Neuverfilmung des Antikriegs-Klassiker auf Netflix
Mit im „Westen nichts Neues“ hat Netflix eine bildgewaltige deutsche Produktion veröffentlicht, die eindrücklich den Horror des 1. Weltkriegs inszeniert. Der Film zeigt die Widersprüche zwischen Patriotismus und Militarismus auf der einen Seite und der blutigen Realität des Krieges auf der anderen. In Zeiten von Militarismus und 100 Milliarden Euro-Sondervermögen für die Bundeswehr, kommt „Im Westen nichts Neues“ genau zur richtigen Zeit.
Von Jens Jaschik, Dortmund
Aktuell in der Netflix-Mediathek verfügbar, lief „Im Westen nichts Neues“ zu Beginn auch im Kino – und es lohnt sich diesen über zwei Stunden laufenden Epos auf der Leinwand zu sehen. Selten wurden die Grabenkämpfe, in denen mit Hilfe von Granaten, Maschinengewehren, dauerhaften Bombenterror und Giftgas um wenige hundert Meter Land gekämpft wurde, eindringlicher dargestellt. Es sind nicht nur die schauspielerischen Leistungen, die uns das Elend der einfachen Soldaten näherbringen, sondern insbesondere die Spezialeffekte, die uns glaubwürdig, den Wahnsinn des Stellungskrieges zeigen.
Während des Films verfolgen wir den Eintritt des 17-Jährigen Paul Bäumer nach den patriotischen Reden seines Lehrers als Infanterist in den 1. Weltkrieg. Schon am Anfang des Films wird uns klar gemacht, dass sich die Kriegsmaschinerie nicht für Individuen interessiert und mit Paul Bäumer die nächste menschliche Ressource aufs Schlachtfeld gespuckt wird. Mit Paul durchleben wir seine Leiden und sehen, dass der Kampf nicht ansatzweise heroisch ist. Anders als Paul sehen wir aber auch die Generäle, die abseits der Kampfzonen dinieren, und über den Krieg philosophieren ohne je ihr Leben riskieren zu müssen, oder Politbonzen die halbherzig für einen Waffenstillstand argumentieren.
Was tun gegen Krieg?
„Im Westen nichts Neues“ basiert auf der gleichnamigen Roman von Erich Maria Remarque aus dem Jahr 1928/29 und wurde schon 1930 erstmals verfilmt. Remarque war Pazifist und sah in seiner ungeschönten Darstellung des Krieges ein Lehrstück. In dem die Wahrheit über den Horror und die Grausamkeit des 1. Weltkrieges erzählerisch dargestellt wird, sollen die Leser*innen zum Pazifismus erzogen werden. Unter den Nazis wurden seine Schriften verboten und verbrannt.
Der Erste Weltkrieg wurde nicht beendet, in dem die Menschen weltweit zur Schlussfolgerung kamen, dass Krieg kein politisches Mittel sein darf. Kriege werden für die Profite einer reichen Minderheit geführt – so auch heute. Mit Lügen und Propaganda werden die wahren Gründe verschleiert. Nicht Pazifismus hat den 1. Weltkrieg beendet, sondern kriegsmüde Soldaten haben ihre Gewehre auf die Herrschenden in ihren eigenen Ländern gerichtet. Es war die Russische Revolution 1917 die dem Erste Weltkrieg den Todesstoß versetzte. Es war das sozialistische Programm der Bolschewiki, das forderte die Kriegstreiber zu enteignen und die internationale Solidarität der Arbeiter*innen und Armen an die Stelle von Konkurrenz und Profitgier zu stellen.