Sozialismustage are back!

Motivierend, inspirierend, kämpferisch

„Super motivierend“ war der Kommentar des während der Berliner Krankenhausstreiks in die Sol eingetretenen Krankenpflegers Christian über die Sozialismustage, die von der Sol am Wochenende des 27. und 28. November organisiert wurden. „Politisch besser denn je“ waren sie für das langjährige Sol-Mitglied Sebastian aus Kassel.

Dabei waren die Voraussetzungen für dieses Wochenende nicht die besten. Vier Tage vor dem Beginn des Kongresses mussten wir entscheiden, die Sozialismustage aufgrund des Pandemiegeschehens nicht, wie es monatelang geplant war, in Präsenz durchzuführen, sondern verlegten die Veranstaltung ins Internet. Trotz der großen Enttäuschung, dass wir uns nach über anderthalb Jahren Pandemie nicht real wieder begegnen konnten, gelang es einen spannenden Kongress mit vielen spannenden Veranstaltungen durchzuführen. In Dortmund und Aachen führten die Sol-Ortsgruppen Watch-Parties durch, die meisten der 180 Teilnehmer*innen im Zoom verfolgten und beteiligten sich aber vom Sofa oder Schreibtisch aus an den Debatten. Zusätzlich schauten sich über 200 Personen den Live Stream der beiden Plenumsveranstaltungen am Samstag auf Facebook an.

Dabei konnten sie zum Auftakt eine Debatte zwischen dem Sol-Bundessprecher Sascha Staničić und den beiden Co-Vorsitzenden der LINKEN in Nordrhein-Westfalen Nina Eumann und Christian Leye verfolgen, in der die Gründe für das Wahldesaster der Linkspartei und die Aufgaben für Sozialist*innen in der Partei im Mittelpunkt standen. Kontrovers wurde es hier vor allem in der Bewertung der Positionen Sahra Wagenknechts, die von Christian Leye verteidigt wurde und von Sascha Staničić aufgrund ihrer migrationsfeindlichen Positionen und der Propagierung einer sozial gerechten Marktwirtschaft scharf kritisiert.

Die Streiks der Berliner Krankenhausbeschäftigten und die Situation im Gesundheitswesen generell spielten eine große Rolle. Von der Berliner Krankenhausbewegung berichteten die Streikaktivist*innen Sandra Dilewski und Christian Gajewsky. Die Kollegin Jenniffer Lange hatte ihre Teilnahme aus privaten Gründen kurzfristig absagen müssen. Dorit Hollasky, Sol-Mitglied und ver.di-Aktive am städtischen Klinikum in Dresden, betonte die Notwendigkeit den Kampf für ein öffentliches und nach Bedarf ausgestattetes Gesundheitswesen mit dem Kampf gegen den Kapitalismus zu verbinden.

In vielen anderen Veranstaltungen wurde lebhaft diskutiert, ob über den Zusammenhang von Pandemie und Kapitalismus, marxistische Theorie oder gemeinsam mit Julius van der Burg von der Landesschüler*innenvertretung in NRW über die Frage, wie junge Menschen für ihre Rechte und eine lebenswerte Zukunft kämpfen können.

Highlights waren für viele Teilnehmer*innen die Veranstaltungen mit den internationalen Gästen aus Südafrika, Frankreich, England und Irland. Auf einer Plenumsveranstaltung am Samstag Abend sprach unter anderem die Generalsekretärin der größten nordirischen Gewerkschaft NIPSA, Carmel Gates, die auch Mitglied von Militant Left, der irischen Schwesterorganisation der Sol ist. Weizmann Hamilton von der Marxistischen Arbeiter*innenpartei in Südafrika berichtete über die dortigen Debatten in den Gewerkschaften um die Bildung einer neuen Massenpartei der Arbeiter*innenklasse. Leila Messaoudi und Olaf van Aken berichteten von der Situation in Frankreich vor den Präsidentschaftswahlen im kommenden Jahr. TU Senan tamilisches Mitglied im Internationalen Sekretariat des Komitees für eine Arbeiter*inneninternationale (CWI – die internationale sozialistische Organisation, der die Sol angeschlossen ist) sprach über die Bedeutung eines klaren sozialistischen Programms in den weltweit stattfindenden Kämpfen, während Angelika Teweleit von der Sol-Bundesleitung dieses Programm für die Lage in Deutschland darlegte.

Am Ende des Wochenendes fand eine Abschlussveranstaltung unter dem Motto „Kämpfen, um zu gewinnen“ statt, auf der vor allem über die Lehren aus den Kämpfen der Mieter*innen und Krankenhausbeschäftigten diskutiert wurde. Ursel Beck und Michael Koschitzki berichteten über Mieter*innenkämpfe in Stuttgart und Berlin. Dorit Hollasky und Sandra Dilewski noch einmal über die Situation im Gesundheitswesen. Zum Abschluss zog Helen Pattison von der Socialist Party in England und Wales noch mal die Fäden zusammen und führte aus, warum der Aufbau einer revolutionär-sozialistischen Kraft eine Voraussetzung dafür ist, dass Klassenkämpfe und auch revolutionäre Bewegungen wie im Sudan, nachhaltig erfolgreich sein können.

Das Wochenende zeigte, dass die Sol zwei Jahre nach ihrer Gründung, trotz aller pandemiebedingten Schwierigkeiten, eine wachsende und stabile Organisation ist. Viele junge Leute und Aktive aus Gewerkschaften und Bewegungen, auch aus Orten in denen es bisher keine Sol-Gruppen gibt, wollen die Diskussion mit uns fortsetzen. Wie es ein Besucher aus Hamm sagte: „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis ich beitrete.“ Die vielfältigen Krisen und Katastrophen der kapitalistischen Gesellschaft zeigen leider, dass wir wenig Zeit haben: deshalb zog sich der Appell, sich in der Sol und dem Komitee für eine Arbeiter*inneninternationale zu organisieren, wie ein roter Faden durch das Wochenende. Schreibt an info@solidaritaet.info, wenn Ihr ebenfalls mit uns in Diskussion treten und aktiv werden wollt.

Die Plenumsveranstaltungen zu „Wie weiter für DIE LINKE nach den Bundestagswahlen“ und „Für Sozialismus – weltweit. Das CWI stellt sich vor“ sind auf der Facebook-Seite der Sol als Videos aufrufbar.

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