Solidarität mit den Beschäftigten im Handel
Für insgesamt fünf Millionen Beschäftigte laufen gerade die Tarifrunden im Einzel- und Versandhandel sowie im Groß- und Außenhandel.
Von Angelika Teweleit, Berlin
Beide Bereiche sind getrennt und zudem laufen die Tarifrunden in den einzelnen Bundesländern separat und zeitlich versetzt.
Einzelhandel
66 Prozent der Beschäftigten im Einzelhandel sind Frauen. Die Löhne sind in diesem Bereich sehr niedrig und es gibt einen hohen Anteil an prekär Beschäftigten. ver.di fordert unter anderem 2,50 Euro Erhöhung auf den Stundenlohn, in Baden-Württemberg werden 15 Prozent Lohnerhöhung bei zwölf Monaten Laufzeit und Anhebung der Azubivergütung um 200 Euro gefordert. Außerdem fordert ver.di die Allgemeinverbindlichkeit der Tarifverträge gemeinsam mit dem Arbeitgeberverband beim Arbeitsministerium zu beantragen.
In der zweiten Verhandlungsrunde haben die Handelsbosse stattdessen aber nur insgesamt 7,5 Prozent über eine Laufzeit von 24 Monaten angeboten. Das würde für die ohnehin niedrig bezahlten Kolleg*innen einen deutlichen Reallohnverlust bedeuten. Am 26. Mai mobilisierte ver.di die Beschäftigten in Baden-Württemberg zusammen mit denen der privaten Omnibusbetriebe. So kamen 1500 Streikende in Stuttgart zusammen, die auch noch von Fridays for Future unterstützt wurden.
Groß- und Außenhandel
Auch hier gab es bereits eindrucksvolle Streiktage. In Nordrhein-Westfalen fordert ver.di 13 Prozent und mindestens 400 Euro auf zwölf Monate Laufzeit. Dem steht das unverschämte Angebot einer Erhöhung um vier Prozent ab Dezember 2023 und weiteren 2,1 Prozent ab Dezember 2024 (!) bei 24 Monten Laufzeit an! Wie auch beim Einzelhandel soll es als Kompensation eine Inflationsausgleichzahlung geben, die aber sehr gering ausfallen würde. Diese so genannten Angebote zeigen, dass mehr nötig ist als Warnstreiks, um Reallohnverluste zu verhindern und dass dies harte Tarifrunden sind.
Bei den Warnstreiks wurde Kampfbereitschaft sichtbar, denn in vielen Betrieben gab es gute Beteiligung. Wichtig ist, dass diese Tarifauseinandersetzungen durch eine bewusste Soli-Kampagnen des DGB unterstützt werden. Außerdem sollte versucht werden, Tarifauseinandersetzungen miteinander zu verbinden und nach Möglichkeit gemeinsame Mobilisierungen hinzubekommen, so wie es in Stuttgart zum Beispiel der Fall war. Insgesamt sollten die Tarifrunden im Groß- und Einzelhandel miteinander synchronisiert werden.