Das Geschäft geht weiter – trotz Corona
Seit September wird wieder Fußball gespielt, zum Teil sogar mit Publikum. Es scheint wieder „Normalität“ zu herrschen. Was ist davon zu halten?
von Torsten Sting, Rostock
Nach dem Ende des Lockdowns und dem „Hochfahren“ wurde auch der Profifußball wieder möglich gemacht. Mit einem strengen Hygienekonzept für die Spieler*innen und einem hohen Aufwand an Tests, wurde die deutsche Bundesliga zum Vorbild auch für andere Profiligen in Europa. Die Masse der Amateurligen schaute allerdings in die Röhre. Hier war es nach wie vor nicht erlaubt zu spielen.
Alles gut?
Oberflächlich kann man bilanzieren, dass im Großen und Ganzen die letzten Monate, ohne größere Zwischenfälle, abgelaufen sind. Nachdem Profis positiv auf das Coronavirus getestet wurden, wurde schnell reagiert und konnte ein „Flächenbrand“ verhindert werden.
Dies ermutigte die Deutsche Fußball Liga (DFL) und die Vereinsbosse, in Vorbereitung der neuen Saison einen Schritt weiter zu gehen, um wieder kräftig Gewinne einzufahren. Wurde die letzte Spielzeit ohne Zuschauer*innen („Geisterspiele“) über die Bühne gebracht, ist es nun möglich, abhängig von der Infektionslage vor Ort und der Einschätzung der staatlichen Behörden, vor Publikum zu spielen.
Einordnung
Über diese Entwicklung gibt es bei etlichen Fußball-Fans Erleichterung. Das Spiel macht ohne Zuschauer*innen zweifellos viel weniger Spaß. Dennoch tut man gut daran, dass Geschehen kritisch zu hinterfragen.
Zum einen ist da der große Aufwand, um die Spiele überhaupt zu ermöglichen, indem die Profis häufig getestet werden. Vor dem Hintergrund, dass die Ausweitung der Testkapazitäten bei weitem nicht ausreichen, um insbesondere die Kolleg*innen im Gesundheitswesen regelmäßig zu testen, ist das Ganze eigentlich gesellschaftlich nicht zu rechtfertigen. Hinzu kommt, dass gerade die zwischenzeitlich hohe Anzahl von infizierten Spielern beim französischen Meister Paris St. Germain ein Warnsignal ist, wie schnell sich das Virus auch bei großer Vorsicht in einer Mannschaft ausbreiten kann. Es geht nicht zuletzt auch um die Gesundheit der Spieler*innen, egal welcher Liga.
Im Hinblick auf den weiteren Spielbetrieb müssen letztlich die Betroffenen demokratisch darüber entscheiden, wann und unter welchen Umständen gespielt werden sollte. Vertreter*innen der Spielergewerkschaft, von verschiedenen Fangruppen (nicht nur der Ultras) sowie den Beschäftigten in den Vereinen, sollten darüber befinden und nicht die DFL, Vereinsbosse und ihnen genehme Regierungen.