Solidarität mit den Kolleg*innen bei Mann-Hummel in Ludwigsburg
Die Schwieberdinger Straße in Ludwigsburg ist eine stark befahrene Straße. Hier hat Mann+Hummel seine Konzernzentrale und hier machen seit 8.2.2021 an jedem Arbeitstag Beschäftigte tagsüber eine Mahnwache.
von Ursel Beck, Stuttgart
Mann+Hummel will die Produktion in Ludwigsburg nach siebzig Jahren an Standorte mit niedrigeren Lohnkosten verlagern und das Werk in Ludwigsburg Ende 2022 schließen. 400 Kolleginnen und Kollegen der insgesamt noch 1700 Beschäftigten verlieren dadurch ihre Existenzgrundlage. Übrig bleiben soll nur die Entwicklung. Wie lange? Die Geschäftsführung bietet den Arbeiter*innen und Arbeitern Ersatzarbeitsplätze in Werken ab 300 Kilometer Entfernung an – wohlwissend, dass das unannehmbar ist. Wer den Ersatzarbeitsplatz nicht annimmt, soll gekündigt werden. Die Beschäftigten empfinden das als Provokation. Und deshalb protestieren sie jeden Tag vor dem Werkseingang. Am 18.2. hab ich mit einer Delegation des Metallertreffs einen Besuch bei der Mahnwache gemacht. Wir haben eine Solidaritätserklärung überbracht. Zusätzlich hatte ich einige Kopien des neues Flyers der Ortsverbände im Wahlkreis Stuttgart IV dabei, in dem wir eine sozialistische Antwort auf die Krise der Autoindustrie geben.
In den Gesprächen mit den Kolleginnen und Kollegen wurde deutlich, dass sie wütend sind und kein Verständnis für die Politik der Geschäftsführung haben. “Sie sagen uns wir wären zu teuer. Aber es sind die Vorstände, die hier teuer sind und nicht wir”. So ein Kollege. “Noch nicht mal eine Abfindungen wollen sie uns geben. Beim letzten Arbeitsplatzabbau 2019 gab es noch Abfindungen mit dem Faktor 1,7. Und jetzt sollen wir gar nichts mehr kriegen”. Einige haben auf kleinen Plakaten ihre Lebenssituation dargestellt und mit der Überschrift versehen: “Zwangsversetzung. Nein Danke”
Die Solidarität mit den Kolleginnen und Kollegen ist groß. Das zeigt sich daran, dass viele Autofahrer*innen, im Vorbeifahren hupen und einige freundlich winken.”
Hergestellt werden in Ludwigsburg derzeit Flüssigfilter für Sprit und Öl für Autos. Sie hätten hier auch schon Luftfilter produziert. Und sie könnten auch Luftfilter für Schulen und zur Corona-Eindämmung produzieren. Wenn das Land Baden Württemberg die Fabrik verstaatlichen würde, dann könnte das Land die Aufträge für diese Filter erteilen und die Arbeitsplätze könnten gesichert werden. “Das wäre eine Lösung”. Aber die Zweifel das durchzusetzen sind groß.
In der Diskussion zeigt sich schnell, dass es bei Mann+Hummel ähnlich laufen könnte wie beim Behr/Mahle-Werk 8 in Feuerbach. Das Werk wird ausgegliedert, um es möglichst billig und ohne Sozialauswahl zu schließen. “Dagegen könnt Ihr Euch wehren”, ermutigt ein Kollege von Mahle die Kollegen von Mann+Hummel. Immer wieder kommt zur Sprache, dass auch in vielen anderen Betrieben der Metallindustrie in der Region Arbeitsplätze vernichtet werden. Wir sind uns einig, dass die IGM den Kampf dagegen aufnehmen muss und nicht jede Belegschaft auf sich allein gestellt bleiben darf. Auch das war Konsens in der Diskussion. “Es muss was passieren. So kann es nicht weitergehen” , resümiert ein Kollege der Mahnwache.
Ursel Beck ist Kandidatin der LINKEN für die Landtagswahl in Baden-Württemberg im Wahlkreis Stuttgart IV und Mitglied im Sol-Bundesvorstand.