Linke Kandidatin gewinnt irische Präsidentschaftswahlen mit überwältigender Mehrheit

(c) Militant Left

Catherine Connolly hat die irischen Präsidentschaftswahlen 2025 mit einem Erdrutschsieg gewonnen. Ihre Kandidatur wurde von linken und sozialdemokratischen Parteien, den Grünen und Sinn Fein unterstützt.

Connolly sicherte sich über 64 Prozent der Stimmen. Ihre rechte Gegnerin Heather Humphreys (Fine Gael) erhielt etwa 28–29 Prozent. Ein dritter Kandidat, Jim Gavin (Fianna Fáil), der sich zuvor zurückgezogen hatte, erhielt 7 Prozent. Rekordverdächtige 13 Prozent der Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung lag bei 46,3 Prozent der Wahlberechtigten.

Viele Menschen in Irland und international haben den Sieg von Connolly gefeiert, insbesondere in einer Zeit, in der die populistische Rechte zunehmend an Unterstützung gewinnt. 
Militant Left (CWI Ireland) befasst sich mit den Wahlergebnissen und der Frage, was notwendig ist, um eine tragfähige sozialistische und arbeitnehmerfreundliche Opposition aufzubauen.

Catherine Connolly hat die Präsidentschaftswahlen mit einem Erdrutschsieg gewonnen. Heather Humphreys von Fine Gael erhielt kaum ein Drittel der Stimmen.

Außerdem wurden in einer beispiellosen Entwicklung bei Präsidentschaftswahlen Hunderttausende ungültige Stimmen abgegeben.

Connollys entscheidender Sieg ist auf ihre eigenen Qualitäten als Kandidatin und auf die linke und republikanische Koalition zurückzuführen, die sie für ihre Kampagne mobilisieren konnte. Indem sie unbeirrt an ihren Überzeugungen festhielt, gelang es Connolly, die intensive Schmierkampagne des Establishments zu überstehen, die in den Wochen vor dem Wahltag gegen sie geführt wurde.

Aus diesem Ergebnis lassen sich drei unmittelbare Schlussfolgerungen ziehen. Die erste ist, dass der anhaltende Rückgang der Wähler*innenunterstützung für Fianna Fáil und Fine Gael weitergeht. Es ist schwer vorstellbar, wie dieser Trend umgekehrt werden könnte.

Zweitens besteht ein klarer Wunsch nach einer Alternative zur endlosen Regierungszeit von Fianna Fáil und Fine Gael. Der Sieg von Connolly hat nun eine „linke” Alternative hervorgebracht. Können so unterschiedliche Parteien wie Sinn Fein, Labour, die Sozialdemokraten, die Grünen und People Before Profit-Solidarity in den kommenden Jahren weiterhin kohärent zusammenarbeiten? Das ist eine offene Frage.

Drittens zeigt die Kampagne „Spoil your Vote” (Entwerte deine Stimme), dass rechtsextreme Kampagnen in den sozialen Medien mittlerweile weit über YouTube und X hinaus Resonanz finden. Das ist eine gefährliche Entwicklung. Es ist offensichtlich, dass ein bedeutender Teil der Arbeiter*innenklasse dauerhaft vom politischen Mainstream entfremdet ist und ihm feindlich gegenübersteht. Das lässt sich nicht einfach wegwünschen.

Eine „linke Alternative”, die Parteien mit einer Geschichte aggressiver Klassenkämpfe gegen die Arbeiter*innenklasse wie Labour und die Grünen umfasst, wäre eine politische Katastrophe. Dass diese Parteien maßgeblich an der Schaffung der Bedingungen beteiligt sind, die diese Entfremdung vorantreiben, wie beispielsweise die Wohnungskrise, muss ehrlich berücksichtigt werden.

Wie geht es weiter?

Marxist*innen haben die Pflicht, ehrlich, nüchtern und klar zu sein. Angesichts der sozialen Kräfte, die in den Präsidentschaftswahlen gegeneinander antraten, hat Militant Left eine bedingte Unterstützung für die Connolly-Kampagne skizziert. Der Sieg von Connolly ist eine sehr positive Entwicklung. Wenn er auch einen substanziellen politischen Linksruck darstellt, ist das ebenfalls äußerst positiv. Und natürlich wurden Tausende von Menschen, insbesondere junge Menschen, durch die Connolly-Kampagne und ihren Sieg politisch aktiviert.

Allerdings werden bei einer Präsidentschaftswahl nur wenige harte Klassenfragen gestellt. Wie nachhaltig und kohärent kann eine „linke Alternative” sein, wenn sie Parteien wie Labour und die Grünen umfasst, die ganz offen und hartgesotten zu Sparpolitik stehen? Auch Sinn Fein hat in der Vergangenheit in Koalition mit der Democratic Unionist Party die Kürzungen der Westminster-Regierung im Norden weitergegeben. Linke und sozialistische Organisationen, die sich an Connollys Wahlkampf beteiligt haben, möchten das vielleicht gerne vergessen. Es dürfte sich jedoch als unüberwindbares Hindernis für alles erweisen, was über ein sozialdemokratisches Mindestprogramm hinausgeht. Ein Programm, das den kolossalen Herausforderungen, vor denen die Arbeiter*innenklasse steht, völlig unzureichend ist.

Es bleibt abzuwarten, inwieweit Catherine Connolly ihre Rolle als Präsidentin nutzen wird, um sich zu akuten sozialen und wirtschaftlichen Themen zu äußern, beispielsweise zur Wohnungskrise und zu internationalen Themen wie Gaza. Das Amt der*des Präsident*in ist begrenzt, könnte aber als Plattform genutzt werden, um sich für die Unterdrückten und Marginalisierten einzusetzen und die Arbeiter*innenbewegung zu ermutigen, sich zu organisieren und Widerstand zu leisten. Connolly wird jedoch unter enormen Druck geraten, für „die ganze Nation” zu sprechen, ihre Standpunkte abzuschwächen oder aufzugeben und sich an „neutrale” zeremonielle Aufgaben zu halten.

Es ist positiv, dass das Establishment von den Wähler*innenn einen massiven Rückschlag erlitten hat. Wir bekräftigen unsere Position, dass eine Massenpartei der Arbeiter*innenklasse, die sich auf die Gewerkschaften, Nachbarschaftsgruppen, breitere Schichten der Arbeiter*innenklasse und die sozialistische Linke stützt, unerlässlich ist. Dies wäre keine Partei, die eine „linke Regierung“ anstrebt, von der einige Linke glauben, dass sie kapitalistische Parteien einschließen kann, sondern eine Partei, die darauf abzielt, auf der Grundlage eines sozialistischen Programms die Macht der Arbeiter*innenklasse in unseren Nachbarschaften und an unseren Arbeitsplätzen aufzubauen.

Aus dem Englischen übersetzt: https://www.socialistworld.net/2025/10/26/left-backed-candidate-catherine-connolly-wins-irish-presidential-election-by-a-landslide/