Tarifabschluss in der Metallindustrie
In der Metall- und Elektroindustrie wurde ein „Pilotabschluss“ in den Bezirken Nord und Bayern erzielt. Wie ist dieser zu bewerten?
von Torsten Sting, Rostock
Weltweite Überkapazitäten führen zu verschärftem Wettbewerb und zunehmend protektionistischen Maßnahmen. Das schmälert die Gewinne und führt zu einer härteren Gangart der Kapitalseite gegenüber den abhängig Beschäftigten. In den vergangenen Monaten kündigten große Konzerne den Abbau von Tausenden Arbeitsplätzen an.
Warnstreiks
Umso wichtiger wäre es gewesen, dass die IG Metall mit einer kämpferischen Tarifrunde den Beginn von Widerstand eingeläutet hätte. Nach offiziellen Angaben der Gewerkschaft haben sich 620.000 Kolleginnen und Kollegen in den nur etwa drei Wochen nach dem Ende der Friedenspflicht an den Warnstreiks beteiligt. Es wurde jedoch im Gegensatz zu den letzten Tarifrunden darauf verzichtet, ganztägige Streiks durchzuführen. Dies war von der IGM-Spitze ein bewusstes Zeichen an die Seite des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, dass man keine Zuspitzung, sondern einen schnellen Abschluss anstrebt.
Ergebnis
Die IGM war mit der Forderung nach sieben Prozent mehr Lohn bei einer Laufzeit von zwölf Monaten in die Verhandlungen gegangen. Stattdessen gibt es nun Entgelterhöhungen in mehreren Stufen, unter anderem eine Einmalzahlung in Höhe von 600 Euro, die nicht in die Tabelle einfließt. Erst ab April 2025 werden die Löhne um zwei Prozent erhöht. Ein Jahr später folgt eine weitere Steigerung um 3,1 Prozent. Vor dem Hintergrund der Reallohnverluste der letzten Jahre ist dies viel zu wenig. Zudem wird eine Regelung fortgesetzt, dass Zahlungen von der Umsatzrendite abhängig gemacht werden. Damit werden Belegschaften gespalten und den Konjunkturschwankungen des Kapitalismus ausgesetzt.
Bewertung
Heike Göbel kommentiert in der F.A.Z.: „Aus dem verantwortbaren Ergebnis spricht auch Rücksichtnahme auf die Regierungskrise. Ein Streik in der wichtigen Branche hätte den Wahlkampf belastet und zusätzlich polarisiert.“ Die sozialpartnerschaftliche Politik der Gewerkschaftsführung bedeutet, die Interessen der abhängig Beschäftigten den Profitinteressen der Kapitalist*innen unterzuordnen. Gerade angesichts von Rezession und weiteren Angriffen durch eine künftige Bundesregierung ist eine klassenkämpferische Neuausrichtung der Gewerkschaften überfällig.
Umso wichtiger ist es, dass sich jetzt unzufriedene Kolleginnen und Kollegen für eine Kursänderung zusammenschließen. Die „Vernetzung für kämpferische Gewerkschaften“ (VKG) bietet hierfür einen Ansatz.