Fan-Bewegung stoppt Super League
Binnen knapp zwei Tagen wurde die Super League, das Mega-Profit-Projekt von zwölf europäischen Top-Clubs, gestoppt, vorerst zumindest.
Von Torsten Sting, Rostock
Es hat wohl schon lange, keine derart krasse Fehleinschätzung mehr gegeben. Unter der Führung des steinreichen Präsidenten von Real Madrid, Florentino Perez, gaben Proficlubs aus Spanien, England und Italien bekannt, dass sie einen zusätzlichen, europäischen „Wettbewerb“ ins Leben rufen wollten. Dieser hätte allerdings nur bedingt etwas mit der Bedeutung des Wortes Wettbewerb zu tun gehabt, da von den anvisierten zwanzig Clubs, fünfzehn dauerhafte Teilnehmer gewesen wären.
Das was jedem nationalen und internationalen Format eigen ist, nämlich die Möglichkeit sich auf sportlichem Wege zu qualifizieren, wäre de facto versperrt gewesen. Der Plan war eine exklusive Veranstaltung ins Leben zu rufen, die in Konkurrenz zur UEFA Champions League gestanden hätte. Deren Funktionär*innen liefen gegen diese Pläne Sturm und drohten mit weitreichenden Sanktionen.
Kein Wunder, wäre dieser Wettbewerb doch nur noch die Hälfte wert gewesen, da die wichtigsten Zugpferde gefehlt hätten. Finanzielle Einbußen hätten am Ende der Entwicklung zu Buche gestanden, da die Werbeeinnahmen und Fernsehgelder nicht mehr so üppig geflossen wären.
Aufstand der Fans
Entscheidender für das vorläufige Scheitern der hoch fliegenden Pläne der Fußball- Milliardäre waren aber die breiten internationalen Proteste, insbesondere der englischen Fans. Sechs Vereine der Premier League wollten Teil des Projektes sein. Unter dem Druck der Straße, in den sozialen Medien, sowie aufgrund von Vereinsaustritten von langjährigen Mitgliedern, kippten die Clubfunktionäre um wie Dominosteine. Sie fürchteten die Erosion ihrer Basis und die mangelhafte Unterstützung der Öffentlichkeit. Selbst im Lager des Kapitals gab es unter diesen Umständen kaum offene Unterstützung für die Super League. Vor dem Hintergrund der zunehmenden Entfremdung von wichtigen Teilen der Arbeiter*innenklasse von der kapitalistischen Elite, was sich auch im Profi-Fußball schon länger ausdrückt, war der Mehrheit der Politik und der Medien, das Projekt zu weitgehend.
Nach 48-Stunden war der Spuk vorbei und alle Vereine von der Insel, erklärten ihren Rückzug! Ein großer Erfolg der Fan-Protestbewegung!
Weiter machen!
In einer gemeinsamen Erklärung von verschiedenen Fan-Bündnissen heißt es zu recht: „Wir rufen alle Fußballfans auf: Die Zeit für einen noch konsequenteren und lauteren Widerstand ist gekommen. Die Ereignisse der letzten Tage haben gezeigt, was möglich ist.“ Und an anderer Stelle wird hinzugefügt: „Lasst Euch nicht blenden! FIFA, UEFA und die Nationalverbände sind nicht die Heilsbringer des Fußballs, die ihn vor dem Untergang gerettet haben. Vielmehr haben eben diese Verbände die Monopolstellung sogenannter Top-Klubs ermöglicht.“
Die Fan-Gruppen sollten jetzt die Gelegenheit nutzen, breiter in die Gesellschaft zu wirken, mit dem Ziel einer grundlegenden Neuordnung des Fußballs. So könnte eine Konferenz einberufen werden, zu der z.B. die Gewerkschaften, die Beschäftigten der Clubs, Vertreterinnen und Vertreter der Stadtteile und andere Interessierte eingeladen werden. Eine solche Bewegung könnte auch ein Angebot für einen Teil der Spieler und Trainer darstellen. Diese sind, aufgrund ihrer zum Teil extrem hohen Gehälter, einerseits neben den super reichen Clubinhabern und den korrupten Verbänden, ein wesentlicher Teil des Problems. Anderseits leiden sie aber unter dem immer dichter gedrängten Spielplan, der den Profitinteressen der Clubinhaber und der Verbände gehorcht. Diese Entwicklung geht zu Lasten der Gesundheit der Profis und deren Verletzungen nehmen zu, mit zum Teil weitreichenden Folgen für das Leben nach dem Ende der Karriere.
Fußball und das System
Aber machen wir uns nichts vor. Es ist eine Frage der Zeit, wann die die Fußball-Milliardäre mit einem ähnlichen Projekt aufwarten, um ordentlich abzusahnen.
Es ist illusorisch anzunehmen, dass wir im Rahmen des Kapitalismus das Rad komplett zurück drehen können. Um den Sport im Allgemeinen und den Fußball im Besonderen zu seinen Ursprüngen zu führen, müssen wir die Macht der großen Konzerne und der Reichen, die hinter der Kommerz-Entwicklung stecken, entmachten.
Reclaim the game
Fußball ist ein „einfacher“ Sport mit überschaubaren Regeln, der mit geringem Aufwand praktiziert werden kann. Rund um den Globus jagen Kinder und Erwachsene dem Ball hinterher, ohne sich darüber Gedanken zu machen, ob sie damit Geld verdienen können. So genial ein Spieler wie Lionel Messi Fußball zelebriert, sollten wir weniger diesen Superstars zu jubeln, sondern uns mehr dafür einsetzen, dass insbesondere der Breitensport gefördert wird .Also: selber ran an den Ball, politisch organisieren und für eine sozialistische Welt kämpfen, die es uns allen ermöglicht, frei von Profitzwängen einfach nur zu spielen, weil es Spaß macht.
Der Artikel wurde am 25.4. gegenüber der Ursprungsfassung um zwei Passagen ergänzt.