Abgefuckt und ausgebrannt

TVStud: Studentische Beschäftigte bereiten Kampf für Tarifvertrag vor

Im Herbst starten die Verhandlungen für den Tarifvertrag der Länder (TV-L), in denen auch über einen bundesweiten Tarifvertrag für studentische Beschäftigte (TVStud) verhandelt werden soll. Aktuell lehnt die Tarifgemeinschaft der Länder (TdL) Verhandlung über einen TVStud mehrheitlich ab. 

Von Chiara Stenger, Berlin

Wie schlecht die Arbeitsbedingungen für Studierende an den Unis sind, zeigt die 2023 erschienene Studie „Jung, akademisch, prekär“, die von GEW und ver.di in Auftrag gegeben wurde. Die Studie ergab: „2021 galten 76,1 Prozent der […] Studierenden in Deutschland als armutsgefährdet. Unter den studentischen Beschäftigten sind es 77,8 Prozent.“ 

Mit einer Anzahl von wahrscheinlich weit über 400.000 ist diese Beschäftigtengruppe gleichzeitig aber auch die größte im öffentlichen Dienst, die keinen Tarifvertrag hat. Ausnahme bildet hierbei Berlin, wo 2018 durch vierzig Streiktage ein TVStud erkämpft wurde. Das hat die Bedingungen verbessert, wenn auch hier noch viel zu tun ist.  Die Vertragslaufzeiten betragen zum Beispiel 14,1 Monate im Vergleich zum bundesweiten Durchschnitt von 5,7 Monaten. Im Rest Deutschlands resultiert das Fehlen eines Tarifvertrags in unbezahlten Überstunden, Kettenbefristungen mit Vertragslaufzeiten über wenige Monate und Löhnen auf Mindestlohnniveau. Dazu kommt, dass es keine Personalvertretungen gibt, häufig kein Anspruch auf Urlaubstage besteht oder sogar das Nacharbeiten von Krankheitstagen verlangt wird. 

Für eine kämpferische Tarifrunde

Viele Hilfskräfte sind „abgefuckt und ausgebrannt vom Arbeitsplatz Uni“ wie eine Kollegin es mal formulierte. Der Wissenschaftsbetrieb würde ohne studentische Beschäftigte nicht funktionieren. Die Blockadehaltung der TdL muss durch Streiks im Herbst gebrochen werden. Dazu braucht es eine gute Vorbereitung auf die Tarifrunde, die demokratisch und kämpferisch geführt werden sollte. Die gemeinsame Kampfkraft aller Kolleg*innen, die Teil des TV-L sind, muss genutzt werden. Eine Solidaritätskampagne durch den DGB würde zusätzliche Unterstützung bieten.

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