Vereinsbosse der Fußball Bundesliga wollen ihre Pfründe retten
Wochenlang ruhte der Spielbetrieb wegen COVID-19 in den Fußballligen Deutschlands. An diesem Wochenende starten nun die erste und zweite Bundesliga wieder mit sogenannten „Geisterspielen“.
Von Torsten Sting, Rostock
Noch immer gelten Abstandsregeln und noch immer drohen Geldstrafen bei Nichteinhaltung der Vorgaben. Aber ab jetzt darf wieder munter gegrätscht und das aggressive „pressen am Mann“ gesucht werden.
Druck der Vereinsbosse
Es gab lange Diskussionen, ob und wenn ja, wie der Fußball wieder rollen kann. Es ging dabei letztlich nicht um den Sport, die Gesundheit aller Beteiligten oder gar um den Erhalt von Arbeitsplätzen in den Vereinen. Der Profifußball ist ein Milliardengeschäft. Insofern ging es auch bei der Entscheidung, ob die Saison weitergeführt werden soll, um die Profitinteressen der Bosse. Rummenigge, Watzke und Co. Wollen, dass der EURO wieder rollt, nichts weiter.
Gesundheit
Dabei muss es auch bei dieser Frage zuerst darum gehen, dass die Gesundheit aller Beteiligten Vorrang haben muss. Gerade bei einem so körperbetonten Spiel wie Fußball ist die Gefahr der Übertragung des Coronavirus, insbesondere bei den Spielern, hoch. Immer wieder hat es in den vergangenen Wochen entsprechende Fälle in den Vereinen der Bundesliga gegeben.
„Geisterspiele“
Unter den gegeben Umständen war schnell klar, dass es nur zwei realistische Alternativen gab. Entweder jenes Szenario, dass bei fast allen Sportligen eingetroffen ist: Abbruch der Saison. Oder die Fortführung der Spiele unter erhöhten (und dennoch unzureichenden) Sicherheitsbestimmungen, ohne Zuschauer*innen, die sogenannten „Geisterspiele“. Es gab länderübergreifende Statements von Fangruppen, die sich klar für den Abbruch der Saison und gegen „Geisterspiele“ aussprachen. Neben den gesundheitlichen Risiken, wurde zu Recht ins Feld geführt, dass damit der Sport seines Herzens beraubt würde. Ohne Zuschauer im Stadion ist der Fußball nicht die Hälfte wert. Das Revierderby Dortmund gegen Schalke ist ohne „Schlachtgesänge“ schwer vorstellbar.
Gesellschaftlicher Aspekt
Es ist aber auch aus einem weiteren Grund abzulehnen, dass der Spielbetrieb wieder aufgenommen wird. Während es immer noch schwierig ist, dass die Kolleginnen und Kollegen im Gesundheitswesen gut geschützt ihre Arbeit machen können und viele noch nicht auf COVID-19 getestet wurden, weil Kapazitäten fehlen, werden verhältnismäßig große Anstrengungen im Profifußball unternommen, damit die hoch bezahlten Kicker optimal versorgt werden. Das ist schlicht ein Skandal!
Wirtschaftlicher Druck?
Natürlich haben die Monate fast ohne Einnahmen einigen Vereinen schwer zugesetzt. Aber hinter etlichen Clubs stehen milliardenschwere Konzerne. Der FC Bayern München (Allianz Konzern, Telekom, Audi), Borussia Dortmund (EVONIK), VfL Wolfsburg (VW) oder Bayer 04 Leverkusen (Chemiekonzern Bayer) um nur mal einige der Protagonisten beim Namen zu nennen, nagen wahrlich nicht am Hungertuch. Schwieriger ist es sicher bei kleineren Vereinen der Ersten und Zweiten Bundesliga. Aber auch hier gilt: vierzig bis fünfzig Prozent der Kosten eines Vereins belaufen sich auf die Spielergehälter! Es ist nicht einzusehen, dass unsere Steuergelder womöglich, wie von einigen ins Spiel gebracht, diesen Wahnsinn auch noch unterstützen sollen! Den Schlamassel sollen die Vereinsbosse mal schön selber ausbaden, den Millionären und sich selbst mal ordentlich an die Kohle gehen!
Was wäre richtig?
Im Hinblick auf den weiteren Spielbetrieb müssen letztlich die Betroffenen demokratisch darüber entscheiden, wann und unter welchen Umständen wieder gespielt werden sollte. Vertreter*innen der Spielergewerkschaft, von verschiedenen Fangruppen (nicht nur der Ultras) sowie den Beschäftigten in den Vereinen, sollten darüber befinden und nicht die DFL, Vereinsbosse und ihnen genehme Regierungen.
Politische Einordnung
Die Entscheidung an diesem Wochenende wieder mit den Spielen der Fußball Bundesliga zu beginnen, wirft auch ein Schlaglicht auf die Politik der Bundes- und Landesregierungen. Erst deren „grünes Licht“ hat dies ermöglicht und zeigt einmal mehr, dass die Interessen der (Fußball-)Konzerne Vorrang haben.