Kreuzberg und Gomorrha

CC BY 3.0, Angela Monika Arnold, Berlin

Neues PTK-Album aus der Perspektive von unten

Der Berliner Rapper PTK hat ein neues Album herausgebracht. In „Kreuzberg und Gomorrha“ erzählt er von Gentrifizierung, Rassismus und dem Leben als Teil der Unterschicht in Deutschland.

von Caspar Loettgers, Mainz

Es gibt nur wenige Künstler*innen in der modernen Musikbranche, die in ihren Texten gesellschaftliche Themen behandeln oder sich klar politisch positionieren. Gerade im Deutschrap kommt neben einer Ladung Sexismus bei vielen auch neoliberale Ideologie hinzu. Rapper wie Kollegah rappen vom “Boss-sein” und vom Frühstücken in Dubai. Ein Leben, welches manchen Jugendlichen erstrebenswert erscheinen mag, aber mit der Realität für die meisten nichts zu tun hat. PTKs Album ist da eine gelungene Abwechslung, nicht nur weil sein Album frei von sexistischen Lines ist. In vielen Liedern schafft er es, eine Perspektive von unten zu beschreiben, die vielen Menschen aufgrund ihrer persönlichen Erfahrungen bekannt vorkommen wird. In seinem Song „Mir tut es weh“ heißt es beispielsweise: „Von uns ist keiner im Bundestag. Für sie sind wir unsichtbar und bleiben es auch noch in 100 Jahren“ oder „Schuldenfalle, steigende Mieten. Männer, die ihr Gehalt verspielen. Frauen, die sich in den Falschen verlieben und dann ihre Kinder alleine groß ziehen.“

Kreuzberg und Gentrifizierung 

Ein dominierendes Thema im Album ist die Gentrifizierung in Kreuzberg und die steigenden Mieten in ganz Berlin. Zu recht kritisiert PTK die Gentrifizierung seines Viertels und schildert eindrücklich, wie das Leben in Kreuzberg vor der Gentrifizierung war. Doch eine der großen Schwächen ist, dass PTK keine wirkliche Perspektive aufzeigt, wie Gentrifizierung bekämpft werden kann. In “Antiturista 3” heißt es lediglich: „Den Großkonzern solange ärgern, bis er wieder gehen will“. Immer wieder kommt der Aufruf sich zu organisieren, aber was passiert danach? Klar muss Kunst das nicht leisten, aber es ist schade, dass die aufgeworfenen Fragen unbeantwortet bleiben. PTK rappt aus Sicht der Arbeiter*innenklasse, benennt diese aber kein einziges mal. Auch wird im Album nicht der Kapitalismus direkt als Ursache für die vielen Probleme benannt und auch keine Lösung aufgezeigt. 

Sich organisieren und kämpfen

Alles in allem lohnt es sich dennoch, das Album anzuhören, auch wenn es nur kurz eine Atempause ist zwischen den täglichen Strapazen im Kapitalismus. Die Texte wirken authentisch und musikalisch ist wenig auszusetzen. Wer nach Musik sucht, die mal eine Perspektive von unten einnimmt, wird das Album feiern. Wer jedoch nach dem Hören des Albums eine ordentliche Portion Wut auf die Reichen und unser kapitalistisches System hat, sollte diesen allgemeinen Aufruf von PTK ernst nehmen und aktiv werden – am besten bei der Sol: „Ich will keine Smart-City, ich will smartere Menschen/ Die sich organisieren, es in die Hand nehm‘ und kämpfen“.

PTK: “Kreuzberg & Gomorrha”, erschienen am 14. Mai 2021 beim Label BombenProdukt. Erhältlich zum Kauf und Stream bei den gängigen Plattformen.