Uniklinikum Frankfurt am Main: „Heute ist kein Arbeitstag, heute ist Streiktag!“

Der Kampf um mehr Personal in den Krankenhäusern geht weiter

Nach der Krankenhaus-Bewegung in Berlin und NRW kämpfen nun die Kolleg*innen am Uniklinikum Frankfurt am Main für einen Tarifvertrag Entlastung. Vom 25. bis 26. August fand ein erster 48-Stunden-Warnstreik statt. Genoss*innen von der Sol Ortsgruppe in Mainz haben die Kolleg*innen am Freitag besucht und solidarisch unterstützt.

Von Caspar Loettgers und Max Klinkner, Sol Mainz

Ab sechs Uhr versammelten sich Kolleg*innen an zwei Streiklokalen am Uniklinikum in Frankfurt am Main und zogen dann, wie am Tag zuvor, zusammen zum DGB Haus. Während der Demonstration bekamen sie viel Unterstützung durch hupende Autofahrer*innen und Passant*innen. Die Stimmung ist definitiv angespannt unter den Kolleg*innen. In Reden erzählten Pflegekräfte und Azubis vom kräftezehrenden Alltag im Krankenhaus. Azubis werden nicht angelernt, sondern direkt als billige Arbeitskräfte eingesetzt, um fehlendes Personal zu decken. Pflegekräfte berichteten von Tagen an denen sie ausschließlich arbeiten und schlafen, ohne eine Minute Freizeit oder Entspannung. Intensivpfleger*innen berichteten davon allein drei schwerkranke Patienten versorgen zu müssen. Alles keine Einzelfälle.

Es ist deshalb völlig richtig, dass jetzt auch in Frankfurt am Main der Kampf für mehr Personal und Entlastung begonnen wurde. Am Freitag Morgen erschienen etwa 300 Streikende zur Demonstration, insgesamt waren über 800 Angestellte in den Warnstreik getreten. Zahlreiche Operationen mussten abgesagt werden und einige Stationen wurden ganz geschlossen. Am Montag steht der nächste Verhandlungstermin an, sollte es bis dann keine Einigung geben, soll eine Urabstimmung eingeleitet werden. Bislang bietet die Klinikleitung einen freien Tag nach zehn Arbeitstagen in Überlastung an. Der schlechte Witz: Pro Jahr soll es maximal zwei zusätzliche freie Tage geben. Das Angebot wurde zu Recht zurückgewiesen. Mehrere Kolleg*innen sagten, die Klinikleitung befände sich meilenweit von einer angemessenen Einigung entfernt. Viele stellen sich schon innerlich auf eine lange Zeit des Streiks und des Kampfes für bessere Arbeitsbedingungen ein.

Solidarität!

Sollte es tatsächlich zu einem Erzwingungsstreik kommen, wie es in Berlin und NRW der Fall war, ist praktische Solidarität dringend notwendig. Diese Streiks haben gezeigt, wie hart eine solche Auseinandersetzung sein kann. Vor allem muss aber auch der politische Druck erhöht werden, um die Klinikleitung und die Landesregierung zu zwingen die Forderungen von ver.di und der Kolleg*innen umzusetzen. Eine bundesweite Solidaritätskampagne aller DGB Gewerkschaften und eine Aktivenkonferenz wären notwendig, um den Kampf für ein bedarfsgerechtes Gesundheitswesen voranzubringen.

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