Iran: Solidarität mit dem Streik bei Haft Tappeh

Unabhängige Arbeiter*innenbewegung entwickelt sich

Seit dem 14.06,2020 befinden sich die Arbeiter*innen der Zuckerrohrfabrik Haft Tappeh, die in der Nähe der iranischen Stadt Shush liegt, erneut im Streik. Ihre letzte größere Streikwelle führten sie mit ihrer unabhängigen Gewerkschaft Ende des Jahres 2018 durch. Während dieser wurde einer ihrer Sprecher, Esmaeil Bakhshi, verhaftet und von den Revolutionsgarden im Gefängnis gefoltert.

von Lukas Zöbelein, Mainz

Zuvor hatte er gesagt, dass „die Arbeiter*innen nicht länger zulassen, dass der private Sektor das Unternehmen kontrolliert“ und sich für eine Verwaltung eines verstaatlichten Betriebs durch die Beschäftigten auf Basis kollektiver Entscheidungsprozesse ausgesprochen.

Die Privatisierung im Jahr 2015 hatte brutale Folgen. Die Belegschaft wurde von 7000 auf 4000 verkleinert. Videos des Streiks im Jahr 2018 zeigten, wie die Arbeiter*innen riefen: „Brot, Jobs, Freihei, Räteverwaltung!“ Diese Forderungen waren nicht nur ein direkte Angriff gegen das Regime, sondern auch gegen die prokapitalistischen Oppositionskräfte.

Bei diesem Streik kämpften die Arbeiter*innen, um die teilweise monatelang nicht ausgezahlten Löhne. Die sofortige Auszahlung aller ausstehenden Löhne ist dieses Mal wieder eine der zentralen Forderungen, neben Fragen der Sozialversicherung. Um dem Betrug bei der Lohnauszahlung und dem Einbehalten der Sozialversicherungen entgegen zu wirken, ist es notwendig, dass die Bücher des Unternehmens offen gelegt werden und dieses enteignet und unter demokratische Kontrolle und Verwaltung der Beschäftigten gestellt wird.

Außerdem kämpfen sie für die Wiedereinstellung ihrer entlassenen Kolleg*innen. Unter diesen befinden sich auch Esmaeil Bakhshi und Ali Nijati, die beide für ihre innerbetriebliche gewerkschaftliche Aktivität entlassen wurden. Würde Haft Tappeh wie oben vorgeschlagen unter demokratischer Kontrolle und Verwaltung der Beschäftigten stehen, würde es solche Entlassungen im Sinne des iranischen Regimes und denen durch dieses vertretenen Kapitalist*innen nicht mehr geben,

Weiterhin gehört die Forderung nach einer Gefängnisstrafe für Assadbeigi, dem CEO von Haft Tappeh und Rostami, einem Mitglied des Kontrollrats von Haft Tappeh, zum Forderungskatalog der Streikenden. Aber die Arbeiter*innen dürfen sich nicht auf die Gerichte des Regimes verlassen. Diese lassen nicht grundlos immer wieder Gewerkschafter*innen einsperren und foltern. Im Kern vertreten diese Gerichte die Interessen des Regimes und damit der iranischen Kapitalisten, zu denen auch diese beiden gehören.

Die Kolleg*innen fordern außerdem, dass man die betrügerischen Bosse und den gesamten privaten Sektor loswerden muss. Diese Forderung zeigt, wie weit das Bewusstsein der Arbeiter*innen von Haft Tappeh bereits entwickelt ist. Sie sollte aber konkretisiert werden indem man hinzufügt, dass der Private Sektor unter demokratischer Kontrolle und Verwaltung verstaatlicht gehört.

Seit 2017 gibt es wiederholt Arbeiter*innenkämpfe im Iran und Anzeichen der Entwicklung einer unabhängigen Arbeiter*innenbewegung. Die Haft Tappeh Beschäftigten haben eine wichtige Rolle dabei gespielt und ihr Kampf muss unterstützt werden.

Wir rufen auf, Solidaritätsbotschaften zu senden an: syndica.haft.tapeh@gmail.com