“Die Sol ist ‘barrierefrei'”

Interview mit Magda Majeed über ihren Eintritt in die Sol

Du warst einige Jahre Mitglied der Organisation “Funke”, die vor kurzem die Revolutionär-Kommunistische Partei (RKP) gegründet hat. Warum bist Du da raus und was überzeugt Dich in der Sol im Vergleich zu Deiner früheren Organisation? 

    Ich war fünf Jahre beim „Funken“ und bin vor der Gründung der RKP ausgetreten. Das hatte unterschiedliche Gründe, die zum Teil im bürokratischen Umgang dieser Organisation mit einer bei mir entstandenen Überlastungssituation lagen. Generell wurden Entscheidungen und die Ausrichtung der Organisation zwar politisch diskutiert und verabschiedet – äußerte man jedoch Kritik, auch an der Herangehensweise, wurde einem schnell unterstellt, man agiere nicht im Organisationsinteresse oder hätte grundsätzliche Probleme damit.

    In den Diskussionen mit der Sol sind mir dann die politischen Differenzen erst richtig bewusst geworden. Für mich ist der entscheidende Unterschied die Herangehensweise an die Arbeiter*innenklasse und die ernsthafte betriebliche und gewerkschaftliche Arbeit der Sol, ob in ver.di-Gremien oder im „Netzwerk für eine kämpferische und demokratische ver.di“. In meiner kurzen Mitgliedschaft in Berlin konnte ich das schon erleben beim Eingreifen in Streiks oder bei der Initiative für eine gewerkschaftliche Demonstration gegen Haushaltskürzungen, die im Februar stattgefunden hat und deren Initiative von Sol-Mitglieder im ver.di-Vorstand ausging. Ich erlebe das ehrliche, nicht aufdringliche Auftreten der Sol gegenüber Arbeiter*innen als einen großen Unterschied zum Funken bzw. heute RKP. Die Sol steht nicht an der Außenlinie und kritisiert nur, dabei geht die Klarheit in Analyse und Programm aber nicht verloren. So eine Organisation habe ich eigentlich immer gesucht.

    Du warst viele Jahre auch ver.di-Sekretärin und bist vor einigen Monaten Mitglied der Sol geworden. Was war für Dich dabei ausschlaggebend?

      Ich war acht Jahre Gewerkschaftssekretärin – ein Jahr beim DGB, sieben Jahre bei ver.di – und habe mich in dieser Zeit nach links radikalisiert, weil ich mit eigenen Augen gesehen habe, wie nötig Widerstand gegen die herrschenden, kapitalistischen Verhältnisse ist. In dieser Arbeit war mir klar, dass es logische Konsequenz ist, Teil vom Klassenkampf zu sein und gleichzeitig fühlte ich mich, wie gefangen in der Gewerkschaftsbürokratie. Jeden Tag wurden mir dort Grenzen aufgezeigt und die Schere zwischen meinen marxistischen Überzeugungen und Ansprüchen und der Realität im Gewerkschaftsapparat wurden immer größer, was für mich unerträglich wurde und weshalb ich die Tätigkeit als Hauptamtliche mittlerweile beendet habe. 

      Du bist auch im Netzwerk für eine kämpferische und demokratische ver.di aktiv geworden. Warum? 

        Weil die Gewerkschaftsführung den Kapitalismus nicht überwinden will und linke Kolleg*innen, auch hauptamtliche Sekretär*innen wie ich eine war, von ihr ausgebremst werden. Eine starke kämpferische Vernetzung, wie das Netzwerk sie anstrebt, könnte diese Situation ändern und ist nötig, um das Ziel zu erreichen, die Gewerkschaften zu Kampforganisationen zu machen. 

        Wie waren Deine Erfahrungen in den ersten Monaten der aktiven Mitgliedschaft in der Sol? 

          Ich habe die Sol sozusagen als eine „barrierefreie“ Organisation kennengelernt, in der sich sehr bemüht wird, alle Mitglieder einzubinden. Wie schon gesagt, empfinde ich die Herangehensweise an die Arbeiter*innenklasse als natürlich und intuitiv richtig – bescheiden und in keinster Weise überheblich oder anderen mit erhobenem Zeigefinger die Welt erklärend. Die praktische Unterstützung bei Streiks, ob in der Geld- und Wert-Tarifrunde, wo ich noch ver.di-Sekretärin war, oder zuletzt beim CFM-Streik ist sehr gut und ich war beeindruckt von dem Kampf gegen Haushaltskürzungen, den unsere Genoss*innen in Dresden auf die Beine gestellt haben. Wir haben gerade, vor allem in Berlin, ein großes und gesundes Wachstum. Das treibt mich jeden Tag an.