Beim Socialism 2025 trafen sich Aktivist*innen aus England, Wales und aller Welt, um Strategien für den Kampf um Sozialismus zu diskutieren
Am 14. und 15. November fand in London die Veranstaltung “Socialism 2025” statt, organisiert von der Socialist Party. Die Socialist Party ist Teil des Committee for a Workers’ International (CWI), einem weltweiten Zusammenschluss revolutionär-sozialistischer Organisationen, zu denen auch wir, die Sol in Deutschland, gehören. Die Socialist Party ist in England und Wales aktiv in Gewerkschaften, Your Party, gegen Kürzungen, in Solidarität mit den Palästinenser*innen und zu vielen weiteren wichtigen Themen und Bewegungen. Das CWI verbindet Aktivist*innen auf allen Kontinenten, die für eine sozialistische Alternative zur kapitalistischen Krise kämpfen. Zusammen wollen wir den internationalen Klassenkampf stärken und den Aufbau von revolutionären Organisationen, Massenarbeiter*innenparteien und Gewerkschaften und schließlich einer erfolgreichen sozialistischen Revolution vorantreiben. So nahmen am Socialism 2025 fast 1.000 Teilnehmende aus verschiedenen Teilen der Welt teil, über 20 davon reisten aus Deutschland an.
Von Julia Spiller, Aachen
Der Kapitalismus ist geprägt von Krisen. Steigende Ungleichheit, die Zuspitzung der Klimakatastrophe, Kriege und eine spürbare politische Polarisierung sind nur einige der Themen, die in 41 Workshops behandelt wurden. Die Themen reichten von Klimakrise und Arbeitskämpfen über Kampf gegen Rassismus bis zur Frage, wie eine neue Arbeiter*innenpartei aufgebaut werden kann. Das Wochenende bot vielseitige Diskussionen und einen lebendigen Austausch zwischen den Teilnehmenden. Hierbei handelte es sich nicht um simple Vorträge. Ein zentraler Bestandteil der Veranstaltung waren die Beiträge der Teilnehmer*innen selbst. Üblicherweise wurde in jedem Workshop ein kurzer Input gegeben, woraufhin in der Diskussionsrunde die Beiträge der Teilnehmenden aufbauten. So bekam man Einblick in Probleme und Lösungen aus verschiedensten Perspektiven. Abschließend zu jedem Workshop bekam die*der Redner*in noch Zeit auf Fragen einzugehen und die eigene Position zu den wichtigsten Punkten der Debatte nochmal darzulegen. Auch gab es zwei große Saalveranstaltungen, auf denen Gastredner*innen aus England, Irland, Deutschland, Frankreich und Italien von ihren Kämpfen berichteten. Dort erreichte die kämpferische Stimmung ihren Höhepunkt.
Die zentrale Abendveranstaltung am Samstagabend stand unter dem Motto „Wie kann Your Party eine Partei des Klassenkampfs und des Sozialismus sein?“. Your Party ist eine neue linke Initiative in Großbritannien, die im Sommer nach ihrer Ankündigung durch Jeremy Corbyn und Zarah Sultana große Begeisterung auslöste, als sich über 800.000 Menschen als Unterstützer*innen anschlossen. Leider ist die Partei zum Zeitpunkt ihrer Gründung kurz nach dem Socialism Wochenende noch nicht die neue Massenarbeiter*innenpartei mit einem sozialistischen Programm die gebraucht wird. Hannah Sell, Generalsekretärin der Socialist Party hielt fest: Die Arbeiter*innenklasse ist die einzige Kraft, die das Potenzial hat, ihre Lage zu verbessern und die Welt grundlegend zu ändern. Deshalb kämpft die Socialist Party auch innerhalb der sich entwickelnden Your Party für die Möglichkeit der Gewerkschaften, als größte Organisationen der Arbeiter*innenklasse, sich anzuschließen.
Hannah Sell betonte, dass diese neue Partei enormes Unterstützungspotential hat, insbesondere bei jungen Leuten. Jedoch wird Your Party auch kritisch gesehen, unter anderem wegen internen Unstimmigkeiten der Führung. Tatsächlich sind von den ursprünglich rund 800.000 Interessierten nur etwa 50.000 bisher beigetreten. Die Socialist Party wird versuchen, diese Entwicklung zu fördern und sozialistische Ideen einzubringen und zu verbreiten. (Mehr zum Gründungskongress der Ende November stattfand hier und hier)

Die zweite große Rally am Sonntag hatte einen internationalen Schwerpunkt. Während die Samstagabend-Rally vor allem auf die Frage des Aufbaus einer neuen Arbeiter*innenpartei in Großbritannien fokussierte, stellte die Sonntags-Rally die weltweiten Klassenkämpfe, Jugendbewegungen und Krisen des Kapitalismus ins Zentrum. Unter dem Motto “Der Kampf um Sozialismus weltweit” zeigte die Socialist Party und das CWI als eine wichtige internationale Kraft.
Bei dieser Rally sprach auch Chiara Stenger, Mitglied der Bundesleitung der Sol, über eine „Generation im Aufbruch“, die sich angesichts der Klimakrise, von Krieg und sozialer Unsicherheit radikalisiert. Proteste von insbesondere jungen Menschen, bspw. in Nepal, Madagaskar oder Marokko zeigen, dass diese bereit sind, grundlegende Veränderungen zu fordern. Gleichzeitig wies Chiara darauf hin, dass rechte Kräfte überall versuchen, diese Unsicherheit zu nutzen. Und auch wenn rechte Parteien in vielen Ländern am Vormarsch sind, gewinnen Linke auch – wie z.B. Your Party oder auch Die Linke in Deutschland. Einen Rechtsruck verneinte sie und wies auf eine Polarisierung in der Gesellschaft hin. Junge Menschen wollen Veränderung und man muss ihnen eine richtige Möglichkeit bieten. Sie machte deutlich, dass diese Generation nach Organisation sucht und die Socialist Party, die Sol, wie auch alle Mitglieder des CWI, diese Rolle erfüllen sollten.
Die Konferenz zeigte, dass es eine international vernetzte sozialistische Alternative zum kapitalistischen System gibt. Die Diskussionen und Analysen weisen den Weg für die kommenden Kämpfe. Wie ein Redner auf der Abschlussrally betonte: “Wir verlassen diese Konferenz nicht nur mit guten Diskussionen, sondern mit einem konkreten Aktionsplan für das nächste Jahr. Der Aufbau der revolutionären Organisation ist die dringendste Aufgabe unserer Zeit.” Die in London diskutierten Ideen werden nun in die Betriebe, Stadtteile und Kampagnen in England, Wales und darüber hinaus getragen, wo der Kampf für den Sozialismus weitergeht.
