Der Kapitalismus ist ein Widerspruch zu unserer Gesundheit
Die Pandemie, die in den letzten beiden Jahren unseren Alltag prägte, wurde im Bewusstsein vieler Menschen durch den Krieg in der Ukraine, Energiekrise und Inflation, Klimawandel und Hitzesommer in den Hintergrund gedrängt. Aber Corona ist noch nicht vorbei.
von Sönke Jansen, Bochum
Weltweit gibt es täglich rund eine halbe Million Neuinfektionen. In Deutschland waren Ende September schätzungsweise 500.000 bis 1,2 Millionen Menschen mit dem Virus infiziert und im Jahr 2022 bislang etwa 150.000 Todesfälle im Zusammenhang mit Corona zu beklagen.
Impfungen
Die Impfungen zeigen durchaus Erfolg, da es dadurch weniger schwere und tödliche Krankheitsverläufe gibt. Allerdings verhindern sie nicht die Übertragung des Virus. Die derzeit hohe Verbreitung erhöht die Gefahr, dass neue Varianten entstehen, gegen die Impfungen und Medikamente begrenzt oder gar nicht wirksam sind. Und auch weiterhin gibt es durchaus schwere Verläufe bei nicht oder unvollständig geimpften, älteren und immungeschwächten Personen. Hinzu kommt das Phänomen Long Covid, also durch eine Corona-Infektion ausgelöste Langzeitfolgen – die Forschungslage hierzu ist derzeit unzureichend und darum kaum absehbar, wie viele Menschen deswegen mit gravierenden Gesundheitsproblemen zu kämpfen haben werden. Neuere Erkenntnisse deuten jedoch darauf hin, dass es mehr sind als anfangs angenommen.
Generell war die Corona-Politik der pro-kapitalistischen Parteien völlig unzureichend und hat uns allen teils sinnlose Einschränkungen unseres Soziallebens, Existenzängste, Krankheit und Tod aufgebürdet.
Blicken wir zurück in die Anfangszeit der Pandemie, so sehen wir wie Beschäftigte sich in Büros, U-Bahnen und Produktionsstätten drängten, während sie ihr Privatleben massiv einschränken mussten. Das alles, weil die Regierungspolitik Unternehmensprofite vor den Gesundheitsschutz stellte. Sinnvolle Lösungen im Sinne der Arbeitenden für künftige Pandemie-Lagen stoßen an die Grenzen des kapitalistischen Systems. Besonders drastisch zeigen sich diese Systemgrenzen, da sich Pharmakonzerne und Regierungen weigern, die Impfstoffpatente freizugeben und eine massenhafte Produktion und Verteilung zu ermöglichen. Darum sind bis heute viele Menschen in armen Ländern ungeimpft und besonders schwer von der Pandemie getroffen.
Wer entscheidet?
Auch die aktuelle Diskussion in bürgerlicher Politik und Medien zeigt, dass in dieser Gesellschaft nicht unsere Gesundheit, sondern die Profite im Vordergrund stehen, denn die größte Sorge scheint zu sein, dass Arbeitskräfte ausfallen. Selbstverständlich ist es nicht im Interesse der arbeitenden Bevölkerung, wenn Infrastruktur, medizinische Versorgung oder das Schulwesen zusammenbrechen. Aber die Entscheidungen über den Betrieb in Notsituationen können am besten die Betroffenen – Beschäftigte und Nutzer*innen – treffen und nicht profitgetriebene Bosse.
Dass Krankenhäuser und Kitas seit Jahren am Limit laufen, ist das Ergebnis von Privatisierungen, miesen Löhnen, überlastenden Arbeitsbedingungen und Stationsschließungen, den Fallpauschalen in den Krankenhäusern, für die die „Arbeitgeber“ und pro-kapitalistischen Politiker*innen die Verantwortung tragen. Die Pandemie brachte das deutsche Gesundheitssystem zeitweise an den Rand des Zusammenbruchs. Die Antwort der Verantwortlichen waren warme Worte und Applaus … während es gleichzeitig weitere Krankenhausschließungen gab. Gerade erst wurde vom Lemgoer Stadtrat gegen den Widerstand von Beschäftigten und Bevölkerung die Schließung von Stationen am Klinikum Lippe beschlossen.
Lehrkräfte und Schüler*innen warten an den meisten Schulen weiterhin vergeblich auf Luftfilter oder eine flächendeckend gute technische Ausstattung für den Distanzunterricht. Energiesparmaßnahmen und dauerndes Lüften dürften diesen Winter zu kalten Klassenzimmern führen und weiterhin die Lernumgebung verschlechtern.
Kapitalismus ist das Problem
Die fortschreitende Umweltzerstörung durch den Kapitalismus erhöht das Risiko von Zoonosen, also Krankheiten, die sich von Tieren auf Menschen übertragen, die sich zu Pandemien auswachsen können, gegen die uns die medizinischen Mittel fehlen. Und die Funktionsweise dieses Systems führt zu millionenfachem Leid, Tod, Chaos und Verelendung, weil die Profitinteressen der Banken und Konzernen einer sinnvollen Gesundheitspolitik im Wege stehen.