Solidarität mit dem Telekom-Streik

Für die volle Durchsetzung der Forderungen!

Wir dokumentieren hier die Solidaritätserklärung, die heute auf der Demonstration der Telekom-Beschäftigten anlässlich der dritten Verhandlungsrunde von Sol-Mitgliedern in Berlin verteilt wurde.

Liebe Kolleginnen und Kollegen der Telekom,

draußen steigen die Preise für Energie und Lebensmittel, im Betrieb steigen Arbeitsintensität, Gewinne und Vorstandsgehälter. Doch das bisherige Angebot der Chefetage bedeutet für Euch sinkende Reallöhne. Was für eine Frechheit: Lohnerhöhungen weit unter der Inflationsrate und der Versuch, den Beschäftigten lange Laufzeiten aufzudrücken, sind völlig inakzeptabel. Sie bedeuten überall Reallohnabbau und zunehmende Senkung des Lebensstandards bei der Alltagsbewältigung großer Teile der lohnabhängigen Klasse.

Eure Forderungen nach u.a. sechs Prozent mehr Lohn wurden im Februar beschlossen. Seitdem liegt die Inflationsrate in zwei Monaten über sieben Prozent! Die volle Durchsetzung eurer Forderung ist deshalb zum notwendigen Minimum geworden. Wir, die Sozialistische Organisation Solidarität (Sol), wünschen Euch dafür viel Kraft und Erfolg!

In einer Zeit, in der die Bundesregierung durch ihre desaströse Politik eine Verarmung großer Teile der Bevölkerung gelassen in Kauf nimmt, gibt es keinen Grund für Bescheidenheit der Kolleginnen und Kollegen. Sollte der Vorstand auf Eure Forderungen weiter nicht eingehen, sind Urabstimmung und Erzwingungsstreik das Mittel der Wahl. Streikversammlungen aller Streikenden an den Standorten und Delegiertenversammlungen können dabei helfen, eine maximale Kampfkraft zu entwickeln und einen demokratischen Streikverlauf zu gewährleisten. Sie sollten auch diskutieren, ob nicht angesichts weiter steigender Preise höhere oder Nachschlagsforderungen nötig werden.

Gemeinsam kämpfen!

Ihr seid nicht allein: Zeitgleich zur Telekom läuft die Tarifrunde im Sozial- und Erziehungsdienst und kämpfen Kolleg*innen in NRW für mehr Personal im Krankenhaus. Die Kolleg*innen der Eisen- und Stahlindustrie beginnen die Verhandlungen im Mai. Schon wieder wird die alte Leier angestimmt, die Beschäftigten müssten Maß halten, steigende Löhne würden die Inflation weiter ankurbeln und Verzicht sei nötig, um für die Kosten von Krieg und Krisen aufzukommen. Diese Aufrufe kommen aber von denen, die sich selbst in der Pandemie weiter bereichern konnten – von Konzernbossen und Superreichen. Es ist umso dringender, dass die Beschäftigten sich nicht beirren lassen und gemeinsam für ihre Interessen kämpfen. Es gibt die Chance, die diesjährigen Tarifkämpfe erfolgreich zu führen. Die Gewerkschaften sollten ihre Kampfmaßnahmen koordinieren und zu gemeinsamen Aktionen kommen. Gerade hier in Berlin gab es im letzten Jahr Beispiele gut koordinierter Kämpfe, wenn wir an die Krankenhausbewegung denken.

Deshalb: Für die volle Durchsetzung eurer Forderungen! Vernetzt Euch mit den Kolleginnen und Kollegen aus anderen Branchen und stärkt Eure beste Kraft durch aktives Handeln: Die Solidarität! Wir stehen an Eurer Seite. Nicht nur bei der Telekom gilt: Der exorbitante Reichtum und die Prasserei auf der Seite von Wenigen ist nur möglich durch niedrige Löhne, zunehmende Intensität in den Arbeitsprozessen und Rationalisierungen auf Kosten der Mehrheit, also auch der Beschäftigten. Das ist auch Ergebnis von Privatisierung. Das System dahinter ist profitgetrieben und heißt Kapitalismus. Unsere Alternative ist eine sozialistische: Öffentliches Eigentum von Großkonzernen, wie der Telekom, und demokratische Kontrolle und Verwaltung durch die arbeitende Bevölkerung. Dann würde nicht mehr der Profit, sondern Eure Bedürfnisse und die Verbraucher*innen im Mittelpunkt stehen.

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