Der ehemalige Vorsitzende der Gewerkschaft IG Medien ist verstorben
Am 13. Dezember ist der ehemalige Vorsitzende der IG Medien verstorben. Über viele Jahre hat er die Gewerkschaftsbewegung in Deutschland mitgeprägt.
Von Torsten Sting, verdi-Mitglied, Rostock
Sein Weg an die Spitze einer Gewerkschaft, wurde ihm beileibe nicht in die Wiege gelegt. Hensche wurde kurz vor Beginn des Zweiten Weltkrieges in eine Unternehmerfamilie geboren. In den 1950er Jahren prägte ihn das politische Engagement seiner Mutter, die sich an der Bewegung gegen die Wiederbewaffnung der Bundesrepublik beteiligte. Er studierte zunächst Kunstgeschichte und Philosophie. Danach widmete er sich den Rechtswissenschaften zu. Nach einigen Zwischenstationen landete er im Apparat des DGB und arbeitete bis 1975 für dessen Bundesvorstand.
Klassenkampf
Sein Wechsel zum geschäftsführenden Hauptvorstand der IG Druck und Papier im selben Jahr stellte eine bedeutende Änderung in seinem Leben dar. Bislang wirkte er in der akademischen Welt. Nun war er an wichtiger Stelle einer kleinen, kämpferischen Gewerkschaft, die sich in den folgenden Jahren in gesellschaftlich prägenden Auseinandersetzungen befand.
1976 gab es eine knallharte Tarifrunde in der Druckindustrie. Vor dem Hintergrund einer hohen Inflation wollte die SPD geführte Bundesregierung um Helmut Schmidt, die Lohnerhöhungen bei maximal fünf Prozent belassen. Die Drucker forderten aber neun Prozent. Die Streiks der Gewerkschaft wurden von den Verlagen mit massenhafter Aussperrung gekontert.
Der zweifellos bedeutendste Arbeitskampf, bei dem Hensche eine Rolle spielte, war 1984 für die Einführung der 35-Stunden-Woche. Mittlerweile war er stellvertretender Vorsitzender seiner Gewerkschaft. Vor dem Hintergrund von Massenarbeitslosigkeit und Wirtschaftskrise wurde in der Gewerkschaftsbewegung, insbesondere in der Metall- und Druckindustrie, das Thema Arbeitszeitverkürzung zum großen Thema. Die IG Metall machte in der Stahlindustrie 1978/79 den Anfang, aber scheiterte zunächst. 1984 streikten dann sowohl IG Metall und die IG Druck und Papier für die Einführung der 35-Stunden-Woche. Es war eine der härtesten Auseinandersetzungen in der Nachkriegsgeschichte der BRD. Neben dem Druck des Kapitals und der Medien, stand auch die konservativ-liberale Bundesregierung um Helmut Kohl (CDU) gegen die Interessen der Streikenden. Letztlich wurde mit einer Übergangsphase von zehn Jahren die Arbeitszeit auf 35-Stunden in der Woche erreicht.
Politischer Kopf
Hensche war, wie der Großteil der Gewerkschaftsführungen, Mitglied der SPD. Nach vierzig Jahren Mitgliedschaft trat er aus. „Die Agenda 2010 hat bei mir das Fass zum Überlaufen gebracht. Ich sehe keinen qualitativen Unterschied zwischen dem, was die gegenwärtige Regierung macht, und der Politik von CDU/CSU in den 90er Jahren: Kohl hat Sozialabbau betrieben, und Rot-Grün tut es ihm gleich.“ Er trat der sich neu formierenden Wahlalternative Arbeit und soziale Gerechtigkeit (WASG) bei. Nach deren Vereinigung mit der PDS zur Partei DIE LINKE fand er hier eine neue politische Heimat.
Mit Detlef Hensche starb ein linker Gewerkschafter, der einen wichtigen Beitrag dafür geleistet hat, die Interessen der abhängig Beschäftigten zu vertreten.