Wie weiter mit der linksjugend [‘solid]?

Sozialistischer und kämpferischer Jugendverband nötig

Besonders junge Menschen sind von Leistungsdruck, schlechten Arbeits- und Ausbildungsbedingungen und mangelndem Wohnraum betroffen. Es gibt viel Potenzial für einen linken Jugendverband, dem Unmut Ausdruck zu verleihen und Jugendliche für ein sozialistisches Programm zu organisieren. Leider nutzt die linksjugend [‘solid] diese Möglichkeiten nicht.

von Jens Jaschik, Dortmund

Mit offiziell 6500 aktiven Mitgliedern ist die linksjugend[‘solid] der größte linke Jugendverband in Deutschland. Doch davon bekommt man wenig mit. Die linksjugend [‘solid] schafft es nicht, sich in bundesweite Kämpfe mit einem kämpferischen, geschweige denn sozialistischen, Programm einzubringen und sich von anderen Kräften abzuheben. Politisches Material, welches die Basisgruppen zum Aufbau des Verbandes nutzen können, wird vom Bundesverband so gut wie nicht zu Verfügung gestellt. Zu Fridays for Future wurde vom Bundesverband bisher nur ein Flyer veröffentlicht. Landesverbände sind oft auf sich allein gestellt.

Der Großteil der Landesverbände bietet keine wirkliche Alternative zum Kapitalismus, sondern verläuft sich im Reformismus. An Sonntagen wird abstrakt von der emanzipierten Gesellschaft geredet, aber in der Tagespolitik werden die Grenzen des Kapitalismus nicht in Frage gestellt. In Thüringen sieht sich die linksjugend [‘solid] lieber als Bodo-Jugend und nicht als radikale Stimme gegen rot-rot-grüne Regierungsbündnisse. 

Statt auf breite Schichten der Jugend zu orientieren, beschäftigen sich die führenden Kräfte lieber mit linker Szene-Politik und grenzen sich bewusst von der Mehrheit der Gesellschaft ab. Zur Fußball-WM rief zum Beispiel die „Deutschland knicken“ Kampagne dazu auf, Deutschland-Fahnen von Autos abzureißen. Kräfte, die für einen kämpferischen Kurs einstehen, wollen sie bürokratisch herausdrängen, wie die Unvereinbarkeitsbeschlüsse mit der SAV und Sol in Bayern und Sachsen verdeutlichen.

Nordrhein-Westfalen (NRW) & Rheinland-Pfalz (RLP)

In den Landesverbänden RLP und NRW ist die Sol in den Basisgruppen und Landessprecher*innenräten vertreten – und wir machen zusammen mit anderen Verbandslinken dort deutlich wie ein anderer Jugendverband aussehen kann. Regelmäßig wird Material zu aktuellen Themen wie Wohnraum, kostenlosem ÖPNV oder zum Frauenkampftag produziert, in denen Antworten auf aktuelle Probleme gegeben und mit einer sozialistischen Perspektive verbunden werden. Zum Frauenkampftag und zur aktuell laufenden Wohnraum-Kampagne in NRW gab es Aktions-Reader mit Vorschlägen für Aktivitäten und wie man diese durchführt.

Natürlich sind die Landesverbände NRW und RLP keine Massenorganisationen. Das hängt mit der allgemeinen Schwäche der Arbeiterbewegung und der mangelnden Attraktivität der LINKEN und linksjugend [‘solid] auf Bundesebene zusammen. Aber sie zeigen, welche Möglichkeiten durch kontinuierliche Arbeit und ein konkretes Programm geschaffen werden können.

In Kaiserlautern (RLP) konnte eine Basisgruppe aufgebaut werden, die gänzlich aus Auszubildenden besteht und sich aktuell in den Kampf um die Arbeitsplätze bei Adient einbringt. In Dortmund (NRW) kommen regelmäßig bis zu zwanzig Jugendliche zu den Treffen und während der Wohnraum-Kampagne wurden tausende Flyer verteilt und wöchentlich Kundgebungen organisiert. In Lemgo spielten die Genoss*innen eine Schlüsselrolle beim Aufbau einer Mieter*inneninitiative gegen den Verbrecherkonzern Altro Mondo. Grundlage für diese Erfolge ist auch die intensive Betreuung der Basisgruppen durch die Landessprecher*innenräte, die Seminarwochenenden in RLP und das gemeinsame Pfingstcamp, an dem in diesem Jahr fast 150 Genoss*innen teilnahmen.

2020

Junge Menschen sind auf der Suche nach Alternativen und Möglichkeiten, aktiv zu werden. Der beste Beweis dafür ist Fridays for Future. Zu den globalen Klimaprotesten kommen immer wieder Hunderttausende junge Menschen in Deutschland auf die Straße. Schon bald werden sich weitere Fronten aufmachen. Die deutsche Industrie ist in der Rezession. Global  deuten alle Zeichen auf eine neue Weltwirtschaftskrise. Zusammen mit den schon existenten Problemen von Rassismus, Umweltzerstörung und Armut, wird es zu größeren Bewegungen kommen. 

Deshalb ist es notwendig einen sozialistischen Verband aufzubauen, der den Kampf um konkrete Verbesserungen für Jugendliche und alle Beschäftigten im Hier und Jetzt aufnimmt und eine Alternative zum Kapitalismus anbietet. Zudem bedarf es einer konsequenten Orientierung auf die Arbeiter*innenklasse als zentraler gesellschaftlicher Kraft für Veränderung. Wie zum Beispiel in Kaiserslautern sollten Basisgruppen Kolleg*innen bei betrieblichen Kämpfen unterstützen und versuchen, junge Beschäftigte für das sozialistische Programm zu gewinnen. Mehr junge Beschäftigte würden dem Verband gut tun.

Die linksjugend [‘solid] könnte dieser Jugendverband sein, aber sie ist davon noch meilenweit entfernt. Der beste Weg das zu ändern und die linksjugend [‘solid] aufzubauen, sind der Bundesarbeitskreis Revolutionäre Linke (BAK RL) und die Sol. Der BAK RL ist die Möglichkeit für alle Sozialist*innen im Jugendverband zusammenzukommen, sich auszutauschen und für einen kämpferischen, sozialistischen Verband zu streiten.

Jens Jaschik ist aktiv in der linksjugend [‘solid] Dortmund aktiv und war von 2016 bis 2019 Mitglied des Landessprecher*innenrates der linksjugend [‘solid] nrw.