Deutsche Bahn: Miserabler Tarifabschluss

Kurswechsel in der EVG nötig!

Nur zwei Prozent mehr Gehalt ab 1. Juli  2025 und nochmals 2,5 Prozent ab 1. Juli 2026 (Nachwuchskräfte jeweils fünfzig Euro mehr) bei einer Tarifvertragslaufzeit von 33 Monaten wurden bei den Tarifverhandlungen der EVG mit der Deutschen Bahn (DB) erreicht. Aufs Jahr umgerechnet sind das 1,64 Prozent. Bei einer Inflation von aktuell 2,3 Prozent ist das eine bittere Minusrunde.

von Ronald Luther, Mitglied der EVG und der Sol in Berlin

Trotzdem verkauft die EVG-Führung das Ergebnis als Erfolg und verweist auf die Zusatzleistungen, die aber nicht tabellenwirksam sind. So wird es eine Einmalzahlung von 200 Euro im April 2025 (Nachwuchskräfte die Hälfte) und ein ab Dezember 2026 jährlich wiederkehrendes tarifliches Zusatzgeld (ZUG) von 2,6 Prozent für Schichtarbeitende sowie ab Dezember 2027 von zwei Prozent für alle Bahnbeschäftigten geben. Unter bestimmten Voraussetzungen können Schichtarbeitende das ZUG anteilig in bis zu zwei freie Tage ab 2027 umwandeln. Sie dürfen sich nun also entscheiden, was ihnen wichtiger ist: mehr Zeit für ihre Angehörigen oder mehr Geld für die Familienkasse. 

Die bereits für diese Tarifrunde versprochene neue Struktur in den Funktionsgruppen 2, 4 und 6 soll nun erst zum Laufzeitende, dem 31. Dezember 2027 kommen. Außerdem wurde bis dahin eine Beschäftigungssicherung vereinbart. Dabei sollte eigentlich jedem inzwischen klar sein, dass Lohnverzicht keine Arbeitsplätze sichert. EVG-Mitglieder erhalten weiterhin eine jährliche Erholungsbeihilfe von 156 Euro, was die Spaltung unter den Beschäftigten vertiefen dürfte. Für die von Stellenabbau betroffene DB Cargo gibt es eine Öffnungsklausel mit der Möglichkeit von Abweichungen bei tarifvertraglichen Regelungen, “wenn es im Rahmen des Restrukturierungsplans nötig ist”. 

Dieser miserable Tarifabschluss kam mit Ansage. Obwohl wegen der Friedenspflicht erst ab 1. April 2025 mit Streiks hätte Druck gemacht werden können, forderte die EVG-Führung den DB-Vorstand bereits für Ende Januar 2025 zu Tarifverhandlungen auf. Dabei verkündete die EVG, noch vor den Bundestagswahlen einen Abschluss erreichen zu wollen, weil angeblich die Voraussetzungen mit einer neuen Bundesregierung schlechter würden. Wer aber alle Karten offenlegt und gleichzeitig die Waffen aus der Hand gibt, der braucht sich über ein solches Ergebnis nicht zu wundern. Der DB-Vorstand hingegen reibt sich freudestrahlend die Hände.

Wichtig ist jetzt, nicht zu resignieren, sondern sich beispielsweise in der Bahnvernetzung mit kritischen und kämpferischen Eisenbahner*innen zusammenzuschließen! Wir brauchen demokratische, transparente und kämpferische Gewerkschaften. Setzt euch gemeinsam mit uns dafür in den Gewerkschaften ein und macht bei uns mit!