Welcher Weg zum Sozialismus?“

Buch zu Politik und Methode von Linksruck/Marx21

Der Manifest Verlag legt in diesem Jahr einen Text von Sascha Staničić wieder auf, der die Politik und Methodik unserer Organisation anhand einer Auseinandersetzung mit einer Organisation darstellt, welche es (in der Form) gar nicht mehr gibt. Trotzdem beinhaltet „Welcher Weg zum Sozialismus?“ auch 19 Jahre nach seinem ersten Erscheinen richtige Antworten auf zentrale Fragen für Marxist*innen.

von Tom Hoffmann, Berlin

Linksruck verstand sich als linke, revolutionäre Organisation und existierte bis zum Jahr 2007 – dem Gründungsjahr der LINKEN. In deren Gründungsprozess entschied sich Linksruck die eigene Organisation aufzulösen und mit marx21 ein loseres Netzwerk in der neuen Linkspartei zu gründen. Schon damals äußerten wir unsere Kritik an einem solchen Schritt, welcher mit einer der wichtigsten Lehren der marxistischen Arbeiterbewegung brach: Denn die Geschichte hatte gezeigt, dass ohne eine revolutionäre Organisation keine sozialistische Veränderung der Gesellschaft erfolgreich zu Ende gebracht werden kann. Das Netzwerk Marx21 besteht heute noch und wird allgemein als die Nachfolgeorganisation von Linksruck verstanden. „Welcher Weg zum Sozialismus?“ ist nun jedoch nicht aus historischem Interesse an Linksruck neu aufgelegt worden. Viel eher geht es wie schon zur Zeit der ersten Auflage darum, eine marxistische Herangehensweise und Politik darzulegen.

Kampf gegen Rechts

Denn die Fehler von Linksruck wiederholt Marx21 leider heute noch – zum Beispiel im Kampf gegen Rechts und mit der von ihr mitgetragenen Initiative „Aufstehen gegen Rassismus“. Deren Gründung war vorrangig darauf ausgerichtet, SPD und Grüne miteinzubeziehen. Das hatte zur Folge das Kritik an staatlichem Rassismus und die Benennung von sozialen Problemen als Ursache für das Erstarken der Rechten unter den Tisch fielen. Aber ohne den gemeinsamen Kampf um soziale Verbesserungen und gegen die Herrschenden wird man den Rassisten nicht den Boden entziehen können.

Programm und Gewerkschaften

Das Buch erklärt welche Bedeutung die Frage des Programms für den Aufbau einer sozialistischen Organisation hat und erklärt ausführlich, was ein marxistisches Übergangsprogramm von anderen programmatischen Methoden unterscheidet, die zwischen den Tagesforderungen und dem Ziel einer sozialistischen Gesellschaft keine Verbindung ziehen. Der Autor legt auch die Grundlagen marxistischer Gewerkschaftspolitik dar und erklärt die herausragende Bedeutung des Kampfes für demokratische und kämpferische Gewerkschaften für Marxist*innen. Er argumentiert, dass es die Aufgabe von Sozialist*innen ist, in jedem Kampf um Verbesserungen den effektivsten Weg aufzuzeigen, wie dieser gewonnen werden kann. Das heißt, Kämpfe voranzutreiben und auf die Arbeiter*innenklasse zu orientieren, in deren Macht es liegt, die ganze Gesellschaft zum Stillstand zu bringen. Letztendlich müssen wir auch auf die tieferliegende Ursache für alle sozialen Probleme hinweisen: den Kapitalismus. Unsere sozialistische Alternative zu diesem System darf keine abstrakte Formel sein, sondern wir müssen ihre Notwendigkeit verständlich erklären und offensiv mit den aktuellen Kämpfen verbinden. Viele wichtige Beispiele, wo das uns und unseren Schwesterorganisationen international gelungen ist, sind im Buch aufgeführt. Allerdings werden auch nicht wenige Niederlagen aufgezählt, die auf das Konto der falschen Methoden von Linksruck bzw. der SWP gehen.

Das Buch ist für alle von Interesse, die sich mit der Anwendung marxistischer Prinzipien im politischen Kampf auseinandersetzen wollen. Die Form einer Polemik dient hier zur Zuspitzung der vertretenen Thesen und Ideen. Hinzu kommt ein ausführliches Kapitel zur Frage der von Linksruck/marx21 vertretenen Staatskapitalismustheorie zum Charakter der ehemaligen stalinistischen Staaten. Die Neuauflage wurde in der Anlage außerdem um einige aktuellere Beiträge zu anderen Streitpunkten mit Marx21 ergänzt.

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