„Wir sind alle Romana“

Kampagne gegen Kündigung einer Betriebsrätin in einer Asklepios Klinik – Interview mit Claudia Rother

Die Kündigung der Krankenschwester und Betriebsrätin Romana Knezevic am Asklepios Klinikum St. Georg in Hamburg konnte verhindert werden. Sie hatte zuvor in einer Fernsehsendung auf die unhaltbaren Zustände aufmerksam gemacht. Solidarität sprach mit Claudia Rother, Fachkrankenschwester für ITS und Palliativcare auf der Intensivstation im gleichen Klinikum.

Ursprünglich sah es so aus, dass Asklepios die Kündigung durchziehen würde, auch um ein Exempel zu statuieren. Dass sie jetzt darauf verzichten, ist ein Riesenerfolg. Wie ist dieser Erfolg zustande gekommen?

Hauptsächlich weil wir ausreichend Druck gemacht haben. Wir haben beispielsweise eine Mahnwache vor dem Klinikum errichtet. Es gab sehr viele Solibekundungen mit dem Slogan „Wir sind alle Romana“ von Organisationen aus vielen Städten, die wir dort ausgehängt haben. Die Chefs haben das gesehen und Fotos davon gemacht. Außerdem gab es am Tag der Verhandlung eine Kundgebung unter dem Motto „Solidarität mit Romana“. Höhepunkt der Proteste war eine virtuelle Stadtversammlung. Auch hier waren nicht nur Pflegekräfte dabei, sondern auch Bürger*innen, und Kolleg*innen aus ganz anderen Bereichen, zum Beispiel der Lufthansa, von Globetrotter und aus vielen Bündnissen in anderen Städten.

Welche Rolle hat ver.di gespielt?

ver.di hat Romana schon unterstützt, sie haben ihr rechtliche Unterstützung angeboten und sich auch eine Woche nach Romanas Interview im Fernsehen geäußert. Insgesamt war ihre Rolle jedoch eher untergeordnet. Die Proteste wurden hauptsächlich von der Hamburger Krankenhausbewegung und dem Pflegebündnis getragen.

Was müssten deiner Meinung nach die aktuellen Forderungen sein?

Als sofortige Maßnahmen sollte das Reinigungs- und Servicepersonal deutlich aufgestockt werden, damit nicht noch wertvolle Zeit mit Putzen und Auffüllen verbraucht wird. Die fehlt dann für die Patient*innen. Außerdem wollen wir so schnell wie möglich einen Entlastungstarifvertrag, um die Personalbemessung besser zu regeln. Grundsätzlich brauchen wir aber in der Pflege deutlich mehr Geld, damit der Beruf wieder attraktiv wird. Ich bin der Meinung, dass Pflege ein Studium erfordern sollte, das wäre auch eine Aufwertung.

Die Krankenhäuser müssten alle öffentlich sein. Hier in Hamburg ist der Unmut über den Verkauf an Asklepios in den Neunziger Jahren immer noch enorm. Dieser hatte damals gegen den Willen der Bevölkerung stattgefunden. Und es darf auch keine Krankenhausschließungen mehr geben. Das führt zu längeren Wegen und damit letztlich zu einer Gefahr für die Patient*innen.

Es gibt seit letztem Jahr eine bundesweite Vernetzung von Krankenhausaktiven, die sich dafür einsetzt, dass eine neue strategisch geplante, bundesweite Krankenhauskampagne geplant wird. Was denkst du darüber?

So eine Kampagne ist auf jeden Fall notwendig. Ich hoffe auch, dass sich immer mehr Leute organisieren, auch bundesweit, damit wir erfolgreich sind. Denn der Erfolg, dass Romana bleiben kann, kann nur der Anfang sein. Wir haben aber gemerkt, dass die Unterstützung für unsere Anliegen sehr groß ist und das ermutigt uns weiterzumachen.

Print Friendly, PDF & Email