Tesla: Alter Wein in neuen Schläuchen

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Die Mär von der Nachhaltigkeit

Der US-Autokonzern Tesla mit seinem Chef Elon Musk sorgt noch immer für viel Aufsehen. Jene politischen Kräfte, die für einen Umbau hin zu einem „grünen Kapitalismus“ eintreten, sehen in Tesla eine Art Pionier für eine Entwicklung hin zu einem verbesserten System.

Von Torsten Sting, ver.di-Mitglied, Rostock

Tesla entwickelte sich zum ersten Massenhersteller von Elektroautos. Setzte das Unternehmen 2012 noch 3100 Fahrzeuge ab, konnte der US-Konzern im vergangenen Jahr bereits 1,81 Millionen Autos weltweit verkaufen.

Fortschritt?

Musk umgibt sich gerne mit dem Nimbus des Fortschritts. Der Umstieg auf Elektromobilität, weg von den fossilen Energieträgern = die Rettung der Welt = Elon Superman! Auf der deutschen Website wirbt der Konzern um neue Mitarbeiter*innen, die dabei helfen sollen, „unsere Mission, den weltweiten Übergang zu erneuerbaren Energien zu beschleunigen“.

Doch es gibt viele Gründe, den Umstieg auf E-Mobilität als weiteren kapitalistischen Wahnsinn einzuordnen. Für die Herstellung eines Elektroautos werden etwa sechsmal so viele Mineralien benötigt wie für ein herkömmliches Auto. So ist der Lithiumabbau mit einem extrem hohen Wasserverbrauch verbunden. Kobalt wird vorrangig im Kongo abgebaut, unter miserabelsten Arbeitsbedingungen und mit dem Nebeneffekt der Versäuerung des Grundwassers. Die Raffinierung von Kobalt verursacht zudem hohe Emissionen von Treibhausgasen. Ein E-Auto hat aufgrund dieser hohen Umweltbelastungen bei der Herstellung erst bei einem relativ hohen Spritverbrauch überhaupt eine bessere Umweltbilanz als ein Verbrenner oder Diesel – und besser bedeutet nicht gut.

Gewerkschaftsfeind

 Elon Musk ist in vielerlei Hinsicht ein ganz „normaler“ Kapitalist und Tesla ein klassisches Werkzeug zur Profitmaximierung. All jene, die dabei ein Hindernis darstellen, werden aus dem Weg geräumt. Engste Mitarbeiter*innen, welche die Genialität des CEO in Frage stellen, werden ebenso gefeuert, wie einfache Beschäftigte, die auf die Idee kommen sich gewerkschaftlich zu engagieren. Musk will das Zepter alleine in der Hand behalten und weigert sich strikt, Tarifverträge mit den Gewerkschaften abzuschließen, sei es am Standort im brandenburgischen Grünheide oder etwa in Schweden. Dort schwelt bereits seit November letzten Jahres ein Konflikt und zieht weite Kreise. Mittlerweile unterstützen ein Dutzend schwedische Gewerkschaften den Streik der Mechaniker*innen und erhöhen damit den Druck auf den US-Konzern. Wichtig ist, dass die Metallgewerkschaften sich international für Streikaktionen absprechen und zusammen mit linken Organisationen eine Kampagne gegen den Konzern starten.

Überkapazitäten

Weltweit ziehen dunkle Wolken über der Autoindustrie auf, insbesondere die E-Auto-Hersteller werden von den Unwettern betroffen sein. In China wurden gewaltige Produktionskapazitäten aufgebaut. Die Zahl der dort zu bauenden Fahrzeuge kann aber nicht auf dem heimischen Markt abgesetzt werden, sondern es müssen mehr Fahrzeuge in den Export gehen. Zusammen mit den Zöllen, die jetzt in den USA, der EU und der Türkei bereits beschlossen wurden, verschärfen sich die Probleme, von denen auch in China produzierte ausländische Konzerne betroffen sind. Dies verschärft die internationalen Spannungen zwischen den großen Wirtschaftsmächten und wird unweigerlich dazu führen, dass die Kapitalist*innen die Beschäftigten für die Krise bluten lassen wollen. Elon Musk hatte im April den Abbau von jedem zehnten Arbeitsplatz weltweit angekündigt. Das dürfte nur der Anfang von Entlassungen und Fabrikschließungen sein, auch bei anderen Autokonzernen.

Kämpfe verbinden

Es gibt seit Bekanntwerden der Baupläne des Werkes in Deutschland massive Auseinandersetzungen. Anwohner*innen und die Umweltbewegung weisen zurecht auf die vielen Probleme hin, etwa im Hinblick auf das Grundwasser. Demonstrationen und Protestcamps machten auf diese Anliegen aufmerksam. Der Versuch von Anwohnenden den Ausbau zu stoppen, scheiterte.

Ein mutmaßlicher Teil der Bewegung geht leider einen anderen Weg. Es gab einen Anschlag auf das Werk, der die Produktion für einige Tage zum Stillstand brachte. Diese Methode ist jedoch kontraproduktiv, da sie die Beschäftigten, die gerade um ihre Arbeitsplätze bangen, in die Hände des Managements treibt. Stattdessen ist es wichtig, dass die Umwelt- und Gewerkschaftsbewegung gemeinsam für die Verteidigung aller Arbeitsplätze kämpfen und mit der Forderung nach Verstaatlichung von Tesla unter demokratischer Kontrolle der Beschäftigten, Gewerkschaften und Vertreter*innen des Staates verbinden. Auf dieser Grundlage wäre eine Umstellung der Produktion auf umweltgerechte Produkte wie Bahnen oder Busse möglich.