Massenproteste stürzen Regierung in Madagaskar

fanalana_azy, CC BY 2.0 , via Wikimedia Commons

Madagaskar wird von einer Welle von Protesten erschüttert, auf der Insel sind es die größten ihrer Art seit über 15 Jahren.

Die Demonstrationen begannen am 25. September, nachdem am 19. September zwei lokale Politiker*innen in der Hauptstadt Antananarivo verhaftet worden waren, die einen Protest gegen die chronischen Strom- und Wasserausfälle geplant hatten. Die Bewegung hat Rajoelina bereits zur Auflösung seiner Regierung gezwungen, aber die Demonstrationen gehen weiter. Und über die ursprünglichen Forderungen hinaus fordert die Bewegung nun den Rücktritt von Präsident Andry Rajoelina selbst und Maßnahmen gegen korrupte Richter*innen und Regierungsbeamt*innen.

Von Scott Hunter, Socialist Party England & Wales

Ähnlich wie bei den jüngsten Bewegungen in Nepal und Marokko haben auch die Demonstrationen in Madagaskar einen jugendlichen Charakter. Sie wurden von einer Gruppe namens Gen Z Mada koordiniert, hauptsächlich über Facebook und TikTok. Gen Z Mada hat nun einen Lenkungsausschuss gebildet, um weitere Proteste zu organisieren. Die Zusammensetzung dieses Ausschusses ist noch unklar, was durch die Notwendigkeit erschwert wird, dass die Demonstrant*innen angesichts der zunehmenden staatlichen Repression ihre Identität verbergen müssen.

Mehrere Gewerkschaften, darunter die größte des Landes, Malagasy Trade Union Solidarity, haben sich ebenfalls für die Bewegung ausgesprochen. Gleichzeitig haben auch kapitalistische Persönlichkeiten wie der ehemalige Präsident Marc Ravalomanana und der Oppositionsführer Siteny Randrianasoloniaiko die Demonstrant*innen unterstützt.

Madagaskar ist eines der ärmsten Länder der Welt. 75 Prozent der Bevölkerung leben unterhalb der Armutsgrenze (laut Weltbank) und nur ein Drittel hat Zugang zu Elektrizität. Es ist offensichtlich, dass die Jugend Madagaskars diese Zustände nicht länger hinnehmen will und trotz staatlicher Repressionen bereit ist, für eine bessere Zukunft zu kämpfen. Schon jetzt wurden bereits 22 von ihnen getötet und über 100 weitere schwer verletzt.

Wenn Rajoelina zurücktritt, müssen junge Menschen und Arbeiter*innen entscheiden, welche Art von Gesellschaft sie aufbauen wollen, und sich der Frage stellen, wie sie dorthin gelangen können. Bislang konzentrierten sich die Forderungen der Bewegung auf den Rücktritt von Rajoelina und die „Säuberung des Systems”. Dieses System ist der Kapitalismus! Und es kann nicht gesäubert werden, es muss auf den Müllhaufen geworfen werden.

Das ist die dringende Frage, mit der Arbeiter*innen und Jugendliche in Madagaskar und auf der ganzen Welt konfrontiert sind. Die Gewerkschaften sollten die Jugendbewegung nicht nur unterstützen, sondern sich an ihrer Seite engagieren und eine führende Rolle im Kampf für einen Systemwechsel übernehmen. Arbeiter*innenaktionen – bis hin zu einem Generalstreik – würden nicht nur die Regierung von Rajoelina in die Knie zwingen, sondern auch mit spektakulärer Kraft demonstrieren, wer wirklich die Gesellschaft regiert.

Es geht auch darum, von einer improvisierten Online-Bewegung zu einer wirklich demokratischen Massenpartei der Arbeiter*innen und Jugendlichen zu werden, in der Taktik, Strategie und Programm diskutiert werden können. Eine solche Partei muss Nein zur Beteiligung der Kapitalist*innen und Ja zu einer Regierung aus Vertreter*innen der Arbeiter*innen, Armen und Unterdrückten sagen! Nur die Arbeiter*innen und Jugendlichen können ein sozialistisches Madagaskar und eine sozialistische Welt aufbauen, und das indem sie sich mit der Arbeiter*innenklasse der Region, Afrikas und weltweit verbinden.

Dieser Artikel wurde im englischen Original zuerst veröffentlicht unter: https://www.socialistworld.net/2025/10/08/mass-protests-bring-down-government-in-madagascar/