Solidarität mit den Beschäftigten bei ThyssenKrupp!

IG Metall in die Offensive: Für den Erhalt aller Arbeitsplätze! Keine Sanierung auf dem Rücken der Beschäftigten!

Dieses Flugblatt der Sol Ruhr wurde heute beim Protest von tausenden ThyssenKruppe-Beschäftigten verteilt:

Heute protestieren die Beschäftigten von ThyssenKrupp Elevator vor der Essener Konzernzentrale gegen die Sanierung des Konzerns auf ihrem Rücken und die Geheimniskrämerei der Konzernleitung. Schon gestern demonstrierten in Duisburg 6.000 Kolleg*innen von ThyssenKrupp Steel für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze. Der Konzern hat bereits angekündigt, 6.000 Arbeitsplätze zu vernichten. Die Unternehmensleitung setzt jetzt darauf, ihre Profite durch die Aufzugssparte zu sanieren; ob dies über Börsengang, Komplett- oder Teilverkauf realisiert werden soll, ist noch unklar – ebenso, was dies für Arbeitsplätze und Löhne bedeutet.

Jetzt kommt es darauf an, sich nicht gegeneinander ausspielen zu lassen: Kolleg*innen aus allen Sparten des Konzerns und den verschiedenen Standorten in Deutschland und weltweit sollten sich vernetzen und eine gemeinsame Kampfstrategie für den Erhalt aller Arbeitsplätze sowie gegen Angriffe auf Löhne und Arbeitsbedingungen ausarbeiten. Und es sollte Kontakt zu den Kolleg*innen aus anderen Betrieben aufgenommen werden, bei denen Entlassungen auf der Tagesordnung stehen: in der Auto- und Zulieferindustrie sind Tausende Arbeitsplätze bedroht, Aldi hat gerade unter anderem am Mülheimer Standort 600 Beschäftigten gekündigt, bei der Deutschen Bank (18.000), BASF (6.000), Siemens (2.700) und der Telekom (1.200) haben die Bosse die Vernichtung tausender Arbeitsplätze angekündigt. Da Deutschland und die Weltwirtschaft am Beginn einer Rezession stehen (im Vergleich zum Vorjahr sank das deutsche Wirtschaftswachstum 2019 von 1,5 auf 0,5 Prozent) ist davon auszugehen, dass das nur der Anfang einer Welle von Massenentlassungen ist, mit denen das Kapital in Krisenzeiten seine Profite auf Kosten der Lohnabhängigen retten will.

Die Kundgebungen dieser Woche sind ein mächtiges Signal, dass die Kol­leg*innen für die Verteidigung ihrer Arbeitsplätze mobilisierungsfähig sind. Es darf jedoch nicht bei symbolischen Aktionen bleiben. Wenn es bei ThyssenKrupp mit seinen rund 160.000 Beschäftigten (davon alleine 50.000 bei Elevator) zu Streiks käme, könnte der Chefetage Feuer unterm Hintern gemacht und Kündigungspläne vom Tisch gefegt werden. Es ist wichtig, dass IG Metall und Betriebsräte in die Offensive gehen, bevor es zu Entlassungen kommt. Durch Initiativen „von unten“ können Kol­leg*innen in Betrieb und Gewerkschaft Druck für entschlossene Kampfmaßnahmen ausüben.

Bei ThyssenKrupp und allen Unternehmen, bei denen Entlassungen auf der Tagesordnung stehen, müssen jetzt die Geschäftsbücher für Gewerkschafts- und Belegschaftsvertreter*innen offengelegt werden. Wir müssen wissen: Was führen Vorstand und Aktionäre im Schilde? Welche Investitionen, Produktionsverlagerungen, Einsparungen und Entlassungen sind geplant? Was passiert mit den Milliardenprofiten, die die Beschäftigten Jahr für Jahr erarbeiten?

Wir brauchen Arbeitsplätze. Und wir müssen verhindern, dass Produktionskapazitäten den Profitinteressen der Kapitalist*innen geopfert werden. In der Satzung der IG Metall heißt es nicht ohne Grund: „Überführung von Schlüsselindustrien und anderen marktbeherrschenden Unternehmen in Gemeineigentum“. Angesichts der Dramatik der Krise in der Industrie und der Klimakatastrophe ist es höchste Zeit, für dieses Ziel eine Durchsetzungsstrategie zu entwickeln. Dazu sollte in der IGM die Diskussion eröffnet werden. In der Politik der IGM und der Betriebsräte muss ein radikaler Kurswechsel weg von Co-Management, Standortpolitik, faulen Kompromissen und Ausverkauf durchgesetzt werden. Dabei muss die standort- und nationale Grenzen übergreifende Solidarität und der weltweite gemeinsame Kampf der Arbeiter*innen in der Metall- und Elektroindustrie angestrebt werden. Direkte Kontakte zwischen den Belegschaften der verschiedenen Betriebe in verschiedenen Ländern müssen hergestellt, konzernweite internationale Treffen organisiert, Facebook-Gruppen aufgebaut werden.

Würden sich ThyssenKrupp und andere Unternehmen in Gemeineigentum unter der demokratischen Kontrolle der arbeitenden Bevölkerung befinden, könnten nicht nur Arbeitsplätze gerettet, sondern radikale Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohn- und Personalausgleich sowie die Organisierung der Produktion im Interesse von Mensch und Natur durchgeführt werden.

Unser Programm:


• Erhalt aller Arbeitsplätze
• Nein zu Ausgliederungen, Betriebsschließungen und Produktionsverlagerung
• Nein zu Kurzarbeit, Lohnraub, Arbeitszeitverlängerung und Flexibilisierung
• Statt Co-Management und faulen Kompromissen: IGM in die Offensive
• Statt Standortkonkurrenz: Solidarität unter allen Belegschaften, die von Arbeitsplatzvernichtung bedroht sind
• Offensive Lohnforderung und 30-Stunden-Woche bei vollem Lohn- und Personalausgleich in der Tarifrunde 2020
• Einsatz der vollen Kampfkraft bis hin zu einem branchenweiten Streik und Fabrikbesetzungen
• Offenlegung der Geschäftsbücher für Gewerkschafts- und Belegschaftsvertreter*innen
• Überführung der Schlüsselindustrien in Gemeineigentum unter demokratischer Kontrolle durch die arbeitende Bevölkerung