„Chile – Wie und warum die Revolution scheiterte“

Manifest-Verlag veröffentlicht Buch zum Pinochet-Putsch 1973

Der fünfzigste Jahrestag des Putsches von 1973 in Chile hat viele Diskussionen über die revolutionären Ereignisse ausgelöst, die ihm vorausgingen. Salvador Allende, der 1970 als Führer der Koalition der „Unidad Popular“ zum Präsidenten gewählt wurde, führte Reformen und sozialistische Maßnahmen wie Verstaatlichungen durch. Aber die Regierung Allende ließ die Streitkräfte und den Staatsapparat in den Händen der Bosse. Schließlich wurde er durch einen blutigen Staatsstreich des Generals Augusto Pinochet abgesetzt und ermordet. Die harten Lehren, die aus den Ereignissen in Chile in den 1970er Jahren gezogen werden können, sind für revolutionäre Sozialist*innen von entscheidender Bedeutung.

von Oisin Duncan, Socialist Party England & Wales

So berichtet der Autor Tony Saunois, Sekretär des CWI, im Vorwort des Buches von seinen persönlichen Erfahrungen beim Aufbau der Kräfte des CWI unter der Militärdiktatur, die auf den Putsch folgte. Anhand seiner Schilderungen können die Brutalität der Diktatur, aber auch der unerschöpflichen Erfindungsreichtum der chilenischen Arbeiter*innenklasse als Reaktion darauf nachvollzogen werden.

Vor dem Putsch gab es auch internationale Verbindungen: Fidel Castro war zu einem offiziellen Staatsbesuch nach Santiago gereist und hatte Allende ein Sturmgewehr geschenkt. Trotz der Symbolik forderte Castro die Regierung auf, nicht zu schnell zu weit zu gehen, um nicht die Reaktion des US-Imperialismus zu provozieren. Das war ein schlechter Rat.

An den “demokratischen Traditionen” oder den “verfassungsmäßigen Streitkräften” in Chile war nicht viel dran; die herrschende Klasse nutzte jedes ihr zur Verfügung stehende Mittel, um die Revolution im Blut zu ertränken. Indem er zur Vorsicht mahnte, trug Castro zu der falschen Vorstellung bei, dass es richtig sei, das Offizierskorps unangetastet zu lassen, während dies in Wirklichkeit zum Untergang der Revolution beitrug.

Arbeiter*innenpartei nötig

Die Notwendigkeit demokratischer Massenparteien der Arbeiter*innenklasse wird durch die Entwicklung der derzeitigen Regierung Boric in Chile bestätigt, die zunächst als – wenn auch selbsternanntes – Sprachrohr der Massenbewegung des Jahres 2019 gegen die Regierung Piñera und die aus der Diktatur stammende Verfassung gewählt wurde. Nach seiner Wahl nahm Boric fast sofort Politiker*innen des Establishments und sogar Ökonomen des IWF in sein Kabinett auf – ein völliger Verrat an seinen Anhänger*innen.

Anhang III des Textes, ein Nachdruck der Broschüre, die das CWI unmittelbar nach den Massenbewegungen in Chile, Ecuador und anderen Ländern im Jahr 2019 herausgegeben hat, erläutert die Rolle der Forderung nach einer verfassungsgebenden Versammlung inmitten eines solchen Kampfes, aber auch die Fallstricke, die sich ergeben, wenn die Vertreter*innen der Bosse diese Forderung zur Demotivierung der Massen nutzen.

Die Anhänge I und II sind weitere Nachdrucke von Artikeln aus den 70er bzw. 80er Jahren, die von Mitgliedern des CWI zur Zeit der Revolution selbst und später unter der Bedrohung durch die Konterrevolution geschrieben wurden.

Sie zeigen, dass sie aktiven Anteil daran nahmen, die Geschehnisse zu beeinflussen. Es war ein Versuch, die kämpferischsten Schichten der Klasse zu warnen, um diese Katastrophe zu verhindern. Später, als das CWI seine Kräfte und schließlich die heutige Sektion Socialismo Revolucionario aufbaute, konnte es mit Aktivist*innen der Anti-Pinochet-Bewegung im Untergrund diskutieren und mit ihnen die Notwendigkeit erörtern, nicht nur die Diktatur zu stürzen, sondern auch den Kapitalismus.

Der wichtigste Teil dieses Buches ist die Analyse der Ideen der „Unidad Popular“, einschließlich ihrer Fehler und Lehren für heute. Wenn wir heute für eine sozialistische Revolution kämpfen wollen, dann müssen wir den Irrweg der Regierung Allendes vermeiden.

Das Buch kann unter www.manifest-buecher.de bestellt werden.

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