den Staatsapparat zu nutzen, um demokratische Rechte, einschließlich des Streik- und Demonstrationsrechts, zu beschneiden. Der jüngste Versuch, in Südkorea per Präsidialdekret das Kriegsrecht zu verhängen, drohte eine Massenbewegung der Arbeiter*innen zu provozieren, was diese autoritäre Tendenz zeigt. Aber auch seine Grenzen – einschließlich derer, die durch die Angst vor Massenprotesten gegen ihre Herrschaft entstehen, wie in Südkorea, wenn sie bei der Anwendung solcher diktatorischen Methoden zu weit gehen.
Gegenwärtig sind wir weit vom Faschismus entfernt – das Gleichgewicht der Klassenkräfte liegt international immer noch zugunsten der Arbeiter*innenklasse. Das soll aber nicht heißen, dass nicht jeder Versuch, demokratische Rechte zu beseitigen oder einzuschränken, von der Arbeiter*innenbewegung bekämpft werden muss – das muss er. Es ist auch theoretisch nicht auszuschließen, dass sich die herrschende Klasse angesichts einer zukünftigen tödlichen Bedrohung ihrer Herrschaft wieder ihrer eigenen Version der „Lösung“ des Faschismus zuwenden wird.
Allerdings werden die Bourgeois diesen Weg nur sehr ungern wieder einschlagen. Nicht zuletzt deshalb, weil eine der Folgen der Machtübernahme der Faschisten in den 1920er/30er Jahren darin bestand, dass die Bourgeoisie zwar letztlich immer noch auf der kapitalistischen Produktionsweise basierte, aber die Kontrolle über den Staatsapparat verlor.
Der Aufstieg des Faschismus in Europa führte direkt zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs und schließlich zum Verlust großer Teile der Welt, die nach Kriegsende und der Stärkung des Stalinismus von der imperialistischen Kontrolle ausgeschlossen wurden. Weitere Verluste erlitt der Weltkapitalismus durch die Siege der chinesischen und kubanischen Revolutionen, die nicht lange nach dem Zweiten Weltkrieg folgten.
Ein weiterer Unterschied zu den 1930er Jahren ist das Kräfteverhältnis zwischen den Klassen, das sich zugunsten der Arbeiter*innenklasse verschoben hat. Trotzki hält fest, dass der Faschismus eine mobilisierte Massenbewegung der Mittelklassen der Gesellschaft ist – durch die Krise ruinierte Kleinunternehmer*innen, die Mittelschicht, ein Teil der Bäuer*innenschaft und die rückständigsten Teile der Arbeiter*innenklasse. Aber die Klassenzusammensetzung der Gesellschaft hat sich im Vergleich zu vor einem Jahrhundert stark verändert.
Heute ist die Arbeiter*innenklasse aufgrund von Industrialisierung, Urbanisierung und der Entwicklung der Weltwirtschaft zahlenmäßig und in ihrem spezifischen Gewicht in der Gesellschaft größer als je zuvor in der Geschichte. Selbst in den fortgeschrittenen kapitalistischen Ländern machen die Arbeiter*innen einen weitaus größeren Teil der Gesellschaft aus als je zuvor.
Heute leben 57 Prozent der Weltbevölkerung in städtischen Gebieten – im Vergleich zu etwas mehr als 30 Prozent im Jahr 1960. Bis 2050 werden voraussichtlich 70 Prozent der Weltbevölkerung in städtischen Gebieten leben. Diese Zahlen geben zwar keine Aufschlüsselung nach sozialen Schichten an, aber die Arbeiter*innenklasse ist heute unermesslich stärker als zur Zeit des Aufstiegs des Faschismus. Allein durch das Aufkommen der chinesischen Arbeiter*innenklasse, insbesondere seit 1990, ist das Proletariat der Welt um fast 400 Millionen Menschen gewachsen.
Hinzu kommt die zunehmende Tendenz zur Proletarisierung großer Teile der früheren Mittelschichten der Gesellschaft, da sich die kapitalistische Krise verschärft hat. Lehrer*innen, öffentlich Bedienstete, Ärzt*innen, selbst Lehrende an den Unis und andere haben sich der Gewerkschaftsbewegung angeschlossen und standen beispielsweise in Großbritannien 2022/23 an der Spitze der Streikwelle.
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt schließt das Kräfteverhältnis der Klassen aus, dass die Kapitalist*innenklasse zum Faschismus übergeht und versucht, die Arbeiter*innenorganisationen zu zerschlagen. Das Pendel der Geschichte bereitet eine Radikalisierung nach links und einen verstärkten internationalen Kampf gegen den Kapitalismus vor. Nur nach einer Reihe von revolutionären Niederlagen der Arbeiter*innenklasse in einem oder mehreren Ländern würde die herrschende Klasse den Weg der Errichtung einer Diktatur einschlagen
Die Grenzen der kapitalistischen Demokratie
In den fortgeschrittenen kapitalistischen Nationen ist die sogenannte “bürgerliche Demokratie” – bei der alle paar Jahre eine Regierung gewählt wird, die die Interessen des Kapitals verwaltet – die bevorzugte Option für die Herrschaft des Kapitals. In der neokolonialen Welt greifen korrupte kapitalistische Regime routinemäßig zu Methoden der Militär- und Polizeidiktatur, da der Kapitalismus dort zu schwach ist, um auch nur den Anschein von Demokratie aufrechtzuerhalten. Diese Diktaturen bedienen sich zwar einiger der brutalen Methoden des Faschismus, stützen sich jedoch in der Regel auf eine sehr schmale gesellschaftliche Basis und können wissenschaftlich nicht als faschistisch bezeichnet werden.
Dennoch wird die kapitalistische Form der Demokratie für die herrschende Klasse immer unzuverlässiger. Die Aushöhlung der sozialen Unterstützung für die etablierten kapitalistischen Parteien ist ein internationales Phänomen. Der Aufstieg rechtspopulistischer Formationen – und manchmal die Tendenz der traditionellen Parteien, auf rechtspopulistische Inhalte und Methoden zu setzen bzw. sich in rechtspopulistische Kräfte zu verwandeln, wie bis zu einem gewissen Grad im Fall der Tories im Vereinigten Königreich und mehr noch der Republikaner in den USA [und z.B. auch die ÖVP unter Kurz in Österreich, Anmerkung] – schränken die ihnen offenstehenden Optionen ein.
Im Fall von Trump 2.0 hoffen die Kapitalist*innen, den Schaden, den er ihrem System zufügen kann, durch Ausübung von Klassendruck zu begrenzen. Gleichzeitig hat das Fehlen echter Arbeiter*innenparteien – zumindest in den letzten Jahrzehnten – der herrschenden Klasse Auftrieb gegeben. Selbst dann haben sie zunehmend Probleme, stabile Instrumente für ihre Herrschaft zu finden und aufrechtzuerhalten. Und es gibt keine Aussicht darauf, dass dies in Zukunft einfacher wird.
Langfristig ist es sicherlich nicht ausgeschlossen, dass die herrschende Klasse oder Teile von ihr sich faschistischen Organisationen und paramilitärischen Kräften zuwenden, um sie gegen die Arbeiter*innenklasse einzusetzen. Nicht unbedingt, um den Faschismus an die Macht zu bringen und faschistischen Kräften die Macht zu übergeben, sondern um die Arbeiter*innenbewegung zu schwächen und einzuschüchtern. Die Bourgeoisie stützt sich nicht auf die „Demokratie“ als solche. Sie ist ein nützliches Instrument, um die inneren Abläufe des Kapitalismus hinter einer Fassade der parlamentarischen Demokratie zu verbergen. Wenn diese begrenzte Demokratie jedoch zu unzuverlässigen Ergebnissen führen würde – beispielsweise zur Wahl einer linksgerichteten sozialistischen Regierung – würden sie ernsthaft in Erwägung ziehen, selbst diese begrenzten demokratischen Spielräume abzuschaffen.
Wie der Tory-Abgeordnete Sir Ian Gilmour in seinem Buch in den 1970er Jahren argumentierte: „Konservative verehren die Demokratie nicht. Für sie ist die Mehrheitsherrschaft ein Mittel … Mehrheiten sehen nicht immer, wo ihre besten Interessen liegen, und handeln dann nach ihrem Verständnis. Für Konservative ist Demokratie daher ein Mittel zum Zweck und kein Selbstzweck. In den Worten von Dr. Hayek ist Demokratie ‘kein endgültiger oder absoluter Wert und muss danach beurteilt werden, was sie erreicht.’ Und wenn sie zu einem Resultat führt, das unerwünscht ist oder mit sich selbst unvereinbar ist, dann gibt es einen theoretischen Grund, sie zu beenden.“ Dieser theoretische Grund war und wird auch in Zukunft die Bedrohung durch eine sozialistische Revolution sein.
Die Verteidigung demokratischer Rechte, das Recht zu streiken, zu wählen, sich zu organisieren, Gewerkschaften beizutreten usw., wurde durch den Kampf der Arbeiter*innenbewegung errungen und nicht von der herrschenden Klasse vererbt. Die kapitalistische Elite sieht sich einer zahlenmäßig überwältigend überlegenen Kraft gegenüber, die sich gegen sie auflehnt. Der einzige Grund, warum sie so lange an der Macht geblieben sind, ist ihre Kontrolle über den Staatsapparat, die Entwicklung der Produktivkräfte für eine Zeit, die nun vorbei ist, und der Mangel an politischem und organisatorischem Zusammenhalt der Arbeiter*innenklasse. Aber das beginnt sich zu ändern.
Auch wenn noch ein langer Weg vor uns liegt, ist die Wiederbelebung des Klassenkampfes in einer Reihe von Schlüsselländern, den USA, Großbritannien, Deutschland und Frankreich, ein Vorbote der Zukunft. Der Kapitalismus wird von einer Reihe von Krisen heimgesucht, die er nicht lösen kann. Die Herrschenden werden ihre Macht nicht kampflos aufgeben. Und sie werden bereit sein, sich zunehmend der Reaktion zuzuwenden, einschließlich der Bewaffnung faschistischer Gruppen und eines umfassenden Angriffs auf demokratische Rechte. Deshalb ist der Kampf für Sozialismus der Kampf für die Verteidigung demokratischer Rechte und für echte Demokratie.
Einheitsfront
Trotzki befürwortete in den 1930er Jahren den Einsatz der sogenannten „Einheitsfronttaktik“, um den Faschismus zu besiegen – und sie ist auch heute noch eine entscheidende Waffe im Arsenal des Marxismus. Die Einheitsfront lässt sich mit den Worten „Getrennt marschieren, vereint schlagen“ zusammenfassen. Die verschiedenen politischen Massenorganisationen der Arbeiter*innenklasse – im Falle Deutschlands in den 1930er Jahren die Gewerkschaften, die Kommunistische Partei und die Sozialdemokratie – sollten zusammenarbeiten, um sich zu verteidigen und der faschistischen Bedrohung entgegenzutreten.
Marxist*innen sollten jedoch auch ihre politische Unabhängigkeit bewahren, anstatt sich einem gemeinsamen Programm mit den reformistischen Führer*innen anzuschließen. Auf diese Weise wäre es möglich gewesen, die Bedrohung durch den Aufstieg Hitlers zu besiegen, während man gleichzeitig für den Sturz des deutschen Kapitalismus kämpfte. Stattdessen zwangen Stalin und die anderen Führer*innen der Komintern (Kommunistische Internationale) der KPD in Deutschland eine Politik auf, die von der Idee des “Sozialfaschismus” geprägt war, was in der Praxis bedeutete, die deutschen Sozialdemokrat*innen mit Faschist*innen gleichzusetzen. Damit trugen sie zur Schwächung der Arbeiter*innenbewegung bei und ebneten den Weg für den Sieg des Nationalsozialismus und all seiner Schrecken, einschließlich des Holocaust.
Eine sozialistische Gesellschaft ist der einzige Weg, um der Bedrohung durch den Faschismus und andere Formen der Reaktion, die das kapitalistische System mit sich bringt, dauerhaft ein Ende zu setzen. Er ist der einzige Weg, um den Lebensstandard der Arbeiter*innenklasse und der Mittelschicht in der Gesellschaft zu garantieren.
Massenorganisationen der Arbeiter*innen, die mit einem marxistischen Programm ausgestattet sind, können Menschen von der Propaganda sowohl der rechtspopulistischen als auch der Faschist*innen abbringen und die Fähigkeit dieser Kräfte zur Rekrutierung einschränken. Deshalb wurzelt der Kampf gegen Rassismus, Reaktion und die Bedrohung durch den Faschismus im Kampf für die Beendigung des Kapitalismus und den Aufbau einer sozialistischen Zukunft. Und deshalb ist der Aufbau einer revolutionären Massenpartei und einer Internationale auf der Grundlage der Ideen Trotzkis und der Bolschewiki so wichtig.