Vor 40 Jahren: Der große Streik der britischen Bergarbeiter

Wichtige Lehren für die Arbeiter*innenbewegung

In diesem Monat jährt sich zum 40. Mal der Beginn des heldenhaften Bergarbeiterstreiks in Großbritannien. Die letztendliche Niederlage der Bergarbeiter, die vor allem auf die Rolle der Führungen des TUC (britischer Gewerkschaftsdachverband) und der Labour Party zurückzuführen ist, hatte langanhaltende Folgen für die Arbeiter*innenklasse. Im Folgenden drucken wir ein Kapitel über diesen großen Kampf aus dem Buch The Rise of Militant von Peter Taaffe ab, in dem der Streik und die Lehren für die Arbeiter*innenklasse analysiert werden.

Der Chef des Coal Board, Ian MacGregor, hatte Pläne angekündigt, 20 Zechen zu schließen und etwa 25.000 Arbeitsplätze zu streichen. Die Schließung von Cortonwood löste eine Bewegung der Bergarbeiter in Yorkshire aus, die sich auf alle Gebiete des britischen Kohlereviers ausbreitete.

Schon kurz nach Beginn des Streiks wurde deutlich, dass die herrschende Klasse und insbesondere die Thatcher-Regierung diesen Kampf minutiös geplant hatten. Sie hatten sich eine blutige Nase geholt und waren angesichts der Bergarbeiterbewegung von 1981 zum Rückzug gezwungen worden.1 Militant erklärte von Anfang an:

Der riesige, von Innenminister Leon Brittan angeordnete Polizeieinsatz gegen die streikenden Bergarbeiter ist der größte Einsatz dieser Art seit dem Generalstreik von 1926.2 Sie zerstreut alle noch vorhandenen Illusionen, dass die Polizei eine „gemeinschaftliche“ Kraft ist, die nicht direkt in die Umsetzung der politischen Politik involviert ist.“

Für 500.000 Pfund pro Tag wurden 20.000 Polizisten im ganzen Land zur Niederschlagung des Streiks eingesetzt.

Der 1978 durchgesickerte Ridley-Plan sah den Aufbau von Kohlevorräten, die Aufstockung der Polizei und anderer staatlicher Kräfte, die Änderung der Gesetze zur Behinderung und Einschränkung von Streiks und die Anwendung aller Mittel zur Niederlagung der Bergarbeiter vor. Die Bergarbeiter waren traditionell die „Brigade der Garde“ der britischen Arbeiter. Eine möglichst demütigende Niederlage war das bewusste Ziel von Thatcher. Die Regierung provozierte 1984 einen Streik. Thatcher wollte ein „industrielles Falkland“3 schaffen.

Die Bergarbeiter, Arthur Scargill4, die Linke und Militant5 wurden als „innerer Feind“ wahrgenommen und mit dem „äußeren Feind“, Leopoldo Galtieri6, der 1982 gedemütigt worden war, in eine Reihe gestellt. Doch jede ernsthafte und ehrliche Analyse des Bergarbeiterstreiks, die hier nur gestreift werden kann, zeigt schlüssig, dass Thatchers Stärke in diesem epischen Kampf nicht so sehr in ihr selbst oder in den Kräften auf ihrer Seite lag, sondern in den feigen „Generälen“ des TUC7 auf der anderen Seite.

Die Presse enthüllte, dass drei Militärkasernen zur Verfügung gestellt worden waren, um die umherfahrenden Lieferwagen der polizeilichen Streikbrecher unterzubringen. Alle Utensilien zur Krawallbekämpfung, Spezialhelme, Schutzschilde, feuerfeste Anzüge und Polizeihunde, ganz zu schweigen von Aufklärungsflugzeugen und Hubschraubern, wurden sorgfältig zusammengestellt. Schon in der ersten Woche des Streiks kommentierte Militant:

Wir haben immer argumentiert, dass die Polizei, die Justiz und das Gesetz im Allgemeinen nicht ‚neutral‘ sind, sondern Instrumente der Kapitalistenklasse, und nichts zeigt das besser als der Einsatz der Polizei in der letzten Woche.“

Die Polizei hatte sich rechtliche Befugnisse angemaßt, die weit über das hinausgingen, was sie in der Vergangenheit getan hatte: Sie hielt Autos und Busse an und wies sie Hunderte von Kilometern von ihrem Bestimmungsort entfernt zurück, schüchterte Busunternehmen ein, damit diese Verträge mit Bergarbeitern ablehnten, und drohte sogar damit, Arbeiter aus Kent zu verhaften, wenn sie sich außerhalb ihres Heimatbezirks bewegten. Ein Anwalt aus Kent kommentierte gegenüber Militant:

Es gibt keinen Tatbestand für Streikposten außerhalb des Zivilrechts, und dennoch benutzt die Polizei das Strafrecht, um Menschen an friedlichen Streikposten zu hindern.“

Die Polizei wurde durch den Generalstaatsanwalt, den Tory-Abgeordneten Sir Michael Havers, unterstützt, der darauf hinwies, dass

die Polizei die Befugnis hat, jeden zurückzudrängen …, wenn sie glaubt, dass er an einer Streikpostenaktion teilnimmt, bei der es zu einem Landfriedensbruch kommen könnte. Bei Zuwiderhandlung würden die Arbeitnehmer wegen Behinderung festgenommen werden.“

Wir betonten den Klassencharakter des Konflikts und wiesen darauf hin, dass „die Erklärung der Tories und die Polizeiaktion daher lediglich bestätigen, dass das Recht nach Klassengesichtspunkten angewendet wird“. Wir warnten, dass „es immer noch nicht ausgeschlossen ist, dass Schritte unternommen werden könnten, um zu versuchen, Teile des NUM8-Vermögens zu beschlagnahmen, wie im Fall der NGA9“. Diese Vorhersage sollte sich noch vor Jahresende bestätigen. Wir betonten, dass es

keinen Ausweg für die Arbeiter auf der Grundlage des gegenwärtigen Systems [gibt]. Der Kapitalismus selbst schafft alle Bedingungen für Klassenkonflikte und soziale Umwälzungen.“

Mit dem Beginn des Streiks verflüchtigt sich der ganze Konservatismus, der die Arbeiter in „normalen“ Zeiten niederdrückt. Eines der bemerkenswertesten Merkmale des Konflikts war die großartige Bewegung der Frauen aus den Bergbaugemeinden, deren Organisation eines Unterstützungsnetzes entscheidend dafür war, dass der Streik so lange andauern konnte.

Sie inspirierten Zehntausende von Frauen im ganzen Land zum Kampf. Die Frauen aus dem Umfeld von Militant spielten eine große Rolle beim Aufbau von Unterstützungsgruppen, bei der Verpflegung der Bergarbeiter und bei der Unterstützung der Streikposten der Frauen im Verlauf des Streiks. Viele dieser Frauen traten der Labour Party bei und gründeten Frauenabteilungen. In dieser Zeit wurde Margaret Creear, eine bekannte Militant-Vertreterin, zum ersten Mal in den Nationalen Ausschuss der Labour-Frauen gewählt.

Die Begeisterung für den Streik war groß und entwickelte sich rasch von unten. Wir erklärten, dass es

eine nationale Führung geben [muss], um den Bergarbeitern in allen Bereichen zu versichern, dass die Aktion ernst gemeint ist und Wirkung zeigen wird. Und es sollte die klare Forderung erhoben werden, dass es keine Grubenschließungen geben darf, es sei denn, die Ressourcen sind nachweislich erschöpft oder es liegen echte Sicherheitsbedenken vor – und selbst dann nur mit der Garantie von Ersatzarbeitsplätzen für die betroffenen Bergleute.

Die Eisenbahn- und Stahlgewerkschaften müssen angesprochen werden, um ein echtes kämpferisches Dreierbündnis auf nationaler Ebene aufzubauen – und zwar in allen Bereichen zur Unterstützung der Grundstoffindustrie.“

Im März 1984 warnte Militant, dass „die NCB10 in Südwales, Kent und Gebieten im Nordosten Englands darauf abzielen würde, den Kohlebergbau auf eine bloße Erinnerung zu reduzieren“.

Unsere Beiträge spiegelten die wachsende Militanz nicht nur in den traditionellen Kerngebieten Yorkshire und Südwales, sondern auch in Nottingham wider. Streikposten aus anderen Gebieten trafen in Bevercotes ein und erklärten:

Wenn wir gestern auf die Medien gehört hätten, wären wir erschrocken über den Widerstand gewesen, den sie schilderten. Wir sind hierher gekommen und haben festgestellt, dass es ganz anders ist. Die Reaktion war großartig. Wir haben einfach allen gesagt, dass es sich um einen NUM11-Streikposten handelt und sie gebeten, die Straße nicht zu überqueren. 90 Prozent haben die Straße nicht überquert.“

Notts und die Urabstimmung

Die Tatsache, dass sich der Streik im Kohlenrevier von Nottingham nicht voll entfalten konnte, hat den Kampf zweifelsohne erschwert. Damals wie heute ist nicht wenig Tinte über die Frage vergossen worden, ob es effektiver gewesen wäre, wenn die Bergarbeiter noch während des Streiks eine Urabstimmung einberufen hätten, um eine überwältigende Mehrheit für Streikmaßnahmen zu bestätigen.

Ein Vertreter des rechten Flügels wie Eric Hammond12, der damalige Vorsitzende der Elektrikergewerkschaft, erklärte später, er wäre dafür gewesen, Elektriker in der Energiewirtschaft einzusetzen, wenn die Bergarbeiter eine Urabstimmung durchgeführt hätten, die einen Streik befürwortet hätte.

Dies war ein Feigenblatt, hinter dem die Rechten versuchten, ihre Blöße während des wichtigsten Arbeitskampfes seit dem Generalstreik von 192613 zu verbergen. Dennoch wäre es taktisch besser gewesen, wenn die NUM14-Führung einige Wochen vor Beginn des Streiks eine Urabstimmung genehmigt hätte. Dies hätte wahrscheinlich eine 80- bis 90-prozentige Mehrheit für den Streik ergeben.

Hätte eine erfolgreiche Urabstimmung den Bergarbeitern den Sieg garantiert? Hätte das Kohlenrevier Nottinghamshire dagegen gestimmt, braucht man keine große Fantasie, um sich vorzustellen, wie die Führer der Streikbrechergewerkschaft Union of Democratic Mineworkers (UDM) reagiert hätten. Sie hätten das Argument vorbringen können, dass Nottingham gegen einen Streik gestimmt und sich somit „herausgehalten“ hätte. Aber eine Mehrheit für einen Streik auf nationaler Ebene hätte die Mehrheit der Bergarbeiter von Nottinghamshire davon überzeugen können, zu streiken.

Die UDM-Führer von Nottinghamshire standen schon sehr früh während des Streiks heimlich in Kontakt mit Thatchers Vertreter David Hart, der ihre streikbrechenden Maßnahmen finanzierte und unterstützte. Eine Urabstimmung während des Streiks, als die große Mehrheit der britischen Bergarbeiter ohnehin streikte, hätte der Sache der Bergarbeiter mehr Gewicht verleihen können.

Militante Bergarbeiter

Militant wies darauf hin, dass dies der wichtigste Klassenkonflikt seit Jahrzehnten sei. Unter Verweis auf das Beispiel von 1926 zeigte die Zeitung, dass

[d]ie TUC-Führer [im Jahr 1926] zu einer Bremse für die Bewegung [wurden]. Schon in den ersten Stunden des Generalstreiks suchten die TUC-Führer nach einem Vorwand, um ihn abzubrechen.“

Militant forderte daher den Generalrat auf, Maßnahmen zur Unterstützung der Bergarbeiter zu ergreifen, und rief die Bergarbeiter auf, parallel dazu einen Appell an die Belegschaft zu richten:

Die meisten Bergarbeiter haben heute bereits erkannt, dass die Mehrheit des gegenwärtigen TUC-Generalrats nicht besser ist als die Führer von 1926. Ihre Politik des „neuen Realismus“ hat nicht viel mehr als erbärmliche Kapitulation bedeutet.“

Daher forderte Militant die Bergarbeiter in jeder Phase auf, die Strategie zu verfolgen, an die Reihen der Bewegung zu appellieren, um Druck auf die Spitzen für Solidaritätsaktionen auszuüben. Gleichzeitig schlug die Zeitung vor, dass die Bergarbeiter die linken Führer im Generalrat explizit dazu auffordern sollten, eine von den Saboteuren auf der rechten Seite unabhängige Strategie zu verfolgen.

Der Guardian kommentierte eine Versammlung im Kohlenrevier von Nottinghamshire, welche die Stimmung der Bergarbeiter zu dieser Zeit widerspiegelte:

Es handelte sich um eine Versammlung vornehmlich junger Männer, welche den Großteil der Woche an der Streikpostenkette gestanden hatten und ein Gefühl der bitteren Ungerechtigkeit verspüren und eine soziale Revolution wollen.“

1984 war ein Jahr, in dem Militant einen entscheidenden Beitrag zum Kampf in Liverpool leistete. Aber die Zeitung und ihre Unterstützer waren nicht weniger eifrig bei der Unterstützung der Bergarbeiter. Folglich wuchs unsere Unterstützung unter den Bergarbeitern und den Arbeitern im Allgemeinen erheblich. Zu einem gewissen Zeitpunkt während des Streiks hatten wir 500 Bergarbeiter als engagierte Unterstützer von Militant gewonnen. Diese wachsende Unterstützung machte es für die Redaktion notwendig, den Kampf um mehr Mittel zu verstärken. Im April kommentierten wir:

Diese Woche musste Militant vier zusätzliche Seiten zu seinen normalen 16 hinzufügen. Ein Grund dafür ist die schiere Anzahl von Ereignissen, über die zu berichten ist: Der erste Mai, die Kommunalwahlen, die LPYS-Konferenz, die Sondersitzung des Stadtrats von Liverpool, der Bergarbeiterstreik, der nationale Labour-Vorstand zu den Ausweisungen in Blackburn, die Belagerung des libyschen Büros, die Gewerkschaftskongress-Saison und die Grüße zum ersten Mai.

Ein weiterer wichtiger Grund ist jedoch, dass wir Platz für unseren besonderen Appell schaffen und erklären wollen, in welch kritischer Phase sich unsere Zeitung befindet. In den meisten Wochen haben wir jetzt genug Material für die doppelte Anzahl von Seiten, die wir drucken können.“

Ein Anhaltspunkt für den Erfolg der Zeitung war unser Kampffonds. Im Jahr 1978 waren 66.000 Pfund gesammelt worden, 1979 80.000 Pfund, 1980 93.000 Pfund, 1981 105.000 Pfund, 1982 148.000 Pfund – insgesamt fast 500.000 Pfund in fünf Jahren. Doch nun brauchten wir neue Räumlichkeiten. Deshalb wurde ein dringender Appell für 35.000 Pfund gestartet, um die bereits gesammelten 140.000 Pfund aufzustocken (30.000 Pfund wurden innerhalb von zwei Wochen gesammelt). Dank des heldenhaften Einsatzes unserer Unterstützer*innen und Leser*innen war es möglich, ein großes Gebäude in Hackney Wick zu kaufen und alle an der Produktion des Militant beteiligten Stellen in einem Gebäude unterzubringen. Zuvor waren sie über drei Gebäude verstreut gewesen.

Orgreave

Rache für die Demütigung der Tories durch die Bergarbeiter in Saltley Gate 1972 und 1981 nahm die Polizei an der Orgreave-Streikpostenkette (außerhalb von Sheffield).

Hier kamen die brutalsten Methoden, die es je in diesem oder einem früheren Konflikt gab, vor den Augen der Weltöffentlichkeit offen zur Anwendung. Der Konflikt erweckte den Eindruck eines Beinahe-Bürgerkriegs in den britischen Bergbaugebieten. Wir haben zwei Fotos veröffentlicht, die die Rolle der Polizei auf den Punkt bringen: Auf dem einen wird ein Streikposten von einem Bereitschaftspolizisten in voller Schutzkleidung geschlagen, während ein Bergarbeiter auf ein Auto niedergedrückt wurde. (13)

Ein anderer berühmterer Vorfall (der in zwei Fotos festgehalten wurde) zeigt eine Frau von der Sheffield Miners’ Support Group, die einen Krankenwagen für einen verletzten Bergarbeiter ruft, während ein berittener Polizist versucht, sie niederzuschlagen. Wir berichteten:

Die Schläge gehen weiter und sie weicht zurück. Anschließend werden die berittenen Polizisten von der Infanterie bejubelt, die zustimmend auf ihre Schutzschilde trommeln. (14)

Augenzeugen einer früheren Schlacht berichten:

Der Schlagstockangriff ist zurückgekehrt. Diese brutale polizeiliche Methode, Streikposten anzugreifen, die sinnbildlich für die Arbeitskämpfe der 1920er Jahre steht, ist zu einer Standardtaktik der heutigen Polizei geworden … Es geht darum, Menschen zu verletzen, sie einzuschüchtern, ihnen Angst zu machen. (15)

Selbst Arthur Scargill wurde unter dem Vorwand der Behinderung verhaftet. Wir kommentierten das:

Man wird weithin glauben, dass diese Verhaftung ein bewusster, im Voraus geplanter Schachzug der Polizei war, nicht nur um eine Geldstrafe zu verhängen, sondern auch um zu versuchen, wie bei anderen Bergarbeitern strenge Kautionsbedingungen aufzuerlegen, die ihn [Scargill] von den Streikposten fernhalten und ihn daher daran hindern würden, seine Pflichten als Präsident der National Union of Mineworkers wahrzunehmen. Die Richter lehnten den Antrag der Polizei ab und gewährten eine unbedingte Kaution.

Aus Augenzeugenberichten in Militant geht hervor, dass sich am Tag der ersten Orgreave-Schlacht um 9.30 Uhr etwa 7.000 Streikposten versammelt hatten. Zu diesem Zeitpunkt

Begann die eigentliche Schlacht. Es war das Schrecklichste, was ich in meinem Leben erlebt habe … Was es für mich noch schlimmer machte, war, dass dies in dem Dorf geschah, in dem ich die meiste Zeit meines Lebens gelebt hatte …

Ich habe gesehen, wie einem älteren Bergarbeiter von etwa 60 Jahren der Kopf mit einem Schlagstock gespalten wurde … Die Bereitschaftspolizei marschierte geradewegs auf einen zu und schrie ‚eins zwei, eins zwei‘ und provozierte die Bergleute: ‚Na los, schlagt zu‘ …

Und ein Polizist der Bereitschaftspolizei ging zu weit und wurde selbst geschnappt! Sie mussten Polizeipferde schicken, um ihn zurückzuholen – er war in einem alles andere als gesunden Zustand, als er aus dem Streikposten herauskam.“

Die gewöhnliche Polizei war zu unzuverlässig für diese schmutzige Arbeit, wie der Bericht von Militant über die Kommentare der Polizei von Yorkshire während der Schlacht zeigt:

Einige waren sehr verbittert über das, was passierte. Ein Polizist erzählte uns, dass sein Vater Bergarbeiter und irgendwo in der Streikpostengruppe war. Er sagte, sie wollten nichts damit zu tun haben – sie müssten in den Gemeinden leben; was heute geschehen sei, würde niemals heilen. Er sei zur Polizei gegangen, um das Verbrechen zu bekämpfen, nicht seine Familie.

Er sagte, er habe vorher nicht viel über eine Gewerkschaft für die Polizei nachgedacht, aber dies habe gezeigt, wie wichtig angemessene Gewerkschaftsrechte für Polizisten seien. Ein anderer Polizist sagte mit Blick auf die Überfallkommandos: „Diese Bastarde sind aus London hergekommen. Sie sind hier oben, um euch zu schaden. Mit uns haben sie nichts zu tun.”

Eine Gruppe von Bergarbeitern aus dem Nordosten schrieb später in Militant über ihre Erfahrungen bei der Schlacht von Orgeave:

Egal wie schwer es wird, draußen zu bleiben, so etwas macht uns noch entschlossener, zu gewinnen. Wir werden nicht aufgeben.

Als wir um 6 Uhr morgens ankamen, stand die Polizei bereits in Reih und Glied – mit Schutzschilden an der Front, und dahinter die Polizei zu Pferd. Unten auf dem Hügel, auf dem Feld, waren Polizisten mit Hunden …

Ihre Knüppel waren von Anfang an gezückt, es wurde nicht herumgealbert. Als wir anfingen zu schubsen, ging die Polizei sofort mit aller Härte gegen uns vor … Die Polizei ist definitiv keine ‚Friedenstruppe‘.

Sie haben uns wie Tiere behandelt und uns mit Hunden und Pferden gejagt. Einige Streikposten außerhalb des Werks waren auf dieses Feld geschoben worden – es war völlig plattgemacht, Betonlaternen und Mauern zerdrückt. Die Jungs kamen weinend zurück, mit blutenden Köpfen und blauen Flecken am ganzen Rücken, einige mussten getragen werden …

Ein Mann, seine Frau und sein Kind, die gerade an der Bushaltestelle standen, wurden von der Polizei zusammengeschlagen. Es wurden einige Steine geworfen und Pfähle in den Boden gesteckt, um die Pferde aufzuhalten, aber was kann man sonst tun? Vor einem Pferd kann man nicht davonlaufen, und die Polizei kam mit Knüppeln, Polstern, Schilden usw. gegen Streikposten in Jeans und T-Shirt.“

Diese brutalen Szenen in Orgreave und ähnliche Szenen, die sich in zahlreichen Zechendörfern in den Kohlerevieren abspielten, führten den Bergarbeitern und der gesamten Arbeiter*innenklasse das Wesen des kapitalistischen Staates vor Augen. Ein Heer von Besatzern fiel über die Kohlefelder her, insbesondere im Kernland des Streiks, dem Yorkshire-Kohlefeld.

Ich war Zeuge einer der vielen brutalen Szenen in Allerton Bywater. An einem frühen Herbstmorgen standen in diesem Dorf tausend Polizisten den Bergarbeitern und ihren Familien in einem erbitterten Konflikt gegenüber. Solche Aktionen veränderten das Bewusstsein der Arbeiter, insbesondere der Bergleute, für immer. Deshalb fanden die Ideen von Militant ein starkes Echo.

Militant teilte und unterstützte alle Kämpfe der Bergarbeiter, legte aber gleichzeitig eine Strategie vor, die ihrer Meinung nach den Sieg sichern konnte. Nach der ersten Schlacht von Orgreave riet Militant, dass

auf lokaler Ebene […] die Stahlarbeiter, LKW-Fahrer und Kraftwerksarbeiter direkt angesprochen und mit Argumenten und Massenflugblättern unterstützt werden [sollten]. Die Führungen der TGWU15 und des ISTC16 sollten diese Kampagne durch eine landesweite interne Kampagne zur Unterstützung der Bergarbeiter unterstützen.

Wo immer es möglich ist, sollten Massenversammlungen organisiert und ein Solidaritätsaufruf an die streikenden Bergarbeiter gerichtet werden … Es sollten Konferenzen der Vertrauensleute organisiert werden, speziell um Solidaritätsaktionen vorzubereiten. Diese Konferenzen sollten entweder direkt von der NUM, von lokalen Gewerkschaftsräten oder vom Broad Left Organising Committee17 einberufen werden.

Dieser Streik erfordert jetzt auch nationale Maßnahmen und eine landesweit koordinierte Solidaritätsaktion des Gewerkschaftskongresses. Es wäre jedoch naiv, dem TUC zu viel Vertrauen zu schenken, wenn man bedenkt, welche Rolle er in letzter Zeit im ASLEF18-Konflikt, im Kampf um die Stockport 6 und um GCHQ19 gespielt hat und wie Lionel Murray20 (Generalsekretär des TUC) kürzlich versucht hat, den vom Yorkshire and Humberside TUC organisierten eintägigen Streik zu sabotieren. Die linken Gewerkschaften sollten sich daher unabhängig voneinander zusammenschließen, um Solidarität zu organisieren.“

Gleichzeitig glaubte Militant, dass

die NUM vor einer solchen Konferenz detailliert darlegen könnte, was alles an Solidaritätsaktionen nötig war, um den Kohletransport zu stoppen und diesen Streik zu gewinnen. Ganz oben auf der Tagesordnung einer solchen Konferenz stünde die Ausrufung eines eintägigen Generalstreiks, der, wenn er organisiert würde, nicht nur die Mitglieder der linken Gewerkschaften einbeziehen, sondern die Basis jeder Gewerkschaft in Großbritannien inspirieren würde. Er würde zu einer großartigen Demonstration der Stärke der gesamten Arbeiterbewegung um die Bergarbeiter herum führen und den Weg für einen historischen Sieg bereiten.“

Weil Militant in jeder Phase in der Lage war, Forderungen zu stellen, die die Bewegung voranbringen konnten, fand es das Gehör des besten und kämpferischsten Teils der Bergarbeiter. Es gelang uns, im Juni 1984 in Sheffield ein erfolgreiches Treffen von Bergarbeitern und Unterstützern von Militant zu organisieren, um über den Stand des Streiks und das weitere Vorgehen zu diskutieren. Über 150 Bergleute nahmen teil, um Brian Ingham, den nationalen Industrieorganisator von Militant, und mich zu hören. Es waren Bergleute aus allen Teilen des britischen Kohlereviers anwesend.

Die Bergarbeiter bekamen immer mehr Unterstützung von der organisierten Arbeiter*innenklasse. Im Juli erklärten wir:

Der Sieg der Bergarbeiter ist zum Greifen nah. Die großartige Solidaritätsbekundung der Hafenarbeiter würde dem Kampf um die Rettung unserer Arbeitsplätze und unserer Industrie einen enormen Auftrieb geben. Der Sieg des Stadtrats von Liverpool, der die Tories zum Rückzug zwang, ist ein Fanal für die Bergarbeiter und die gesamte Arbeiterbewegung.

Schon bevor die Hafenarbeiter gegen den Einsatz von Streikbrechern in Humberside streikten, wuchs die Unterstützung für die Bergarbeiter unter Gewerkschaftern. Es gibt eine überwältigende Unterstützung für unseren Kampf unter den Eisenbahnern … nach 18 Wochen eines erbitterten Streiks werden sich die Bergarbeiter nicht mit etwas anderem zufriedengeben als mit absoluten Garantien für ihre zukünftigen Arbeitsplätze, ihren Lebensunterhalt und ihre Gemeinden.“

Es darf nicht vergessen werden, dass im Verlauf des Bergarbeiterstreiks viele Arbeitnehmer, die in Solidarität mit den Bergarbeitern streikten, ihren Arbeitsplatz verloren, einige von ihnen dauerhaft. Die Aktion der Hafenarbeiter war durch den Einsatz von Streikbrechern in Immingham provoziert worden. Aber ein Streikposten in Immingham sagte unserem Reporter: “Das ist Solidarität mit den Bergarbeitern – wir hätten schon in der ersten Woche des Streiks dabei sein sollen“.

Angesichts der Solidaritätsaktion der Hafenarbeiter und der Anzeichen dafür, dass auch andere, wie die Seeleute, Unterstützung leisten würden, forderten wir die Bergarbeiter erneut auf, ihre Aktionen zu verstärken. Sie wies darauf hin, dass

jetzt ein vierundzwanzigstündiger Generalstreik organisiert werden [muss], um die Angriffe der Tories auf die Arbeiter zu stoppen. Wenn die Regierung Truppen einsetzt (wie damals gemunkelt wurde), um streikende Bergarbeiter oder Hafenarbeiter zu schröpfen, muss ein Generalstreik organisiert werden … Alle Kämpfe der Bergarbeiter, Hafenarbeiter und Seeleute haben sich zusammengeschlossen. Thatcher hat behauptet, dass es ein Kampf von ‚nur 200.000‘ Arbeitern gegen alle anderen ist, aber die Gewerkschaften müssen jetzt zeigen, dass die Bergarbeiter, Hafenarbeiter und Seeleute nicht allein dastehen.“

Militant beließ es nicht bei leeren Aufrufen, sondern ging auf die Einzelheiten ein. Sie wies darauf hin, dass

der rechte Flügel des TUC […] gezeigt [hat], dass er nicht in der Lage ist, einen ernsthaften Kampf zu führen. Wenn sie eine Führung wären, die diesen Namen verdient, hätten sie schon längst einen vierundzwanzigstündigen Generalstreik organisiert. Stattdessen sollte die National Union of Mineworkers ihre Autorität nutzen, um den Aufruf zu einer nationalen Kampagne aufzugreifen. Der NUM-Vorstand sollte in ein oder zwei Wochen den Tag für einen nationalen Aktionstag benennen, an dem er die anderen linken Gewerkschaften auffordert, sich an einem vierundzwanzigstündigen Generalstreik zu beteiligen.“

Die linken Gewerkschaften wurden einmal mehr dazu gedrängt, die Initiative zur Vorbereitung eines vierundzwanzigstündigenGeneralstreiks zu ergreifen. Die Bergarbeiter hatten „die gesamte Landschaft der britischen Gesellschaft“ verändert.

In einer Bilanz des Streiks Ende Juli verwies Militant auf die vorbereitenden Schritte, die Thatcher und das Tory-Kabinett vor dem Streik unternommen hatten.

Doch der Widerstand der Bergarbeiter und der Arbeiter*innenklasse im Allgemeinen war so groß, dass der Streik trotz aller Pläne von Thatchers Handlanger MacGregor leicht hätte gewonnen werden können. Ein Indiz für die veränderte Sichtweise war die Äußerung eines jungen Bergarbeiters auf einer unserer öffentlichen Versammlungen während des Streiks, dass „der Sozialismus ihm buchstäblich in den Schädel geschlagen worden“ sei.

Die starke Wirkung des Streiks auf die übrige Gewerkschaftsbewegung wurde ausführlich beschrieben. Die rechten Gewerkschaftsführer sahen sich zunehmender Kritik ausgesetzt. Auf der Tagesordnung des Kongresses der Civil and Public Services Association (CPSA) standen 300 Misstrauensanträge gegen Alistair Graham, Generalsekretär der CPSA, und den alten rechten Vorstand. Einen Monat zuvor, im Juni, war er aus dem TUC-Generalrat entfernt worden. Auf der USDAW-Konferenz wurde der Vorstand nicht weniger als elf Mal geschlagen, und der neue Generalsekretär von NALGO21 musste sich heftige Kritik gefallen lassen, weil er die NGA in ihrem Konflikt nicht unterstützt hatte.

In Gebieten von Yorkshire kam es zu fast aufständischen Stimmungen. Militant hatte ausführlich über die „Unruhen“ in Maltby berichtet, wo die Polizei durch das Dorf gewütet hatte, und in Fitzwilliam, wo wir eine wichtige Basis unter den Bergarbeitern hatten. Der Bergarbeiterstreik hatte nicht zuletzt einen bleibenden Eindruck bei den Frauen hinterlassen, insbesondere bei den Ehefrauen und Freundinnen der Bergleute. Die Times, das Organ des Großkapitals, hatte die Entstehung der Unterstützungsgruppen für die Bergarbeiterfrauen als „Wendepunkt des Streiks” bezeichnet. Eine Frau kommentierte dies gegenüber Militant:

Früher haben wir nie etwas von Politik und Regierung mitbekommen, aber jetzt müssen wir es. Wir haben aufgehört, Zeitungen zu kaufen. Der Star wird nicht mehr ausgeliefert, nachdem sie etwas wie „Großbritannien schuldet den Bergarbeitern keinen Lebensunterhalt“ gesagt haben. Sie sind so schlecht, dass wir nicht einmal mehr die gewöhnlichen Alltagsgeschichten glauben. Nach dem Streik können wir nicht mehr zur alten Routine zurückkehren.“

Im August gab es einen Versuch, die Ressourcen der NUM in Südwales zu beschlagnahmen. Etwa 400 LPYS22-Mitglieder, die sich in ihrem Lager in Gloucestershire befanden, wurden mit Bussen zur Blockade in Pontypridd gebracht. Brian Ingham sprach im Namen von Militant von der NUM-Plattform aus zu der Demo. Ian Isaac, Mitglied des NUM-Vorstands in Südwales und Unterstützer von Militant, sprach ebenfalls auf der Demo. Er spielte eine Schlüsselrolle im Streik in Südwales und auf nationaler Ebene.

Kinnock verurteilt die NUM

Der Knackpunkt des Kampfes war jedoch die Rede von Neil Kinnock23 auf dem Gewerkschaftskongress im September, in der er die „Streikpostengewalt“ verurteilte. Seine Tirade prangerte implizit – unter dem Deckmantel einiger hohler Phrasen – die Streikposten der Bergarbeiter an:

Wir müssen diesen Fall ohne Gewalt austragen… Gewalt lenkt die Aufmerksamkeit von den zentralen Fragen des Konflikts ab… Gewalt hat der Regierung den einzigen Vorwand geliefert, an dem sie nagen kann … Gewalt … erregt Abscheu und spaltet die Gewerkschaften… sie bietet unseren Feinden Chancen.“

Es war Kinnock selbst, der dem Feind mit dieser Rede die größte „Chance“ gegeben hatte. Es gab keine lautstarke Anprangerung der Polizeigewalt oder der Beschneidung der bürgerlichen Freiheiten, kein Klopfen auf den Tisch wegen der Schikanen und Einschüchterungen der streikenden Bergarbeiter. Es überrascht nicht, dass die kapitalistische Presse ihren großen Tag hatte. Wir kommentierten:

Mit dieser Art von Rede unterstützt Neil Kinnock nicht nur nicht die Bergarbeiter, die für ihre Arbeitsplätze und ihre Gemeinden kämpfen, er schenkt auch den bösartigen Verleumdungen der Presse gegen die Bergarbeiter vollen Glauben. Er gibt damit unwissentlich all jenen Zeitungen und Tories Recht, die nach gerichtlicher Rache in Form von hohen Gefängnis- und Geldstrafen für die vielen in den letzten sechs Monaten zu Unrecht verhafteten Bergarbeiter rufen.“

Schon vor dem Streik wurde Kinnocks Position durch seine Erklärung von 1983 unterstrichen, dass Arthur Scargill die Kohleindustrie im Alleingang zerstöre. Zu dieser Zeit wurde die Biografie The Making of Neil Kinnock von Robert Harris veröffentlicht. Darin schildert er ausführlich seine Entwicklung von einem linken Brandstifter zu einem entschiedenen Verteidiger des rechten Flügels innerhalb der Labour Party und der Gewerkschaften.

Die Presse spekulierte, dass Kinnock die Bergarbeiter züchtigen und das Prinzip „eine Person, eine Stimme“ für die Neuwahl des Parlaments durchsetzen würde. Doch sie hatten sich schwer verkalkuliert und unterschätzten die enorme Stärke der Gefühle auf allen Ebenen der Partei und der Gewerkschaften für die Bergarbeiter. Die kolossale Unterstützung für die Bergarbeiter prägte die das Vorgehen auf dem Labour-Parteitag. In unserem Kommentar zur Bergarbeiterdebatte heißt es, sie habe

eine elektrisierende Atmosphäre geschaffen […], die auch die anschließende Polizeidebatte prägte, in der die Plattform zweimal geschlagen wurde. Dasselbe gilt für die Neuwahlen, die die eiserne Entschlossenheit der Parteibasis zeigen, die in der Vergangenheit erzielten Errungenschaften nicht wieder aufzugeben.“

Kinnock erhielt die obligatorischen stehenden Ovationen für seine traditionelle Rede des Parteivorsitzenden, aber diese Sitzung des Parteitags war „eine viel höflichere Angelegenheit ohne den spontanen Jubel und die Begeisterung der Fußballfans, die Arthur Scargill 24 Stunden zuvor begrüßt hatten.“

Kinnock wiederholte seinen Fehler von der TUC-Konferenz nicht, da er dieses Mal darauf achtete, die Regierung für die Gewalt des Bergarbeiterstreiks verantwortlich zu machen und sogar die Polizei zu kritisieren. Dies stellte viele der Delegierten nicht zufrieden, die sich eine deutlichere Unterstützung für die Bergarbeiter gewünscht hätten.

Auf dieser Konferenz nahmen mehr als 500 Personen an der Militant-Leser*innenversammlung teil, um Ted Grant, Tony Mulhearn, mir und Terry Fields, MP24, zuzuhören. Es wurde eine beeindruckende Summe von 1.500 Pfund gesammelt, was unterstreicht, dass wir trotz aller Versuche, Militant durch Ausschlüsse zu lähmen, weiter auf dem Vormarsch sind.

NUM mit Geldstrafe belegt

Kaum war der Labour-Parteitag zu Ende, verhängten die Tory-Gerichte gegen die NUM und Arthur Scargill eine massive Geldstrafe von 200.000 Pfund. Um noch Salz in die Wunde zu streuen, verlangten die Tory Law Lords, dass die NUM die Gerichtskosten der beiden Streikbrecher aus Yorkshire, die die ursprüngliche Klage eingereicht hatten, übernehmen sollte. Wir kommentierten dies:

Es besteht die Wahrscheinlichkeit, dass das Gericht ein noch höheres Bußgeld – vielleicht 500.000 Pfund – verhängen wird, wenn die NUM sich weigert, den Weisungen des Gerichts nachzukommen. Die Tory Law Lords würden hierzu ermutigt „durch die Zweideutigkeit der Arbeiter- und Gewerkschaftsführer in den letzten Wochen; durch das Versäumnis der Gewerkschaftsführer, das Thema auf dem Labour-Parteitag angemessen anzusprechen, und durch das Versäumnis der GMBATU25-Führung, ausreichend auf die Inhaftierung der 37 Arbeiter von Cammel Laird’s zu reagieren.“

Es wurde eine Sonderdelegiertenkonferenz der NUM einberufen, um den Streik als offiziell zu bekräftigen. Gleichzeitig wurde vorgeschlagen, einen besonderen Appell an die NACODS26, die Gewerkschaft der Grubenarbeiter, zu richten, sich an die Seite der NUM zu stellen, da ihre Arbeitsplätze nun auf dem Spiel stünden. Am Ende des Jahres war es klar, dass, wie wir betonten,

die Arbeiter*innenklasse nun vor ihrer größten Herausforderung seit 1926 steht. Wenn, wie berichtet, die TUC-Führer die von der NUM geforderte Unterstützung verweigern, dann müssen die linken Gewerkschaftsführer – und insbesondere die Führer der Bergarbeiter selbst – einen unabhängigen Aufruf zum Arbeitskampf machen.“

Es geht jetzt nicht mehr nur um das Schicksal der Bergarbeiter und ihrer Arbeitsplätze, sondern um das Recht der Gewerkschaften, einen wirksamen Arbeitskampf zu führen. Wir erklärten:

Zögern könnte katastrophale Folgen haben. Die herrschende Klasse führt einen nackten Klassenkrieg. Organisierte Arbeiter müssen Feuer mit Feuer bekämpfen … Die Stärke der Tories ist illusorisch und beruht nur auf der Passivität der Gewerkschaftsführer.“

Militant fasste die Auswirkungen des Bergarbeiterstreiks zusammen und erklärte:

Dieser Kampf ist zu einem Leuchtfeuer für die Arbeiter*innenklasse auch auf internationaler Ebene geworden … Streikende Bergarbeiter … haben an vielen internationalen Vortragsreisen teilgenommen und Zehntausende von Pfund gesammelt. Arbeiter auf der ganzen Welt blickten und blicken immer noch nach Großbritannien und halten den Atem an – in der Hoffnung auf einen Sieg der Bergarbeiter über die verhasste Thatcher-Regierung.

Die Tories verkündeten, dass die Bergarbeiter in Großbritannien keine Unterstützung haben, doch die Spendensammlungen von mehr als einer Million Pfund pro Woche widersprechen dieser Behauptung … Das politische Engagement der Bergarbeiter und ihrer Familien hat sogar die Bischöfe des Nordostens dazu veranlasst, sich zu dem Interesse zu äußern, das jetzt an ‚revolutionären Ideen‘ besteht …

Die herrschende Klasse hat eine Kluft zwischen den Klassen geschaffen. Die britische Gesellschaft wird nie wieder dieselbe sein. In den Leitartikeln der kapitalistischen Presse war vom ‚Bürgerkrieg ohne Kugeln‘ die Rede, vom ‚Feind im Innern‘ – all das zeigt, wie ernst sie diesen Klassenkrieg nehmen … 1984 war ein Jahr, in dem die Skeptiker*innen eines Besseren belehrt und die Auffassung der Marxist*innen bestätigt wurden, dass die Arbeiter*innen, wenn sie glauben, im Recht zu sein, Himmel und Erde in Bewegung setzen werden, um für ihre Zukunft zu kämpfen. Dieser Kampf wird auch 1985 und danach weitergehen, bis der Sozialismus Wirklichkeit geworden ist.“

Militant-Bergarbeiter auf Tournee

Der Kampf der Bergarbeiter geht 1985 weiter, aber ohne den erhofften Sieg, weil die rechten Gewerkschaftsführer eine schädliche Rolle spielen.

In den ersten Monaten des Jahres 1985 berichtete Militant über die anhaltende Kampagne der Bergarbeiter auf nationaler und internationaler Ebene. Viele Bergarbeiter, einige von ihnen Unterstützer von Militant, waren in die ganze Welt gereist, wo die Arbeiter*innenbewegung nach Berichten über ihren Kampf aus erster Hand verlangte.

Roy Jones, ein streikender Bergarbeiter und Militant-Anhänger aus North Staffordshire, verbrachte auf Einladung der South African National Union of Mineworkers einen Monat in Südafrika und wurde als erstes weißes Mitglied aufgenommen. Seine Reise „war sehr erfolgreich bei der Beschaffung von Finanzmitteln, 220 Pfund sofort mit dem Versprechen von mehr von einer sehr armen Gewerkschaft.“

Roy war von der Kampfbereitschaft der südafrikanischen Bergarbeiter ebenso beeindruckt wie sie von den Kämpfen der britischen Arbeiter inspiriert waren. Er erklärte, er sei

von der Notwendigkeit direkter Verbindungen mit der südafrikanischen NUM überzeugt. Es handelt sich um eine schnell wachsende Gewerkschaft, die von nichts vor fünf Jahren auf 100.000 im Herbst angewachsen ist und bis zum Kongress im Januar 200.000 Mitglieder anstrebt.“

Weitere Besuche, an denen Militant-Anhänger*innen teilnahmen, fanden in Griechenland, Spanien, den USA, Deutschland und vielen anderen Ländern statt. Doch im Februar, als sich der Streik dem elften Monat näherte, begann die Entschlossenheit einiger Bergarbeiter zu bröckeln. Eine neue Welle von Zusammenstößen zwischen Streikposten und der Polizei brach aus, als die Polizei versuchte, einige Bergleute zu schützen, die zur Arbeit zurückkehrten. Militant beobachtete einen typischen Zusammenstoß in Easington, County Durham:

Ich habe noch nie in meinem Leben so viel Angst gehabt. Früher habe ich die Polizei respektiert, aber jetzt nicht mehr“, sagte der pensionierte Bergarbeiter Joss Smith.

Er war bei den Zusammenstößen verhaftet worden, die aus dem Versuch der Polizei resultierten, eine Handvoll Streikbrecher, die zur Arbeit zurückgekehrt waren, zu begleiten. Im März, nachdem einige Bergleute mehr als ein Jahr lang gestreikt hatten, wurde die herzzerreißende Entscheidung getroffen, an die Arbeit zurückzukehren.

Die Bergleute taten dies mit wehenden Fahnen und spielenden Bands, was bei den Arbeiter*innen gemischte Gefühle weckte. Die Erinnerung an das Opfer, das die Bergleute nicht nur für sich selbst, sondern für die gesamte britische Arbeiter*innenklasse gebracht hatten, trieb ihnen die Tränen in die Augen. Dazu gesellte sich die Wut auf diejenigen, die die Bergarbeiter im Stich gelassen hatten, ihnen in den Rücken fielen und dem kapitalistischen Feind, den Tories, bei der Niederschlagung des Streiks halfen. Wir kommentierten:

Diejenigen, die diese Woche an die Arbeit zurückgekehrt sind, haben Geschichte geschrieben. Der Bergarbeiterstreik von 1984-85 wird nie vergessen werden, weder von denen, die daran teilgenommen haben, noch von zukünftigen Generationen … Die Gesellschaft wird nie wieder dieselbe sein.

Die Bergarbeiter haben die Klassenpolitik wieder auf die Tagesordnung gesetzt. Ihr Kampf wird der Maßstab sein, an dem alle Kämpfe gemessen werden … Sie sind nicht gedemütigt worden.

Aber sie haben wichtige Lehren daraus gezogen. Vor allem hat dieser Streik gezeigt, wie notwendig es ist, die Arbeiter*innen in einer Aktion zu vereinen, wenn eine einzelne Gruppe, wie stark sie auch sein mag, die kombinierte Macht von Management, Regierung, Presse und Polizei, die auf die Bergarbeiter losgelassen wurde, überwinden soll.“

In einem ausführlichen Rückblick auf den Bergarbeiterstreik setzte sich Militant mit den Argumenten derjenigen auseinander, die glaubten, Thatchers ‚Strategie‘ sei erfolgreich gewesen.

Nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein. Sie wollte ein industrielles Falkland, einen kurzen, scharfen Sieg. Sie bekam einen Streik, der ein Jahr dauerte, 7.000 Millionen Pfund kostete und die Klassenbeziehungen nachhaltig beeinflussen wird.“

Die Rolle der Gewerkschaftsführer wurde analysiert:

Ned Smith, der ehemalige Direktor für Arbeitsbeziehungen der NZB, kommentierte, dass das Versagen des Trades Union Congress, den Bergarbeitern „totale Unterstützung“ zukommen zu lassen, der Wendepunkt in der Haltung der Regierung war. Was ist mit den linken Führern der Gewerkschaften?

Ohne den Druck der Basis hätten die rechtsgerichteten Führer des TUC schon vor Monaten versucht, eine Kapitulation vor den Tories zu organisieren. Die Linke wollte der Sache der Bergarbeiter wirklich helfen, aber es fehlte ihr einfach an der elementarsten Strategie, Taktik und Methode, um dies zu tun, und an dem notwendigen Vertrauen in ihre eigene Basis.

Dieser Streik zeigt in aller Deutlichkeit, wie wichtig die Theorie und das Verständnis von Perspektiven für diejenigen sind, die in der Arbeiter*innenbewegung führende Positionen einnehmen. Die Ansteckung mit dem „neuen Realismus“ hatte sich sogar auf die meisten linken Führer übertragen. Trotz des Beispiels der Bergarbeiter und ihrer Familien und all der großartigen Unterstützung glaubten sie einfach nicht, dass ihre eigenen Mitglieder reagieren würden, wenn sie zum Kampf aufgerufen würden.“

Über die Stimmung in der Arbeiter*innenklasse gegenüber dem Streik schreiben wir:

Die Seeleute haben überall Kohle geschwärzt. Die Eisenbahner in der NUR27 und ASLEF blieben trotz der Schikanen gegen ihre eigenen Mitglieder standhaft. Doch selbst in diesen beiden Branchen taten die Gewerkschaftsführer wenig, um sich mit den Bergarbeitern zu verbünden.

Die Seeleute sind mit einer Reihe von akuten Problemen konfrontiert. Während des Streiks wurde die Privatisierung von Sealink beschlossen. Eine Kampagne der Gewerkschaftsführung für einen Generalstreik an der Seite der Bergarbeiter hätte nicht nur Sealink retten, sondern auch den Kampf der Bergarbeiter massiv verstärken können.“

Es wurde beschrieben, wie weit Thatcher bereit war zu gehen, um die Bergarbeiter zu isolieren:

Thatcher griff persönlich in die Verhandlungen über die Löhne der Eisenbahner ein, um sicherzustellen, dass das Angebot des Eisenbahnvorstandes ausreichte, um die Gewerkschaftsführer der Eisenbahner zu überzeugen und einen Streik der Eisenbahner zusammen mit den Bergarbeitern zu vermeiden …

Die Transport and General Workers’ Union, die größte linke Gewerkschaft überhaupt, ist in einer ganzen Reihe von Branchen in der Lage, das Wirtschaftsleben des britischen Kapitalismus lahmzulegen. Beschämenderweise wurde die mächtige Maschinerie der Transport and General Workers’ Union nie entschlossen für den Bergarbeiterstreik eingesetzt. Die Hafenarbeiter weigerten sich, Kohle umzuschlagen.

Infolgedessen entbrannten zwei Konflikte. In den ersten sind die Tories hineingestolpert. Der zweite wurde zynisch und sorgfältig provoziert. Als die Docker auf den Plan traten, wurden die schlimmsten Befürchtungen der Kapitalistenklasse wahr: Eine weitere starke Gruppe von Arbeitern kämpfte Seite an Seite mit den Bergarbeitern. Das wilde Gerede über einen „Ausnahmezustand“ flammte auf. Die Tories waren erschüttert.

Doch anstatt offen und mutig dafür zu kämpfen, den Streik der Docker und den der Bergarbeiter miteinander zu verbinden, stellten die TGWU-Führer den Konflikt der Docker als eine völlig separate Angelegenheit dar. Sie leugneten, dass die Streiks politisch waren, obwohl sie, wie der Bergarbeiterstreik, eindeutig von der Tory-Regierung zynisch provoziert worden waren.“

Militant wies auf entscheidende Phasen des Streiks hin und kommentierte:

Ein Moment hebt sich von allen anderen ab. Im November, im Anschluss an den Streik bei BL (British Leyland), wurde die TGWU im Rahmen der gewerkschaftsfeindlichen Gesetzgebung der Tories mit einer Geldstrafe von 200.000 Pfund belegt.

Die Reaktion des TGWU-Vorstands war Widerstand, aber mit verschränkten Armen … Die Führung weigerte sich, das Geld zu zahlen, weigerte sich, vor Gericht zu gehen, und sah dann einfach passiv zu, während der Sequester28 die TGWU-Gelder plünderte. Die Lehre daraus ist, dass linke Gewerkschaftsführer in der Regel dem Druck der Basis viel eher nachgeben.

Im Kampf um die Wahl linker Gewerkschaftsführer in allen Gewerkschaften sollten die Aktivisten jedoch sicherstellen, dass diese Führer aufgrund ihrer nachgewiesenen Leistungen und eines klaren sozialistischen Programms ausgewählt werden, das den Bedürfnissen der Basis entspricht. Die Linke muss eine klare Bereitschaft zeigen, Kampagnen zu führen und die Reihen der Gewerkschaft zu mobilisieren, um in solch entscheidenden Fragen zu kämpfen.“

Trotz des Heldentums und der Hartnäckigkeit der NUM-Führung fehlte ihr in entscheidenden Momenten eine klare Strategie.

Im Vorfeld des TUC plädierte Militant dafür, dass die NUM ein Datum zwei oder drei Wochen nach dem TUC nennen sollte. Ein solcher Aufruf zum Generalstreik hätte einen unaufhaltsamen Prozess in Gang gesetzt.

Aktivisten in der gesamten Industrie hätten sofort damit begonnen, Unterstützung zu organisieren. Der Druck von unten hätte die linken Gewerkschaftsführer gezwungen, sich auf die Seite der NUM zu stellen. Der TUC selbst wäre gezwungen gewesen, seine Autorität in diese Aktion einzubringen.

Stattdessen gab die NUM der Idee allgemeiner Aufrufe zur Unterstützung nach. Eine Resolution der Möbelgewerkschaft für einen Solidaritätsaktionstag wurde von der Tagesordnung genommen. Militant setzte sich Woche für Woche dafür ein, dass die NUM mutig die Initiative ergreift und das Datum für einen eintägigen Generalstreik festlegt.“

Anfang 1985 rief die NUM in Südwales tatsächlich zu einem eintägigen Generalstreik auf. Militant produzierte 50.000 Flugblätter für die NUM, um die Sache publik zu machen, aber das Blatt begann sich bereits zu wenden.

Ein Schlüsselthema des Streiks war die Frage des Nottinghamshire-Kohlenreviers und die Rolle von NACODS, der Gewerkschaft der Grubenarbeiter:

Der Belegschaft ist kein Vorwurf zu machen. Mit einer anderen Führung hätten sie sich diesem Kampf angeschlossen. Einundachtzig Prozent der NACODS-Mitglieder stimmten für den Streik.“

Die NACODS-Führer verhandelten mit den Tories, die eine totale Arbeitsniederlegung im Bergbau befürchteten, ihre eigene Vereinbarung. Die NACODS-Mitglieder bezahlten ebenso wie die NUM-Mitglieder für das feige Vorgehen ihrer eigenen Führung mit dem Verlust vieler ihrer Arbeitsplätze in der Zeit nach dem Streik.

Zu den politischen Auswirkungen des Streiks und der Rolle der Labour-Führer sagten wir:

Die Bergleute werden nie vergessen, wie diese tiefe, beständige Loyalität [zur Labour-Partei] während dieses Konflikts von Neil Kinnock und den anderen Labour-Führern zurückgezahlt wurde.

Nur ein einziges Mal fand Neil Kinnock die Zeit, einen Streikposten zu besuchen … Nachdem die Verhandlungen von der Kohlebehörde abgebrochen worden waren, war Neil Kinnock zu beschäftigt, um zu erscheinen. Als die ganze Härte des Gesetzes gegen einzelne Bergarbeiter eingesetzt wurde, riet er dazu, sich den kapitalistischen Gerichten und den Entscheidungen der Tory-Richter zu beugen …“

Kinnock und andere führende Politiker stellten sich auf die Seite der Tories und lehnten eine generelle Amnestie ab, um die Vorstellung zu untermauern, dass Bergarbeiter gewalttätige Kriminelle seien, die es verdienten, entlassen zu werden und ein Leben lang arbeitslos zu sein. (46)

Wir sagten jedoch voraus, dass der Streik eine nachhaltige Wirkung auf die britische Gesellschaft und vor allem auf die Arbeiter*innenklasse haben würde:

Dieser Streik hat die Radikalisierung ganzer Gemeinschaften bewirkt. Innerhalb der NUM brachen die jungen Löwen – wie sie genannt wurden – mit unglaublichem Mut und Energie in den Streik ein.

Sie und die Jugendlichen in den Grubendörfern um sie herum waren die Vorhut einer sozialen Explosion, vor der die Tories Angst haben. Sie haben die allerbesten Traditionen des Kampfes und der Solidarität wiederbelebt.

Bereits im Juni kommentierte die Times, dass ironischerweise „der Streit, von dem einige Politiker hofften, er würde die Macht der NUM brechen, in Wirklichkeit neue Kader für die Zukunft geschaffen hat“.

Der Bergarbeiterstreik von 1984/85 war und bleibt der wichtigste Arbeitskampf der letzten zwei Jahrzehnte, möglicherweise seit 1945. In diesem Drama, das Elemente eines Bürgerkriegs zwischen den Klassen enthielt, waren alle Zutaten für einen zukünftigen größeren Kampf auf nationaler Ebene enthalten. Zyniker und Frustrierte werden die Niederlage des Streiks und die anschließende Zerschlagung der Kohleindustrie mit dem Verlust von Hunderttausenden von Arbeitsplätzen als Beweis für die ‚Sinnlosigkeit‘ des Streiks anführen.

Viel schlimmer als eine Niederlage nach einem ehrenvollen Kampf ist ein schmachvoller Rückzug, ohne dass ein Schuss gefallen ist. Nichts ist besser geeignet, die Arbeiter*innenklasse zu demoralisieren, als der Anblick einer Führung, die sich von einer Schlacht abwendet und davonläuft, wenn klar ist, dass es keinen anderen Ausweg gibt. Scargill und die NUM-Führung waren sich des enormen Anstiegs der Kohlevorräte im Vorfeld des Streiks durchaus bewusst.

Sie wussten auch, dass die drohende Schließung von Cortonwood, der Auslöser des Streiks, eine Provokation war. Aber die Schließung einer Zeche zu akzeptieren, während noch reichlich Kohle vorhanden war, wäre das Ende der Fahnenstange gewesen. Der von der NUM-Führung und den Bergarbeitern selbst gewählte Kurs hat eine kämpferische Tradition begründet, die von künftigen Generationen von Arbeitern fortgesetzt werden wird.

1Bereits 1981 streikte britische Bergarbeiter in Südwales gegen von der Tory-Regierung unter Margaret Thatcher angekündigte Schließungen von Zechen in Südwales. Der Streik griff schnell um sich. Thatcher kam einem Übergreifen des Ausstands auf weitere Zechen zuvor und nahm ihre Schließungspläne zurück. Der Kampf 1981 wird allgemein als Sieg der Bergleute angesehen. Vgl: Smith, Ken: „Bürgerkrieg ohne Gewehre. Die Lehren des Bergarbeiter*innenstreiks von 1984 – 1985 in Großbritannien“, Berlin: manifest Verlag, 2023, [nachfolgend: Smith], S. 78.

2Auch der Generalstreik von 1926 begann als Arbeitsniederlegung der Bergarbeiter*innen. Nicht zuletzt durch Fehler der stalinistischen Führung in Moskau wurde der Streik in Großbritannien besiegt. Zusammen mit den gewerkschaftsfeindlichen Gesetzen, die nach dem Streik in Großbritannien verhängt wurden, führte der Streikausgang zu einer lang andauernden Schwächung der britischen Gewerkschaftsbewegung.

3Der Falklandkonflikt war ein kurzer heftig geführter, imperialistischer Krieg um die Falkland-Inselgruppe. Falkland liegt an der Südspitze Lateinamerikas. Den Sieg der britischen Armee versuchte die Thatcher-Regierung zum Ausgangspunkt eines nationalen Taumels in Großbritannien weden zu lassen, um so ihre neoliberalen, unsozialen Maßnahmen durchsetzen zu können. Mit dem Begriff „industrielles Falkland“ ist gemeint, dass Thatcher auch gegen die Bergarbeiter*innen einen kurzen Konflikt, gefolgt von einem umfassenden Sieg anstrebte. Vgl.: Carr, Dave: „April 1982: Der Falklandkrieg“, https://solidaritaet.info/2022/04/april-1982-der-falklandkrieg/.

4Scargill, Arthur (*11.01.1938, South Yorkshire): Chef der Bergarbeiter*innengewerkschaft „National Union of Mineworkers“ (NUM).

5Militant: Sowohl der Name der Zeitung der britischen Sektion des CWI als auch der Sektion selbst, die damlas innerhalb der Labour-Party arbeitete und sich inzwischen den namen „Socialist Party“ gegeben hat und nicht mhr Teil der Labour-Paerty ist.

6Galtieri, Leopoldo (15.07.1926 – 12.01.2003, in beiden Fälle Buenos Aires); ranghohes Mitglied der argentinischen Militärjunta, während des Falklandkriegs Selbstdarstellung als Präsident Argentiniens. Als Kommandeur des „Batallon de Inteligencia 601 direkt für zahlreiche Morde an linken Oppositionellen verantwortlich.

7TUC – „Trade Union Congress“, Zentralverband der britischen Gewerkschaften, vergleichbar mit dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB)

8NUM – „National Union of Mineworkers“ (Bergarbeiter*innengewerkschfat), siehe Anm. 4.

9NGA – „National Graphical Association“; britische Druckergewerkschaft. Bestand von 1964 bis 1991 und hatte 1982 136.000 Mitglieder.

10NCB – „National Coal Board“, das „National Coal Board“ wurde 1946 ins Leben gerufen und führte ab Januar 1947 die verstaatlichte Bergbauindustrie in Großbritannien und damit alle britischen Zechen. Nach zahlreichen Grubenschließungen unter Margaret Thatcher wurde es 1987 in „National Coal Corporation“ umbenannt und sämtluche Vermögenswerte privatisiert.

11Siehe Anm. 4 und 8.

12Hammond, Eric, Chef der britischen Elekrtrikergewerkschaft EEPTU (Electrical, Electronic & Telecommunications Union & Plumbing Trades Union), bestand von 1968 bis 1992. Mit 330.000 Mitgliedern. Der Kurs der EEPTU war derart weit rechts innerhalb des TUC, dass der Verband 1987 aus dem TUC ausgeschlossen wurde. Vgl.: Paasch, Rolf: „Kurzschluss beim britischen TUC“, https://taz.de/!1838939/ [Stand: 01.04.2024}.

13Siehe Anm. 2.

14Siehe Anm. 4 und 8.

15TGWU – Transport and General Workers Union, Transportarbeiter*innengewrkschaft. Mit 900.000 Mitglieder war sie lange Zeit die größte Gewerkschaft in Großbritannien. Zum 1. Mai 2007 aufgelöst.

16ISTC – Iron and Steel Trade Confederation, Metallarbeiter*innengewerkschaft, 1917 gegründet, 2004 aufgelöst. Hatte in den 1970er Jahren 110.000 Mitglieder.

17Broad Left: Bündnis linker Einzelmitglieder, Gruppen und Strömungen innerhalb der Labour-Paerty und der Gewerksckaften.

18ASLEF – „Associated Society of Locomotive Engineers and Firmen“, bitische Lokführergewerkschaft mit etwa 21.000 Mitgliedern, organisiert vor allem die Londoner U-Bahn und Transport.

19GCHQ – Government Communications Headquertiers; Kommunikationszentrale der britischen Regierung, beschäftigt sich mit Datenübertragung und Fernmeldeaufklärung.

20Murray, Lionel „Len“ (02.08.1922, Hadley – 20.05.2004, Lougthon), führt den TUC (siehe Anm. 7) in den 1970er Jahren, handelt mit der damaligen Labour-Party den „Sozialpakt“ aus. Ist bis September 1984 auch während der Regierung Thatcher TUC-Chef, ist nicht bereit deren Regierung einen kämpferischen Kurs entgegenzusetzen. Murray wird 1985, noch unter Thatcher, in den Adelsstand erhoben.

21NALGO – „National and Local Government Officiers Association“, britische Gewerkschaft für Angestellte der Kommunalveerwaltungen. Gegründet 1905 und 1993 aufgelöst, waren in den 1970er Jahren bis zu 700.000 Kolleg*innen in NALGO organisiert.

22Labour-Party Young Socialist, Jugendorganisation der Labour-Party.

23Kinnock, Neil (*28.03.1942, Tredegar), 1983 – 1992 Vorsitzender der Labour-Party, 1999 – 2004 Vizepräsident der EU-Kommission, 2005 in den Hochadel erhoben und seitdem Mitglied des Oberhauses.

24MP – „Member of Parliament“; Mitglied des gewählten britischen Unterhauses.

25GMBATU – „General, Municipal, Boilmakers and Allied Trades Union“, in fast allen Industriesektoren vertretene Gewerkschaft mit 560.000 Mitgliedern.

26NACODS – „National Association of Colliery Overmen, Deputies and Shotfireers“, Gewerkschaft für Verwaltungsangestellte im Bergbau und Bergarbeiter*innen.

27NUR – „National Union of Railwaymen“, britische Gewerkschaft der Eisenbahner*innen, gegründet 1911, aufgelöst 1990. Sie hatte zweitweise mehr als 400.000 Mitglieder.

28Sequester entspricht in etwa einer/m Treuhänder*in.