Aachen: Erste Verhandlung der Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie NRW

Foto: IG Metall Bayern CC BY-NC-SA 2.0

Bericht von der Kundgebung der IG Metall

Am Donnerstag, dem 12.09., trafen sich Kolleginnen und Kollegen der IG Metall vor dem Eurogress in Aachen, um die 1. Verhandlung der Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie NRW lautstark zu eröffnen. Noch wurde nicht zum Streik aufgerufen und der Anteil an Rentner*innen und Hauptamtlichen war groß, dennoch versammelten sich über 150 Teilnehmer*innen aus Aachen, Düren, Eschweiler, Leverkusen, Mönchengladbach und Köln ein, um mit Gesang und lauten Rufen nach „7 Prozent mehr“ und „170 Prozent“ ihre Unterstützung des Kampfes zu bekunden.

von Philipp Baursch, Aachen

Doch der Ton war zum Teil etwas unsicher. Wieder und wieder wurde betont, wie „vernünftig“ und „gerecht“ die gemessen an der Inflation der letzten Jahre aber leider viel zu bescheidenen Forderungen seien.

170 Euro Gehaltserhöhung für Auszubildende, 7 Prozent Gehaltserhöhung für Festangestellte; dazu als soziale Komponente für die Schwächerverdienenden eine Mindesterhöhung von 7 Prozent nach Entgeltgruppe 9 (etwa 227 Euro). Das gleicht allerdings die Kaufkraftverluste der letzten Jahre nicht aus, die leider auch durch den letzten Tarifabschluss mit langen Laufzeiten fortgeschrieben wurden.

Auf der Bühne hoffte man, dass eine schnelle Einigung anstehen würde, denn viele der Kolleg*innen bräuchten das Geld möglichst bald. Und das ist nur zu leicht zu glauben. Die Inflationsrate mag gesunken sein, doch das Preisniveau ist weiterhin hoch, bei vielen wird das Geld knapper und knapper.

Doch wenn von der Notwendigkeit der Forderungen und ihrer schnellen Umsetzung geredet wird, hören auch die Bosse zu. An ihre Vernunft zu appellieren, dürfte eine vergebene Hoffnung sein.In den letzten Verhandlungen akzeptierte die IG-Metall-Führung Reallohnverluste, von den Kolleg*innen finanzierte Arbeitszeitverkürzung und Profitabilitätsklauseln. Sich als verwundbar zu zeigen, wird keine Fürsorge der Kapitalist*innen wecken, welche nur an ihre Profite denken, sondern die Position der Kolleg*innen untergraben.

Dabei ist Kampfbereitschaft da! Es wurde von der Bühne klargestellt, dass, sobald die Friedenspflicht ausläuft, am 28. Oktober um 24 Uhr der Streik aufgenommen werden soll! Auch sind Kolleginnen und Kollegen bereit für mehr zu kämpfen: Zwei Drittel der Befragten hatten sich für 8 Prozent oder mehr als Forderung ausgesprochen, nur ein Drittel stimmte für 6 bis 8 Prozent. Die Gewerkschaftsführung entschied sich für 7 Prozent.

Gerade von Kolleginnen und Kollegen in schwächeren Unternehmen hörten wir klare Sorgen, dass selbst das angestrebte Ziel zu wenig ist. Alle wissen, dass in der Tarifrundenroutine Zugeständnisse von Seiten der Gewerkschaftsführung bei der Forderungsaufstellung schon eingepreist sind. Dazu kommt, dass in NRW auch der drohende Abbau der Produktion von Thyssenkrupp tausende Stellen gefährdet.

Jetzt ist nicht die Zeit für bescheidene Bitten an die Bosse, es heißt zu kämpfen!

Wie die IG Metall selber schreibt, machen die Lohnkosten nur etwa 12 Prozent der Herstellungskosten aus, doch ohne die Kolleginnen und Kollegen kann kein Betrieb produzieren! Es ist gut, dass Azubis und Schwächerverdienende besonders berücksichtigt werden. Wichtig ist, dass die Forderungen voll durchgesetzt und keine Abstriche bei der Laufzeit von 12 Monaten gemacht werden. So könnte man auch mit herausgestreckter Brust in die zukünftigen Verhandlungen gehen. Doch das wird nur durch die Mobilisierung der gesamten Stärke der Belegschaften und Erzwingungsstreiks möglich sein. Diese sollten schon jetzt vorbereitet werden.

Der Unwille der Bosse, auf die Angebote einzugehen, zeigt bereits, wie notwendig es ist, sich organisiert mit ihnen anzulegen und bedeutende Verbesserung, nicht bloß beim Lohn, sondern auch bei Arbeitszeiten und Arbeitsbedingungen für alle zu erkämpfen!