Internationaler Frauentag 2023: Frauen und der Kampf für eine sozialistische Gesellschaft

Neuerscheinung im Manifest-Verlag: „Es muss nicht bleiben, wie es ist“ 

Christine Thomas thematisiert in ihrem Buch Fragen, die aktueller nicht sein könnten. Woher kommt die Unterdrückung von Frauen? Gab es diese schon immer? Welchen Ursprung hat die Unterdrückung der Frau? Können wir eine Welt ohne patriarchalische Verhältnisse, Ungleichheit, Ausbeutung und Unterdrückung erkämpfen oder muss es bleiben, wie es ist? 

Von Chiara Stenger, Mainz

Die Antworten darauf sind aus für Frauen aus der Arbeiter*innenklasse mit Blick auf die vielfältigen Krisen des Kapitalismus wichtiger denn je. Seien es Klimakrise, Kriege, Armut, Ausbeutung in der neokolonialen Welt oder Wirtschaftskrisen – Frauen aus der Arbeiter*innenklasse werden besonders hart getroffen. Christine Thomas beantwortet diese Fragen auf Grundlage einer marxistischen Klassenposition und erklärt die Formen der Unterdrückung anhand eines historisch-materialistischen Geschichtsverständnisses. Diese Analyse kommt in bürgerlich-feministischen Büchern nicht vor. Das und die Dringlichkeit des Themas machen Thomas‘ Buch besonders lesenswert.

Auch in Deutschland zeigen aktuelle Studien, dass insbesondere Frauen unter den Folgen der Preissteigerungen leiden. Sie verdienen durchschnittlich noch immer vier Euro weniger pro Stunde als Männer. Frauendominierte Berufe werden schlechter entlohnt, obwohl gerade diese Berufsgruppen beispielsweise in den Bereichen Bildung, Kindererziehung, Kranken- und Altenpflege für eine funktionierende Gesellschaft nicht wegzudenken sind. Ihre Bedeutung wird mit dem fortwährenden Personalmangel im öffentlichen Dienst zusätzlich sichtbar. 

Doppelte Belastung 

Noch dazu schuften Frauen meist zuhause, übernehmen den Großteil der privaten Kinderbetreuung und der Haushaltsaufgaben. Folge des Ideals der bürgerlichen Kleinfamilie, der generell niedrigeren Löhnen und vermehrter Teilzeitarbeit aufgrund von doppelter Belastung ist auch eine oftmals weiterhin ökonomische Abhängigkeit der Frau, die auch heute noch immer eine wichtige Rolle dabei spielt, ob Frauen aus gewalttätigen Beziehungen entkommen können. Gerade wenn Frauen mit gewalttätigen Partnern von ihrem Einkommen keine eigene Wohnung bezahlen oder überhaupt eine Wohnung finden können und wenn Frauenhäuser zudem zu wenige Plätze bieten, ist ein unabhängiges, freies Leben keine realistische Möglichkeit. 

Durch Reformen zur Befreiung?

Die Antworten des bürgerlichen Feminismus und pro-kapitalistischer Politik auf ökonomische Abhängigkeit sind Frauenquoten für Führungspositionen oder Finanz- und Investmenttipps. Dass dies für Frauen aus der Arbeiter*innenklasse keine Option ist und Probleme nicht lösen wird, sondern sie vielmehr individualisiert, liegt auf der Hand. So sind Reformen zwar begrüßenswert und können Frauen das Leben erleichtern, wie das Recht auf Selbstbestimmung und Abtreibung. Die Entwicklungen in den USA zeigen jedoch auch, dass jede Reform jederzeit rückgängig gemacht werden kann. Christine Thomas schreibt dazu: 

„Der Kapitalismus ist nicht imstande, die Befreiung der Frau zu ermöglichen, da er selbst auf Ungleichheit, Ausbeutung und Unterdrückung basiert. Zwar können Verbesserungen im Leben von Frauen erkämpft und einige auch durchgesetzt werden, aber die Krise des kapitalistischen Systems hat zur Folge, dass diese Fortschritte begrenzt und ständig in Gefahr sind. Echte Befreiung kann daher nicht durch eine schritt- und stückweise Umgestaltung des bestehenden Systems erreicht werden.“

Gegen Kapitalismus

Stattdessen braucht es eine Massenorganisation aller lohnabhängigen Menschen unabhängig von Geschlecht oder Sexualität, um gemeinsam für eine dauerhafte Veränderung und damit ein besseres Leben für Frauen und die gesamte internationale Arbeiter*innenklasse zu kämpfen. In den Worten von Christine Thomas:

„Wir brauchen eine revolutionäre Veränderung der gesamten Struktur und Funktionsweise der Gesellschaft. […] Durch die Abschaffung aller Ungleichheiten in Bezug auf Reichtum, Macht und Autorität würde eine sozialistische Gesellschaft die Grundlage für die Befreiung aller Frauen schaffen.“

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