Es herrscht Angst

Steuert die Weltwirtschaft auf eine neue Krise zu?

Ein kürzlich erschienener Leitartikel im Economist begann mit: „Die Suche nach Sinn auf den Finanzmärkten ist wie die Suche nach Mustern in einem stürmischen Meer.

Die Informationen, die dabei entstehen, sind das Ergebnis von Kauf und Verkauf durch Menschen mit all ihren Widersprüchen”.

Die überwältigende Stimmung dieser Menschen – der Bankiers, der Investor*innen, der sogenannten Finanzexpert*innen – ist Angst.

von Ronnie Stevenson, Socialist Party Scotland

Die Senkung der Zinssätze bedeutet, dass einige Kreditgeber*innen nun negative Zinssätze verwenden, was bedeutet, dass die Schuldner*innen weniger zurückzahlen müssen, als sie geliehen haben – unsereins erscheint das als Wahnsinn.

Die Zinssätze für Staatsanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren liegen nun unter denen mit einer von zwei Jahren, ein Phänomen, das in den letzten hundert Jahren ein Vorläufer einer Rezession in den USA war.

Die Märkte sind, da sie von den Reaktionen der Menschen auf das Lesen der von ihnen beobachteten Zeichen abhängig sind, komplex.

Indessen berichtet trotz dem, was einige politische Führer, die Stimmen bei Wahlen suchen, sagen, keine der reichsten Volkswirtschaften der Welt ein starkes Wirtschaftswachstum.

Tatsächlich berichten sie von bei weitem nicht rosigen wirtschaftlichen Aussichten. Es gibt auch Spannungen zwischen Regierungen, den Zentralbanken, den Börsen und Großunternehmen darüber, was der beste Weg ist.

Die Märkte spiegeln die Unsicherheit wider und zeigen oft einen Rückzug aus Investitionen, trotz der niedrigen Zinssätze der Zentralbanken.

Jüngste Berichte in den seriösen Zeitschriften des Großkapitals auf der ganzen Welt erzählen eine andere Geschichte als die Politiker.

Deutschland, das Kraftwerk der europäischen Wirtschaft, berichtete kürzlich, dass die Importe im Juni stärker stiegen als erwartet, während die Exporte nahezu stagnierten.

Dies, der sinkende Handelsüberschuss sowie andere schlechte Daten signalisierten, dass die viertgrößte Volkswirtschaft der Welt am Rande der Rezession stehen könnte.

Ein ähnliches Bild zeichnet sich in Frankreich ab. Die Industrieproduktion sank im Juni gegenüber dem Vormonat um 2,3 Prozent. Milliarden Euro Steuersenkungen haben den Konsum der Haushalte nicht stimuliert, was zu einer Abschwächung des Wirtschaftswachstums geführt hat.

Das Nettoergebnis ist, dass sich die Ängste vor einer Rezession in Europa vertiefen.

Handelskriege

In den USA hat die Erhöhung der Zölle mit allen wichtigen Handelsblöcken der Welt durch Trump Handelskriege ausgelöst, insbesondere mit China.

Diese Konflikte haben zu einem starken Rückgang der Finanzmärkte weltweit geführt. Sie haben die Preise für das amerikanische Volk erhöht, was zu niedrigeren Ausgaben beigetragen hat.

Dies wiederum übt Druck auf die US-Unternehmen aus, die weniger investieren.

Trotz Trumps Behauptungen über ein anhaltendes Wachstum der amerikanischen Wirtschaft wird ein Handelskrieg den gegenteiligen Effekt haben. Wir sollten uns daran erinnern, dass Trumps Behauptungen über die Erhöhung des Einkommens der Menschen in Amerika wirklich nur für das reichste eine Prozent gelten.

Die überwiegende Mehrheit in den USA hat keine Zunahme der Kaufkraft erlebt. Tatsächlich haben zusammen mit all seinen anderen Politiken die Kürzungen von Sozialhilfe, Bildungsausgaben usw., zu einem Rückgang des Lebensstandards geführt.

In Britannien hängt die Gefahr einer Rezession über der Wirtschaft, trotz Johnsons erklärter Absicht, für einen „Raketenbeschleuniger” für die Wirtschaft zu sorgen.

Die Unsicherheit eines No-Deal Brexit oder des aktuell ausgehandelten Deals spielt dabei eine Rolle.

Der jüngste Rückgang des Bruttoinlandsprodukts spiegelte eine schwächer als erwartet ausgefallene Entwicklung in fast allen Wirtschaftszweigen wider, mit einem starken Rückgang der Produktion in der verarbeitenden Industrie und der Bauwirtschaft, einem erneuten Fall der Unternehmensinvestitionen und einem kaum positiven Wachstum im Dienstleistungssektor.

In Britannien hat der Brexit einen Keil zwischen Großkapital und Tories getrieben – die Partei, die sie als ihre sichere Vertretung sahen, um das Land zu führen. In den USA steht die Wirtschaftspolitik von Trump in direktem Konflikt mit der Notenbank Federal Reserve.

Wir könnten in praktisch jedes Land der Welt gehen, und ähnliche Arten von Konflikten zwischen den „Führern” sind vorhanden. Selbst in China ist die Wachstumsrate der Wirtschaft dramatisch gesunken.

In diese wirtschaftliche Stagnation fuhr die von Trump initiierte Einführung von Zöllen und der Bruch jahrzehntelanger Handelsabkommen zwischen den USA und großen Handelsblöcken in der ganzen Welt hinein.

Handelskriege bringen eine weitere wichtige Quelle der Unsicherheit für die Unternehmen bei ihren Investitionsentscheidungen, dem Motor des Wirtschaftswachstums. Noch wichtiger ist, dass die Lohnabhängigen die Hauptopfer von Handelskriegen sind.

In den USA und China leiden sie unter erhöhten Preisen, aber auch unter tatsächlichen Arbeitsplatzverlusten und Lohnkürzungen. (Mehr zum US-China-Handelskrieg unter www.socialismtoday.org)

Es gibt nichts, was das Großkapital weniger mag als Unsicherheit. Dies kann die Stimmung der Angst und die größere Chance auf eine Rezession in den nächsten Monaten/Jahren verstärken.

Freudlose Erholung

Die „freudlose Erholung”, die die Arbeiter*innenklasse seit der Krise 2007/08 weltweit erlebt hat, könnte in nicht zu langer Zeit die Vorläuferin eines neuen Abschwungs sein.

Opfer wird die Arbeiter*innenklasse sein, und der Beginn von Gegenwehr, die wir bereits erleben, könnte sich verstärken.

Hinzu kommt, dass die Zahl derer, die den Kapitalismus – das Privateigentum an den globalen Produktivkräften – als das Problem sehen, im Zuge der neuen Weltkrise zunehmen wird.

Die Zukunft der Menschheit und des Planeten hängt vom politischen Charakter dieser Gegenwehr ab. Die lasche Reaktion einer Mehrheit der Gewerkschaftsführer*innen und der verschiedenen politischen Parteien, denen die Arbeiter*innenklasse ihre Unterstützung gibt, auf die Krise hält mit der Tiefe der Krise eindeutig nicht Schritt.

Kämpferische sozialistische Politik, die einen vollständigen Bruch mit dem kapitalistischen Markt bietet, ist wesentlich.

Öffentliches Eigentum, demokratische Arbeiter*innenkontrolle und sozialistische Planung sind entscheidend.

Es wird immer deutlicher werden, dass nur eine grundlegende sozialistische Veränderung der Schlüssel für eine angemessenen Zukunft für die Menschheit ist.

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