Allein machen sie Dich ein…

Foto: Bernd Schwabe in Hannover (CC BY-SA 3.0)

Warum junge Beschäftigte kämpferische Gewerkschaften brauchen!

Jahr um Jahr veröffentlicht die DGB-Jugend (Jugendverband des Deutschen Gewerkschaftsbunds)  einen Ausbildungsreport, in dem Azubis über die Qualität ihrer Ausbildung befragt werden. Jedes Jahr kommt der Report zu ähnlichen Schlussfolgerungen: Azubis verbringen viel Zeit mit ausbildungsfremden Tätigkeiten, machen viele Überstunden, werden oftmals schlecht angelernt und lernen meist in maroden Berufsschulen.

Auch Studierende, die nebenher arbeiten müssen, um ihr Studium zu finanzieren, können über prekäre Beschäftigungen ein Lied singen. In vielen Minijobs sind arbeitsrechtlich widrige Praktiken üblich: unbezahlte Überstunden, lange Schichten ohne Pausen, Unterbesetzung etc.… 

Die Probleme, mit denen (nicht nur) junge Menschen im Arbeitsalltag konfrontiert sind, sind nicht neu. Vielmehr sind diese Probleme im Kapitalismus systembedingt. Damit die Profite für die da oben hoch bleiben, müssen unsere Löhne niedrig und Arbeitszeiten lang sein.

Dennoch fragen sich viele, was sie dagegen tun können: Zähne zusammenbeißen oder Job wechseln? Schon vor über hundert Jahren haben sich Arbeiter*innen in Gewerkschaften zusammengeschlossen, um ihre kollektive Macht einzusetzen und ihre Arbeitsbedingung zu verbessern. Fast alle Errungenschaften, wie der Achtstundentag, Krankenversicherung oder die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall wurden von Gewerkschafter*innen erstreikt.

Heute sind weniger junge Menschen in Gewerkschaften organisiert als früher. Oft liegt das auch an der sozialpartnerschaftlichen Ausrichtung der Gewerkschaftsführung, die mehr auf Co-Management setzt, anstatt die Interessen ihrer Mitglieder konsequent zu verteidigen. Die Streikwellen bei Bahn, Post oder im öffentlichen Dienst in den letzten zwei Jahren haben gezeigt, was möglich ist, wenn gemeinsam gekämpft wird. Zeit, dass auch junge Menschen sich den Gewerkschaften anschließen und wir sie wieder in kämpferische Organisationen unserer Klasse verwandeln! 

Gleichzeitig müssen wir das Grundübel, den Kapitalismus, beseitigen. Deswegen sind Sol-Mitglieder aktiv in den Gewerkschaften und Streiks, kämpfen aber auch für eine sozialistische Demokratie!

Gewerkschaftsjugend

von Jonas, aktiv in der EVG-Jugend
In einer Zeit, in der Personalmangel und Reallohnverlust bei Arbeitsverdichtung den Arbeitsalltag vieler junger Menschen bestimmen, stellt sich die Frage: Wie können wir uns wehren und unsere Situation verbessern? Naheliegend wäre es, sich dem alten Instrument der Gewerkschaften zu bedienen. Durch sie konnten viele Rechte, die für uns als selbstverständlich gelten, erkämpft werden. Indem sie Arbeiter*innen kollektiv in Betrieben und Wirtschaftszweigen organisierten, waren sie in der Lage, gemeinsam Verbesserungen zu erstreiken, anstatt dass jeder für sich kämpfte. Gewerkschaften werden heute von vielen Jugendlichen als verstaubte, bürokratische Strukturen, die keine Veränderung am System erkämpfen wollen, sondern zutiefst im Kapitalismus verwurzelt sind, wahrgenommen. Oft trifft man auch Menschen, die eher ihre gewerkschaftliche Karriere im Blick haben. Doch vor allem die Gewerkschaftsjugenden sind gerade hier der Schlüssel zur Verbesserung der Lage vieler jungen Arbeiter*innen. Dabei gibt es eine Vielzahl von Ansatzpunkten. Ob dies nun die Vernetzung mit anderen Bewegungen oder Streiks ist – wie zum Beispiel #WirFahrenZusammen – oder Ausbildungstreffen zu politischen Fragen, es ist vieles möglich. Insbesondere zeigt das Engagement in der Gewerkschaft auch im Betrieb Wirkung. Kolleg*innen werden aktiv und diskutieren über Themen, Betriebsräte und Jugend- und Auszubildendenvertreter*innen erfahren Unterstützung und auch die Azubis finden Gehör. Der Prozess des Erkämpfens von Verbesserungen der Arbeitsbedingungen verbindet, bringt Diskussionen hervor und eröffnet die Klassenfrage. Bei der letzten Tarifrunde bei der Bahn konnten wir als EVG-Jugend durchsetzen, dass wir die Tarifforderungen gemeinsam aufstellen konnten, wodurch wir einen Wohngeldzuschuss erreicht haben, aber auch ein 13. Monatsgehalt für Nachwuchskräfte, sowie eine überdurchschnittliche Vergütung. Gemeinsam kann es funktionieren, Veränderungen lassen sich erkämpfen!
Jugend- und Auszubildendenvertretung (JAV)

von Liza, Mitglied der JAV am Klinikum Lippe
Jeder, der in der Pflege arbeitet, kennt die typischen Probleme und hat mit diesen auch schon seine eigenen Erfahrungen gemacht. Dazu zählen zum Beispiel:Wenig Pausen, hoher Arbeitsdruck und schlechte Bezahlung. Dazu kommen für Menschen in der Ausbildung noch mehr Druck und kaum Praxisanleitungen dazu.
Deshalb habe ich vor circa zwei Jahren in Lemgo für die JAV (Jugend- und Auszubildendenvertretung) kandidiert und wurde auch gewählt. Das ist das Gremium des Betriebsrates, das für die Auszubildenden zuständig ist. Durch dieses Gremium darf ich an Betriebsratssitzungen teilnehmen und in Angelegenheiten der Ausbildung mitbestimmen. Ich setzte mich aber auch individuell mit Problemen einzelner Schüler*innen auseinander. Wie wichtig eine JAV ist, hat das Gremium der Uniklinik Düsseldorf gezeigt. Sie starteten eine Kampagne und erreichten so, dass Azubis bundesweit ihren Urlaub individueller planen können.
Wenn ihr mindestens fünf Angestellte unter 18 Jahren oder Auszubildende habt, könnt ihr eine JAV gründen. Am besten wendet ihr euch dafür an die für euren Betrieb zuständige Gewerkschaft!