Dramatischer Einbruch der Tourismusbranche

Arbeitsplätze und Einkommen der Beschäftigten sichern!

Infolge der „Coronakrise“ ist es in vielen Bereichen der deutschen Wirtschaft zu einer heftigen Krise gekommen.

Von Torsten Sting, Rostock, ver.di-Betriebsrat* in einem Call-Center der Kreuzfahrtindustrie

Mit am härtesten hat es die Touristikbranche getroffen. Viele Kolleginnen und Kollegen machen sich große Sorgen um ihren Arbeitsplatz.

Bis Anfang Februar schien die Welt in Ordnung zu sein. Der Jahresbeginn ist traditionell der umsatzstärkste Zeitraum. So wurden auch in diesem Jahr wieder kräftig die Jahresurlaube der verschiedensten Art gebucht.

Nachdem sich das Coronavirus auch nach Europa ausgebreitet hatte und insbesondere die klassischen Urlaubsländer im Mittelmeerraum massiv betroffen waren, machte sich dies auch bei den Urlaubsplanungen hierzulande schlagartig bemerkbar. Die italienische Regierung riegelte das Land Ende Februar gegenüber der Außenwelt komplett ab. Somit waren keine Urlaube Richtung Süden mehr möglich, da das Land weder zu Wasser, zu Lande oder der Luft zu erreichen war. Dies hatte zur Folge, dass die gebuchten Reisen durch die Veranstalter abgesagt werden mussten. Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es de facto ein weltweites Reiseverbot und damit ist das Urlaubsgeschäft global nahezu komplett zum Erliegen gekommen. Dies betrifft Hotels, Reiseveranstalter, Busunternehmen, Airlines oder Reisebüros. Viele davon sind kleine Betriebe, deren Existenz auf der Kippe steht. Aber auch Großkonzerne wie TUI oder die Lufthansa befinden sich in der größten Krise der Unternehmensgeschichte.

Von Überstunden zu Kurzarbeit

Binnen weniger Wochen hat sich somit für viele Beschäftigte die Situation dramatisch geändert. Von vollen Auftragsbüchern, einem vermeintlich sicheren Job, der häufig mit Überstunden versehen war, hin zu Kurzarbeit und der möglichen Perspektive bald ohne Arbeitsplatz dazustehen. Die Kolleginnen und Kollegen der betroffenen Bereiche, die noch arbeiten, sind jetzt in erster Linie mit der Abwicklung der abgesagten Reisen und den damit verbundenen Fragen der Kundschaft beschäftigt. Die Unsicherheit ist sehr groß, da niemand genau sagen kann, wann die Einschränkungen wieder aufgehoben und damit das Reisen wieder möglich sein wird. Diese Zeitspanne wird sicher etlichen Unternehmen das Genick brechen und viele Arbeitsplätze kosten, wenn nicht entschieden, insbesondere von Seiten der Gewerkschaften, gehandelt wird.

„Rettungspakete“

Die Bundesregierung hat verschiedene Pakte geschnürt, welche die Unternehmer retten sollen. Die Bundesländer und Kommunen sollen den kleineren Betrieben helfen. Der Schwerpunkt liegt aber eindeutig auf der Unterstützung für Betriebe die mindestens 250 Beschäftigt haben. Hier gibt es durch das Finanzministerium und die bundeseigene KfW-Bank Hilfen über mehrere Hundert Milliarden Euro. Es werden gerade Großkonzerne „gerettet“, die über viele Jahre riesige Profite eingefahren haben und die auch jetzt noch üppige Dividenden ausschütten, während sie die Kolleginnen und Kollegen auf Staatskosten in Kurzarbeit schicken! Es soll nach dem Geschmack der Kapitalisten so laufen, wie in der letzten Krise 2008/9. Mit unseren Steuergeldern werden große Konzerne unterstützt, in dem diese Kreditabsicherungen erhalten oder sich der Staat am Unternehmen beteiligt. Kurzum die Firmeneigentümer nutzen den Staat um sich sanieren zu lassen, beziehen weiter munter ihre Millionengagen, um nach der Krise wieder weiterzumachen wie vorher auch. Getreu dem Klassiker: “Gewinne werden privatisiert, Verluste werden sozialisiert.“

Was tun?

DIE LINKE und die Gewerkschaften müssen demgegenüber für eine klare Alternative im Sinne der abhängig Beschäftigten kämpfen. Statt die Konzerneigentümer mit Staatsgeldern zu retten, müssen diese in gesellschaftliches Eigentum, bei demokratischer Kontrolle durch die Beschäftigten und Gewerkschaften, überführt werden.

Zweifellos ist die jetzige Situation sehr schwierig, um gewerkschaftliche Kämpfe zu organisieren und es sind die jeweiligen, konkreten Umstände zu betrachten, was möglich ist. Aber es gibt international eine Reihe von interessanten Beispielen (siehe hier), die zeigen, dass Widerstand auch in Zeiten der Pandemie möglich ist.

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