Gemeinsamer Kampf von Klima- und Gewerkschaftsbewegung notwendig!
Dass vom menschengemachten Klimawandel eine immense Bedrohung für die ganze Weltbevölkerung ausgeht, muss man heute eigentlich keinem vernünftigen Menschen mehr erklären. Zahlreiche Ökosysteme befinden sich vor sogenannten “Kipppunkten“, welche eine schreckliche und kaum vorhersehbare Reihe an Kettenreaktionen auslösen können. All das macht zurecht vielen Menschen Angst. Als Sozialist*innen halten wir es für notwendig, die Ursachen des menschengemachten Klimawandels zu analysieren, um zu erklären, wie wir dagegen kämpfen können.
von Cathi Schumann, Nürnberg
Superreiche und Megakonzerne sind die größten Umweltverschmutzer des Planeten. Die tiefere Ursache für ihr Verhalten liegt aber im kapitalistischen System. Denn im Kapitalismus herrschen bestimmte Logiken und Mechanismen vor, auch unabhängig von austauschbaren Individuen. So ist zum Beispiel Profitmaximierung ein Markenkern des Kapitalismus, wie der Weihnachtsmann für Coca-Cola. Diese Logik führt notwendigerweise zu brutaler Ausbeutung von Ressourcen und Menschen.
Deshalb reicht es auch nicht aus, Einzelpersonen wie Konzernchefs verantwortlich für die Krise zu machen, denn jeder dieser Menschen kann einfach durch eine*n Nachfolger*in ersetzt werden, welche*r dann wieder in der gleichen kapitalistischen Profitlogik agieren muss.
100 Konzerne sind für 70 Prozent der CO₂-Emissionen verantwortlich. Die reichsten 50 Milliardär*innen stoßen in anderthalb Stunden mehr CO₂ aus, als ein durchschnittlicher Weltenbürger in seinem ganzen Leben. Analog dazu ist es auch nicht der individuelle Konsum der einfachen Menschen, der ursächlich für die Krise ist oder einen qualitativen Unterschied machen kann. Es ist wichtig, sich das bewusst zu machen und es selbstbewusst zu vertreten, denn immer wieder propagieren Konzerne oder Politiker*innen genau das. Sie sagen, wir sollen einfach bewusster leben, mehr auf unseren ökologischen Fußabdruck achten oder bestimmte ‘grüne’ Produkte kaufen. All das verschleiert, wer und was tatsächlich für die Klimakrise verantwortlich ist.
Allein Appelle oder Protestaktionen gegen Politiker*innen oder “die Wirtschaft” werden nicht die notwendigen Veränderungen erreichen können. Es ist nicht so, dass Politiker*innen oder Konzerne die Krise nicht wahrnehmen würden. Umweltausbeutung und -zerstörung ist notwendiger Teil des Systems, denn es muss von jedem Konzern in erster Linie günstig und profitabel produziert werden.
Klimaschutzmaßnahmen sind deshalb im Kapitalismus begrenzt, können wieder zurückgenommen werden und ihre Kosten werden auf dem Rücken der arbeitenden Bevölkerung abgewälzt, um die Kapitalist*innen zu schonen, die sich in internationaler Konkurrenz befinden. Eine Drohkulisse ist zum Beispiel, dass die Produktion einfach flächendeckend in andere Länder verlagert werden könnte.
Was können wir tun?
Der Kapitalismus kann seine grundlegenden Widersprüche und die Profitlogik nicht auflösen. Die Umweltzerstörung ist sozusagen systeminhärent.
Deshalb halten wir es für notwendig, den Kampf gegen den Klimawandel mit dem Kampf für eine grundlegende, sozialistische Veränderung der Gesellschaft zu verbinden. Dies ist die einzige Möglichkeit für eine langfristige, umfassende Lösung der Krise. In einer sozialistischen Gesellschaft wird die Profitlogik und private Konkurrenz beendet und die Wirtschaft wird demokratisch geplant. Durch Verstaatlichung können Konzerne unter demokratische Kontrolle und Verwaltung der Beschäftigten gebracht werden. So können Dinge produziert werden, die auch tatsächlich gebraucht werden.
Arbeit und Umweltschutz sind keine Widersprüche!
Der Kampf für Klimaschutz kann und sollte aber nicht auf den Sozialismus warten. Die arbeitende Bevölkerung spielt auch im Kampf gegen den Klimawandel die entscheidende Rolle, denn sie kann die Kapitalist*innen mit Streiks dort treffen, wo es am meisten wehtut: den Profiten. Klimabewegung und Arbeiter*innenbewegung bzw. Gewerkschaftsbewegung arbeiten oft noch unabhängig voneinander. Sie sollten sich zusammentun! Es gibt bereits gute Ansätze in diesem Sinn: Bei der Kampagne #wirfahrenzusammen von “Fridays For Future” protestierte die Klima-Protestbewegung gleichzeitig zu den Streiks der Beschäftigten des öffentlichen Nahverkehrs. So wird für mehr Menschen deutlich, dass die verschiedenen Anliegen eigentlich zusammenhängen und man am besten gemeinsam für Verbesserungen kämpfen kann. Als in einem Bosch-Werk die Entlassung von 250 Mitarbeiter*innen drohte, haben Klima-Aktivist*innen solidarisch die Kolleg*innen in ihrem Arbeitskampf unterstützt und man forderte gemeinsam den Erhalt aller Arbeitsplätze und eine Umstellung der Produktion auf klimafreundliche Technologien.
Wir sagen: mehr davon! Nur wenn sich Gewerkschafter*innen und Umweltaktive zusammentun, können sie die notwendige Stärke erreichen, um den Kapitalismus abzuschaffen und so dem Klimawandel ein Ende zu bereiten!
Die Sol fordert u.a.:
- Abschaltung aller Kohlekraftwerke schneller als geplant und in wenigen Jahren bei voller Lohn- und Beschäftigungsgarantie für die Beschäftigten. Sofortige Einstellung des Braunkohleabbaus.
- Die Kosten des Klimawandels nicht auf die arbeitende Bevölkerung abladen – Umstellung der Energieversorgung auf erneuerbare Energien finanziert durch die Gewinne und Vermögen der Energiewirtschaft
- 9-Euro-Ticket im Regionalverkehr wieder einführen! Kostenloser Öffentlicher Nahverkehr; drastische Preisreduzierungen beim Fernverkehr der Bahn – finanziert durch die Profite der Banken und Konzerne
- Massive staatliche Investitionen in den Ausbau der Schieneninfrastruktur, in moderne komfortable Züge, in Wartung und Personalaufbau.
- Enteignung der Energiekonzerne bei demokratischer Kontrolle und Verwaltung durch die arbeitende Bevölkerung