„Nicht in aller Stille“

Dresdner „Bündnis für Pflege“ organisiert Veranstaltungen zum Tag der Altenpflege

Die Situation in der Altenpflege ist erschütternd: Noch etwa sechs bis acht Jahre bleiben Beschäftigte im Schnitt in der Altenpflege, dann verlassen sie oftmals resigniert und erschöpft den Beruf. Zeit, dass sich grundlegend etwas ändert. Ein Bericht vom Tag der Altenpflege in Dresden.

Von Steve Hollasky, Dresden

Es ist bereit mehrere Jahre her, da rief die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) den Tag der Altenpflege für den 16. November aus. Hintergrund ist die Abschaffung des Tages als gesetzlichem Feiertag. Der Buß- und Bettag wurde seinerzeit bundesweit der Finanzierung der Pflegeversicherung geopfert. Die Ausnahme bildet hier Sachsen, wo der Tag weiterhin arbeitsfrei ist.

So recht durchsetzen lassen wollte sich der Tag hingegen nicht. In Dresden organisiert das „Bündnis für Pflege“ jedoch um den Tag herum weiterhin Veranstaltungen. In diesem Jahr wurde am Vorabend des Tags der Altenpflege der vom Bündnis selbst gedrehte Film „Das Schweigen beenden“ [https://www.youtube.com/watch?v=h27OVV6cbjg&t=855s] im Zentralkino gezeigt, in dem vier Altenpflegerinnen über ihren Beruf und die Auswirkungen von Profitstreben und Privateigentum bei Senior*innenwohnheimen berichten. Im Anschluss diskutierten zwei Mitwirkende des Films, Dorit Hollasky, die Sprecherin des Bündnisses und Manuela Schaar von ver.di über die Situation in der Altenpflege und was passieren müsste, um diese zu verbessern.

Dabei kamen die Forderungen des Bündnisses nach einem Flächentarifvertrag in der Altenpflege, nach einer Pflege in öffentlichem Eigentum, demokratisch kontrolliert durch Pflegekräfte, Gepflegte und Angehörige und nach einer verbindlichen Personalbemessung nach realem Bedarf sehr gut bei den mehr als dreißig Anwesenden an. Kapitalismus in der Pflege sei unvertretbar, so die weitgehend einhellige Meinung der Veranstaltung. Zudem wurde betont, dass Pflegebedürftigkeit nicht zu Armut führen dürfe. Die ständig steigenden Eigenanteile würden auch nicht zu einer Verbesserung der Verdienst- oder Personal- oder Versorgungssituation in den Wohnheimen führen.

Am Tag selbst hatte das Bündnis eine öffentliche Lesung von Texten an der Frauenkirche unter dem Motto „Nicht in aller Stille“ organisiert. Geschrieben wurden die Texte aus dem Pflegealltag von Beschäftigten, Gepflegten und deren Angehörigen. Gelesen wurden sie von Dresdner Künstler*innen wie Philipp Grimm vom Staatsschauspiel, der zugleich Mitglied der Partei DIE LINKE ist, zwei Mitgliedern der Band „Banda Comunale“, die in der sächsischen Landeshauptstadt durch ihre musikalische Unterstützung antirassistischer und gewerkschaftlicher Aktionen weithin bekannt ist und dem Rapper Joca.

Berichtet wurde von schönen und mitnehmenden Ereignissen im Pflegealltag, von Pflegekräften, die zu geschafft sind, um nette Worte zu finden und die sich deswegen immer wieder Vorwürfe machen. Die Texte erzählten von Angehörigen, die um ihre Verwandten trauerten und von der Notwendigkeit sich im Kampf um bessere Bedingungen in der Pflege in kämpferischen und demokratischen Gewerkschaften zu organisieren. Denn letztlich bleibe nur der Weg, so stellten Mitglieder des Bündnisses in ihren Reden fest, Verbesserungen zu erkämpfen, geschenkt gäbe es nichts.

Die Künstler*innen und das Bündnis für Pflege haben sich übrigens direkt für den Tag der Pflege 2023 verabredet. Im Anschluss an die traditionelle Demonstration des Bündnisses zum Tag der Pflege am 12.05., dem „Walk of Care“, soll es ein Konzert für die Pflege geben.

Fernsehbericht aus dem MDR zur Aktion:
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