Für eine sozialistische Zukunft

Warum der Kapitalismus der Jugend nichts zu bieten hat

Auf den ersten Blick scheint es, als müssten sich junge Menschen damit abfinden, dass dieses Jahr 2020 ihre Zukunft massiv verschlechtert. Alles, was vor Corona und Wirtschaftskrise schon mies war, wird jetzt noch schlimmer: Geldmangel, Druck in Schule und Uni, Rassismus, Sexismus, Umweltzerstörung und vor allem (Angst vor) Armut und Perspektivlosigkeit. Wenn es nicht so kommen soll, braucht es Widerstand.

von Tom Hoffmann, Sol-Bundesleitung

Denn was hatte die etablierte Politik in letzter Zeit für junge Menschen schon übrig? Im März waren sie die unverantwortlichen Corona-Partygänger. Im Mai die störende Homeschooling-Last der Eltern – also der Arbeitskräfte, die „die Wirtschaft“ für ihre Profite braucht. Jetzt Versuchskaninchen, die man wieder in die Schulen zurückschickt. Gleichzeitig haben vierzig Prozent der Studierenden zwischen März und Mai ihren Job verloren, während die „Nothilfen“ der Regierung nicht ausreichen. Zehntausende Ausbildungsplätze werden in den nächsten Jahren wegfallen. Unsere Zukunft steht auf dem Spiel, doch die Regierung schert das wenig. 

Kämpfen, aber wogegen und wofür? 

Die Sol kämpft dafür, dass die Kosten der Krise nicht auf dem Rücken von Beschäftigten und der jungen Generation abgeladen werden. Wir sagen und fordern unter anderem: 

  • Nein zu jeder Form von Kürzung und Stellenabbau – die Gewerkschaften müssen gegen jeden Angriff der Kapitalist*innen und der Regierung kämpfen
  • einen 13-Euro-Mindestlohn sofort, als ersten Schritt zu 15 Euro
  • eine elternunabhängige Mindestsicherung von 600 Euro plus Warmmiete für Schüler*innen und Studierende
  • einen staatlich garantierten, wohnortnahen Ausbildungsplatz und ein öffentliches Investitionsprogramm zur Schaffung sicherer, tarifgebundener und nachhaltiger Jobs

Wenn die letzten Monate eins gezeigt haben, dann dass ja wohl genug Geld dafür da ist. Die Bundesregierung hat Steuermilliarden an Banken und Konzerne ausgehändigt, die in den letzten Jahren Riesenprofite gemacht haben. Wir sind der Meinung, die Profite und der Reichtum dieser Kapitalisten (siehe Seite 5) sollte für Investitionen ins Bildungssystem, in bezahlbaren Wohnraum, in Klimarettung und gute, nachhaltige Arbeitsplätze gesteckt werden. Doch dafür müsste man sich mit ihnen anlegen.

Kämpfen und organisieren, aber wie?

Die Herrschenden reagieren nur wenn sie dazu gezwungen werden – durch Massenproteste und Druck von unten. In Großbritannien konnten zum Beispiel Proteste von Schüler*innen, die die Socialist Party (Schwesterorganisation der Sol)  mitorganisierte, coronabedingte Verschlechterungen der Abiturergebnisse zurückschlagen. Das zeigt, dass Verschlechterungen nicht einfach hingenommen werden müssen und dass es sich lohnt zu kämpfen. Das geht nur, wenn wir viele sind und uns zusammenschließen. Deshalb sind junge Sol-Mitglieder in der linksjugend [‘solid] und den Gewerkschaften aktiv und bringen dort ein kämpferisches Programm ein.

„Politiker denken wie Kapitalisten“…

…zitierte der Tagesspiegel im Mai in einer Jugendstudie die Antwort eine*r Teilnehmer*in. Diese bezog sich auf die Diskussion über kürzere Sommerferien, weist aber auch daraufhin, in was für einer Gesellschaft wir leben. Nämlich in einer Klassengesellschaft, die von den Interessen der Kapitalist*innen dominiert und von ihren Politiker*innen regiert wird. Demokratischer Einfluss beschränkt sich auf ein Wahlkreuz alle vier Jahre, was unter 18-Jährigen sogar verwehrt wird. Dieses System kann nicht sozial gerecht reformiert werden. Es muss abgeschafft werden. Die großen Banken und Konzerne müssen in öffentliches Eigentum überführt und demokratisch durch die Arbeiter*innenklasse kontrolliert und verwaltet werden. Die Wirtschaft muss nachhaltig und demokratisch geplant werden, um die Bedürfnisse der Menschen im Einklang mit der Natur zu befriedigen. Solch eine sozialistische Gesellschaft, wäre auch – im Gegensatz zum Stalinismus – wirklich demokratisch: Personen in Leitungsfunktionen würden jederzeit abwählbar sein und keine Privilegien erhalten. Das ist eine Zukunft, für die es sich zu kämpfen lohnt.

Print Friendly, PDF & Email