Bericht vom Warnstreik der Erzieher*innen der Berliner KiTa-Eigenbetriebe
Am 12. September, eine Woche vor der Urabstimmung über einen unbefristeten Erzwingungsstreik, versammelten sich 2.000 Beschäftigte der Berliner KiTa-Eigenbetriebe vor dem Abgeordnetenhaus zum Warnstreik. Ihr Ziel ist ein Tarifvertrag zur Qualitätssicherung und Entlastung. Bereits vor der Sommerpause gingen die Erzieher*innen dafür auf die Straße, der Senat verweigert allerdings Verhandlungen mit Verweis auf die Mitgliedschaft in der Tarifgemeinschaft der Länder, welche mit Rausschmiss von Berlin im Falle eines Tarifvertrages droht.
von Noah Krause, Berlin
Die Stimmung unter den Beschäftigten ist, mild ausgedrückt, angespannt: Aufgrund der knappen Personallage können sie kaum mehr pädagogische Arbeit leisten, dienen nur noch als Verwahrungsstätte für Kinder. Sie berichten unter anderem, dass die große Anzahl der Kinder auf die wenigen Beschäftigten zu krankheitsbedingten Ausfällen führt, die nicht in der Personalplanung berücksichtigt werden. Gruppen werden aufgelöst, auf andere Gruppen verteilt, wodurch die Kinder aus gewohnten Strukturen und gezogen werden und diejenigen Erzieher*innen aus den Augen verlieren, die sie eingewöhnt haben.
Laut Bertelsmann-Stiftung haben die Beschäftigten die meisten Krankheitstage von allen Berufen, eine Abwärtsspirale, da die übrigen Kollegen diese Lücken schließen; sie verzichten auf Pausen, schieben Überstunden. 88 Prozent fühlen sich auf Arbeit ausgebrannt und leer, 85 Prozent können sich auch nach Feierabend nicht erholen.
Gleichzeitig berichten die Beschäftigten von gemischten Gefühlen unter den Eltern. Zwar gibt es das Interesse an guter Betreuung für die Kinder, jedoch fürchten viele auch den Wegfall der Betreuung während des Streiks. Doch die Krise ist Normalzustand und der Streik will gegen diesen angehen. Die Personallage macht Gruppenschließungen nötig, verkürzt Öffnungszeiten und gefährdet so die Vereinbarkeit von Elternschaft und Berufstätigkeit. Zudem ist der Fachkräftemangel bereits enorm, der demografische Wandel und die Renteneintrittswellen werden hier Öl ins Feuer gießen und machen Gegenmaßnahmen zur Absicherung von qualitativ hochwertiger Elementarbildung umso notwendiger.
Umso wichtiger ist es, dass nun insbesondere von den DGB-Gewerkschaften breite Solidarität und Aufklärung geleistet wird, um die Bevölkerung und viele Eltern von den Forderungen und dem Streik zu überzeugen. Dafür argumentierten Sol-Mitglieder in Gesprächen mit den Streikenden bei der Kundgebung – ebenso wie für die Umkehrung der Privatisierungen und für massive Investitionen in die öffentliche Kindererziehung auf Kosten der Super-Reichen, Banken und Konzerne.