Metall-Tarifverhandlungen gescheitert
30 Jahre nach dem Fall der Mauer arbeiten die Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie in Ostdeutschland noch immer drei Stunden in der Woche mehr als ihre Kolleg*innen im Westen – ohne einen Cent mehr zu bekommen!
von Sebastian Förster, Kassel
Die Kolleg*innen im Osten fordern zurecht ein Ende der dort geltenden 38-Stunden-Woche und eine Angleichung an die „35“, die in der westdeutschen Metall- und Elektroindustrie seit 1996 existiert.
2003 scheiterte die IG Metall mit Arbeitsniederlegungen für die 35-Stunden-Woche in Ostdeutschland. Damals nutzte die IGM-Führung nicht die gesamte Kampfkraft und es mangelte zudem an der Solidarität der Betriebsratsfürsten in westdeutschen Großbetrieben.
Bosse lassen Verhandlungen platzen
Vor eineinhalb Jahren hatten die IGM-Bezirke Berlin-Brandenburg und Sachsen mit dem Unternehmerverband Verhandlungen um eine Angleichung der Arbeitszeit an den Westen erneut aufgenommen.
Kurz vor dem IGM-Gewerkschaftstag im Oktober 2019 musste die Gewerkschaft die Gespräche als gescheitert erklären. Die Hoffnung der IGM-Verhandlungsführung auf einen Durchbruch bei den Verhandlungen hatte sich als Illusion erwiesen, denn die Bosse von Gesamtmetall wollten einen Arbeitszeitkorridor durchsetzen, der sogar noch teilweise zu einer Arbeitszeitverlängerung geführt hätte!
Tarifrunde 2020
Nach den gescheiterten Verhandlungen will die IG Metall nun per »Betriebsoffensive« und »Häuserkampf« die kampfkräftigsten Belegschaften in Berlin, Brandenburg und Sachsen für Haustarife mobilisieren.
Nötig wären eine Ausweitung des Kampfes und 24-Stunden-Streiks als Vorbereitung auf unbefristete Arbeitsniederlegungen und eine gut vorbereitete Solidaritätskampagene in westdeutschen Metallbetrieben.
Für die im kommenden Jahr anstehende Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie ist es nötig, die Kampfkraft von hunderttausenden Kolleg*innen in Ost und West in die Waagschale zu werfen. Es muss ein klares Nein zu weiteren Versuchen von Flexibilisierung und Stellenabbau geben. Dafür sollten Modelle wie Arbeitszeitverkürzung mit Lohnverzicht abgelehnt werden und stattdessen eine allgemeine Arbeitszeitverkürzung – hin zur 30-Stunden-Woche – bei vollem Lohn- und Personalausgleich gefordert werden.