Arm trotz BaföG

Wie Studierende von den Preissteigerungen besonders betroffen sind

Zum Semesterbeginn befindet sich in Deutschland ein Drittel aller Studierenden unterhalb der Armutsgrenze. Die Preissteigerungen treffen Studierende, die ohnehin schon knapp bei Kasse sind, besonders hart. Während Kapitalist*innen fette Profite durch die höheren Preise erwirtschaften können, bedrohen die Preissteigerungen die Lebensgrundlage junger Menschen. 

von Leo Brillet, Stuttgart

Um die steigenden Lebenshaltungskosten decken zu können, müssen viele Studierende einen oder sogar mehrere Nebenjobs annehmen, was kaum noch Zeit und Energie für das eigentliche Studium übrig lässt. Es gibt keine offiziellen Statistiken zu Studienabbrüchen. Klar ist aber, dass der finanzielle Aspekt eine entscheidende Rolle spielt, wenn entschieden wird, ob ein Studium überhaupt abgeschlossen werden kann. Gleichzeitig sinkt auch die Anzahl der neu eingeschriebenen Studierenden seit 2019 deutlich. 

Aktuelle Finanzierungen reichen nicht aus

Das BAföG, welches in der Höhe zu gering ist, hat außerdem ein Problem in seiner Reichweite: Nur sehr wenige Studierende haben überhaupt Zugang zu diesen Leistungen. Während eine BAföG-Erhöhung von 5,75 Prozent auf den ersten Blick gut klingt, bedeutet sie bei einer Inflationsrate von über zehn Prozent (für Lebensmittel 18,7 Prozent, für Energie sogar 43 Prozent) einen klaren Kaufkraftverlust. 

Höhere Kosten machen finanzielle Unabhängigkeit schwieriger. In den meisten Fällen sind Studierende in erster Linie von den Eltern abhängig, was den Zugang zum Studium für einkommensschwache Familien deutlich schwieriger macht. Statt diesem Trend entgegenzuwirken, werden die Semesterbeiträge erhöht. 

Nach den langen pandemiebedingten Schließungen der Hochschulen werden nun erneute Schließungen aus Energiespargründen diskutiert. Neben reduzierter Beleuchtung und Temperatursenkungen werden verkürzte Öffnungszeiten und verlängerte Weihnachtsferien in Erwägung gezogen. 

Eine bessere Bildung für alle ist möglich

Doch alle diese Maßnahmen sind nicht, wie es in den bürgerlichen Medien behauptet wird, alternativlos. Im Gegenteil: Die finanziellen Mittel, welche dringend in Hochschulen investiert werden sollten, existieren und werden stattdessen für den Ausbau der Bundeswehr und das Erreichen des Zwei-Prozent-Ziels der Nato benutzt. Während Energieunternehmen Rekordprofite erwirtschaften und diese an ihre Aktionär*innen ausschütten, wird der arbeitenden Bevölkerung und den jungen Menschen Verzicht und “Zusammenhalt in diesen schwierigen Zeiten” gepredigt. Wir brauchen stattdessen eine elternunabhängige Grundsicherung von 700 Euro plus Warmmiete und massive Investitionen – finanziert durch diese Profite und die Vermögen der Super-Reichen.

Junge Menschen werden besonders von den Folgen der jetzigen Politik betroffen sein. Ob es sich um den Abbau des Bildungswesens, um den Klimawandel oder um imperialistische Kriege handelt, ist ihre Zukunft auf dem Spiel. Daher ist es dringender denn je, sich und Profite zu organisieren, auf die Straße zu gehen und zu kämpfen!